Leser Ein eloquenter Blender

Betr.: Hans-Dietrich-Genscher-Platz am Bahnhof Barmen

Es ist angemessen, den bedeutungslosen Bahnhofsvorplatz in Barmen nach Hans-Dietrich Genscher zu benennen.

Als er zu Anfang seiner Karriere den Zufallswahlkreis in Wuppertal übernahm, zog er über die Landesliste direkt in den Bundestag. Mit Wuppertal hatte er in Wirklichkeit nichts am Hut. Warum so viel Ehre für Genscher? Was hat er für unsere Stadt getan? Da fällt mir nur die Städtepartnerschaft mit Košice ein, deren Grundstein er gelegt hat. Wenig für 33 Jahre Wahlkreistätigkeit. Von einer besonderen Verbundenheit zu Wuppertal kann keine Rede sein.

Er war ein Machtpolitiker, der Helmut Schmidt in den Rücken gefallen ist und ein Nutznießer der Perestroika-Politik von Michail Gorbatschow. Die Grundlagen für die Wiedervereinigung wurden schon in den 60er Jahren von Egon Bahr mit seinen Thesen "Wandel durch Annäherung" geschaffen.

Für viele Bürger gehörte Genscher in der Kategorie der eloquenten Blender. Einen solchen Aufriss um einen Politiker zu machen, nur weil der Wahlkreis in Wuppertal war, ist provinziell.

Siegfried Wächter

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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