Betr.: Wuppertaler Attraktivität

Wuppertal besteht nicht nur aus Elberfeld. Wenn Attraktivität gleichgesetzt wird mit Museen, Kleinkunst, Grünanlagen, Parks, Geschäften, Gastronomie, ÖPNV — dann lautet die Antwort "ja".

Wenn verwirrende Verkehrsführung, kaum vorhandene Radwege, Schlaglöcher, hohe Wohnungs- und Häuserleerstände, von Sperrmüll überquellende Bürgersteige, Dreck überall, Schließungen von Bädern und Kultureinrichtungen, stundenlange Wartezeiten auf Ämtern, städtische Dauerbaustellen, Abbau städtischer Leistungen in vielerlei Hinsicht, Verschwendung von Steuergeldern durch Schaffung eines unnötigen städtischen Dezernates, Verkauf von Grundstücken an Bau-Investoren gegen den Willen in Mitleidenschaft gezogener Bürger, durchgeführte und geplante Naturzerstörung (Bauhaus, Ikea, Kleine Höhe) für Attraktivität stehen — dann "nein".

Die Wuppertaler Entscheider schielen zu sehr auf die Außenwirkung unserer Stadt, deren Ansehen nicht unberechtigterweise niedrig genug ist. Sie wollen "draußen" Eindruck schinden und Besucher hierhin holen. Dafür werden sie bezahlt. Sie sollten sich aber auch um die Belange der Einheimischen kümmern. Da dies nur selten geschieht, wachsen Unzufriedenheit und Desinteresse.

Es ist nicht damit getan, seelenlose Einkaufspaläste zu errichten und gesichtslose Neubaugebiete in die Natur zu setzen, um Menschen anzulocken. Verantwortliche müssen lernen, Vorhandenes zu pflegen und krampfhaftes Erfinden scheinbar neuer Anziehungspunkte zu vermeiden, auch wenn es positive Schlagzeilen bringt. Für die überforderte Stadtspitze offenbar eine unlösbare Aufgabe ... Dennoch: Wer sich ausführlich mit unserer Stadt und ihrer Historie auseinander setzt (und das tun erfreulicherweise viele Bürger), wird erkennen, dass sie lebenswert, unendlich interessant und bemerkenswert ist.

Frank Khan, Wuppertal

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