Ärmliche Argumentation

Betr.: Seilbahn-Pläne, Rundschau-Interview vom 10. Oktober

Ganz aus dem Bauch heraus halte ich die Idee einer Seilbahn in Wuppertal für "cool", Seilbahnen sind trendy. Früher wollten alle eine U-Bahn.

Mein Eindruck aus dem Rundschau-Doppelinterview ist, dass das den Befürwortern eigentlich ebenso geht, aber jetzt müssen "Sachargumente" zusammengebastelt werden, um die schöne Idee zu untermauern.

Wer jetzt noch durch den Kiesbergtunnel fährt, ob Pkw oder Lkw, der nimmt in Zukunft dann die Seilbahn? Wohl kaum. Durch eine Seilbahn reduziert sich die Lärm- und Feinstaubbelastung jedenfalls nicht. Aus finanziellen Gründen werden viele Buslinien ausgedünnt werden müssen? Wieso ist dann Geld für ein Seilbahnprojekt da?

Im Gegensatz zur Seilbahn haben Buslinien viele Haltepunkte: Eindeutig ein Pluspunkt für eine älter werdende Bevölkerung, anstatt sich zum Küllenhahn hinaufzuschnaufen, um dann mit der Seilbahn wieder ins Tal zu fahren.

"Und wenn mehr Studenten die Seilbahn nutzen wollen, dann muss man mehr Gondeln einsetzen"? Ist die Anzahl der Gondeln für Stoßzeiten flexibel zu gestalten? "Wer am Bahnhof ankommt, kann vieles per Fahrrad erleben": Kann man sein Fahrrad mit in die Seilbahn nehmen? "115 Jahre nach der Schwebebahn könnte die Stadt eine neue Attraktion (...) gut gebrauchen". Sind wir im Zirkus? Hat sich die Schwebebahn als Tourismusmagnet überlebt? Wird dann ein Tuffi aus der Gondel springen, um Wuppertal weltweit in die Schlagzeilen zu bringen — und Touristen scharenweise nach Wuppertal? Erst ins FOC und dann auf die Südhöhen ...

Ich halte die Seilbahn für eine spannende Idee, aber die Argumentation ist ärmlich.

Hubertus Goerke, Heusnerstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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