Kreiskantor Jens-Peter Enk „Weihnachten ist ein Fest der Musik“

Wuppertal · Rund um Weihnachten sind Organisten, Chöre und Orchester im Dauereinsatz. Ein Stress, den Wuppertaler Kreiskantor Jens-Peter Enk gerne auf sich nimmt. Denn in der Musik wird der Glaube für ihn lebendig.

 Viel Freude bei der ARbeit: Jens-Peter Enk.

Viel Freude bei der ARbeit: Jens-Peter Enk.

Foto: Sabine Damaschke

Alle Jahre wieder Weihnachtslieder und -konzerte: Kommt da bei Ihnen als Kirchenmusiker noch Freude auf?

Enk: „Das werde ich häufiger gefragt (lacht). Tatsächlich ist die Advents- und Weihnachtszeit für Kirchenmusiker die stressigste Zeit des Jahres – und ja, das Repertoire, das wir spielen, ist jedes Jahr ähnlich. Aber ich finde es wunderbar! Weihnachten ist für mich immer die Zeit, in der wir den Menschen das Beste, das wir haben, in den vielen Gottesdiensten und Konzerten zu Gehör bringen können. Die Lieder, die wir spielen, gehen ans Herz. Sie berühren die Menschen mehr als an anderen christlichen Festen wie Ostern. Ich sehe das als eine große Chance für die Kirche und ihre gute Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist.“

Wie viele Gottesdienste spielen Sie an Weihnachten?

Enk: „Allein an Heiligabend spiele ich in fünf Gottesdiensten. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag geht es dann weiter bis ins neue Jahr hinein. Da ich keine Familie habe und die Weihnachtsgottesdienste so schön finde, übernehme ich diese Aufgabe gerne. Laut Stellenplan müsste ich das nicht machen, denn in der Gemeinde Unterbarmen habe ich nur eine 55-Prozent-Stelle als Kantor. Für Aufgaben im Kirchenkreis kommen etwa 30 Prozent hinzu.“

Außer an Weihnachten spielen Gottesdienste für viele Menschen keine große Rolle mehr. Wie geht es Ihnen damit?

Jens-Peter Enk.

Jens-Peter Enk.

Foto: Anna Schwarz

Enk: „Ich finde das schade, denn Gottesdienste sind für mich die Hauptschlagader der Gemeinde, der zentrale Ort, an dem alle zusammenkommen. Das habe ich als Kind in der Kirche meines Heimatortes so erlebt. Für die etwa 1.200 Mitglieder gab es rund 1.000 Sitzplätze, die regelmäßig gefüllt waren. Im niedersächsischen Peine hatte ich auch meine erste Festanstellung als Organist – und zwar mit 13 Jahren. Seitdem spiele ich schon auf Orgel und Klavier in Gottesdiensten.

Die Musik, aber auch Predigt, Lesungen und Fürbitten geben mir ganz viel Kraft für den Alltag. Wort und Musik gehören für mich untrennbar zusammen. Wenn sie gut aufeinander abgestimmt sind, entsteht ein großartiges Gesamtkunstwerk. Doch dafür braucht es eine intensive Vorbereitung und Absprache zwischen Kantorinnen und Kantoren und Pfarrerinnen und Pfarrern, die manchmal leider fehlt.“

Wie wichtig sind die Chöre in diesem Gesamtkunstwerk?

Enk: Sie haben eine zentrale Rolle. Auch wenn ich mich selbst eher als den ,Tastenmenschen‘ bezeichne und sie lieber begleite als leite, liebe ich es, mit ihnen zu arbeiten. Jeder Chor interpretiert Lieder und musikalische Werke anders. Das gemeinsame Singen und Musizieren ist ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis, das in die Gemeinde und ins Publikum ausstrahlt. Anders als bei den Profis steht nicht der perfekte Ton und das ,Super-Sauber-Singen‘ im Vordergrund, und das macht für mich den Reiz aus. Ich glaube, es würde mich ziemlich langweilen, wenn ich nur mit anderen Profimusikern in einem festen Ensemble zu tun hätte.“

Aber Chöre können auch sehr ehrgeizig sein.

Enk: „Oh ja! Vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit sind viele Chorsängerinnen und -sängern anspruchsvoller und kritischer. Einerseits ist das gut, weil ich – wie gerade erwähnt – den Anspruch habe, in dieser Zeit das Beste zu geben. Andererseits versuche ich aber auch, den Druck rauszunehmen. Wir müssen nicht perfekt sein. Musizieren soll Freude machen, nicht in totalen Stress ausarten.“

Gibt es Musikstücke, die für Sie unbedingt zu Weihnachten gehören?

Enk: „Am Ende der Gottesdienste ,O du Fröhliche‘ zu singen, gehört für mich auf jeden Fall dazu. Und Bach mit seiner ,Pastorale‘ darf nicht fehlen. Ich finde es aber auch reizvoll, die schönen alten Lieder mit moderneren Klängen zu mischen. Mir ist es als Kirchenmusiker generell wichtig, die ganze Bandbreite zum Klingen zu bringen: vom Barock über den Gospel bis hin zum Pop.“

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