Skulpturenpark Waldfrieden Zwei Männer, der Schmerz, das Schwarz

Wuppertal · Wegweisungen dafür geben, wie man eine Kunstausstellung durchwandert? Eher nicht. Bei Michael Sandle und Ian McKeever, deren Werke jetzt im Skulpturenpark Waldfrieden zu sehen sind, könnte man eine Ausnahme machen – je nachdem, ob man aufgewühlt oder von Farben sanft umhüllt nach Hause gehen möchte.

 Michael Sandle ist einer von zwei Bildhauern, deren Werke jetzt in der oberen und unteren Skulpturenpark-Ausstellungshalle parallel zu sehen sind.

Michael Sandle ist einer von zwei Bildhauern, deren Werke jetzt in der oberen und unteren Skulpturenpark-Ausstellungshalle parallel zu sehen sind.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Ihr Oeuvre nicht in einem Raum zu zeigen, war eine gute Entscheidung des Kurators. Zu verschieden ist das, was die als Mitglieder der Royal Academy geehrten Künstler umtreibt.

Und so begegnen wir nun einem wütenden und von der Scheinheiligkeit der Welt enttäuschten Michael Sandle in der obersten der drei Hallen im „Skulpturenpark Waldfrieden“.Dass er als Fünfjähriger zum Zeugen eines Krieges gemacht wurde, hat ihn zu dem Bildhauer werden lassen, der er jetzt ist. Mahnend und anklagend erhebt der Künstler den Zeigefinger in allem, was er sagt und tut. Dass er ein Pazifist und gegen kriegerische Auseinandersetzungen ist? Er hätte es nicht erzählen müssen – seine Skulpturen hätten für ihn gesprochen. So wie der Pilot, martialisch und dazu umhüllt von religiöser Symbolik. In der einen Hand eine explodierende Bombe, in der anderen an den Haaren gehaltene Köpfe. „Er fliegt hoch genug, um das Schreien seiner Opfer nicht zu hören“, kommentiert Michael Sandle die Botschaft seines bronzenen Protagonisten.

Gleich nebenan ein vergleichsweise unscheinbares Werk – zumindest dann, wenn man einzig die Größe zum Maßstab macht. Ein eingesperrter Elefant an Fußketten, ein Transportpferd mit Kriegsutensilien und ein weiteres Ross, das jenseits allen Stolzes unter der Last zusammenbricht. Man schaut hin, dann schaut man nochmal hin – und bevor man wegschauen konnte, spürt man den inneren Schmerz.

So ist es bei allem, was Michael Sandle dem Betrachter seiner Werke erzählt: Es ist brutal, und es tut weh. Dass soll es auch – der Künstler legt den Finger mitten in die Wunde. Zweiter Weltkrieg, Falklandkrieg und der Krieg im Irak: Ein von Menschen gemachter Irrsinn. Man weiß gleich, was Sandle meint, wenn er sagt: „Es gibt Grund zur Sorge.“ Er sei ein Pessimist, das wolle er nicht bestreiten. Und dennoch: Wo bleibe die Kritik der modernen Kunst an der Welt?

Einer, der diese Worte auch gehört haben dürfte, ist Ian McKeever. Seinen Hang zu schwarz kann auch er nicht verhehlen. Man findet die düsterste aller Farben in beinahe allen Arbeiten des britischen Malers. Auf seine Großformate kann man in der untersten Halle schauen und wessen von Michael Sandle aufgewühlte Seele beim Schlendern durch den Park noch nicht zur Ruhe gelangt ist, der kann sie dort finden.

Der Maler ist auch ein Philosoph – das spürt man in allem, was er über sein Tun erzählt. Schwarz sei für ihn nur eine von vielen Farben und keinesfalls etwas, mit dem man Dunkelheit transportiert. Schwarz sei allenfalls dichter und weiß nahezu transparent. Es gebe eine Farbe an der Oberfläche und eine innen drin: Auch hier also die Einladung, hinter die Fassade zu schauen und bis zum Innersten vorzudringen. Als Mensch fühle er die Gegenwart von Wärme und auch von Menschen, als Maler mache er beides sichtbar. Nur auf den ersten Blick seien seine Arbeiten das, was man üblicherweise abstrakt nennt. Vielmehr sei er interessiert an den Randzonen der Malerei – als Betrachter spürt man eine besondere Empfindsamkeit für Kompositionen.

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