Mal wieder was von Mühl

"Störrische Gedichte" nennt Wuppertals Literatur-Altmeister Karl Otto Mühl seine vor kurzem im Verlag HP Nacke erschienene neue Sammlung...

 Mit 91 Jahren hat Karl Otto Mühl noch den Schalk im Nacken sitzen. Das prägt auch seine neuen Gedichte.

Mit 91 Jahren hat Karl Otto Mühl noch den Schalk im Nacken sitzen. Das prägt auch seine neuen Gedichte.

Foto: Raina Seinsche

.. und spätestens beim Untertitel des Bandes wird klar, wie sehr dem bald 91-jährigen Autor der Schalk im Nacken sitzt. Da heißt es nämlich: "Nebst einigen nachgelassenen Gedichten eines gewissen Herrn Friedrich Kempner".

Kempners angebliche Schwester, Friedericke Kempner, im 19. Jahrhundert unter anderem produktive Autorin von Streitschriften, Novellen und Dramen, erlangte zweifelhafte Berühmtheit als Lyrikerin. Von der Kritik zur "Großmeisterin der unfreiwilligen Komik" erklärt und auf die Spottnamen "schlesische Nachtigall" und "schlesischer Schwan" getauft, fand sie bis heute zahlreiche Nachahmer, deren Parodien als sogenannte Pseudo-Kempneriana in Umlauf sind.

In diese Tradition reihen sich Karl Otto Mühls unter dem Namen Friedrich Kempner veröffentlichte Parodien ein, die in "Störrische Gedichte" erstmals zu lesen sind.

Daneben gibt es viel ganz unverkennbare Mühl-Lyrik: Miniaturen über ein Kind oder die Vorbereitung auf den eigenen Tod, über die Betroffenheit, über die Glückssuche, auch über die Demokratie... Ein Kaleidoskop an scharfen Beobachtungen, fast immer — und das ist ja gerade ganz typisch für Karl Otto Mühl — mit Ironie gewürzt.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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