Kein Highlight zum Einstieg

Leicht machte es Schauspielintendantin Susanne Abbrederis ihren geladenen Premierengästen nicht. Zur Eröffnung des Theaters am Engelsgarten bot sie Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“, bei dem ihr Schauspiel-Ensemble musikalisch nicht immer überzeugte.

 Sechs Herren — und keine schöne Müllerin: Stefan Walz, Miko Greza, Thomas Braus, Uwe Dreysel, Konstantin Shklyar und Daniel F. Kamen (von links).

Sechs Herren — und keine schöne Müllerin: Stefan Walz, Miko Greza, Thomas Braus, Uwe Dreysel, Konstantin Shklyar und Daniel F. Kamen (von links).

Foto: Jens Grossmann

Die Erwartung des Publikums war groß. Schließlich wird nicht jeden Tag ein neues Theater eröffnet – einhergehend mit einem Neustart der Intendanz und des Ensembles. Mit dem Liederabend „Die schöne Müllerin“ wurde jedoch kein klassisches Sprechtheater gezeigt, sondern Susanne Abbrederis wollte die Gäste von den musikalischen Qualitäten ihrer Schauspieler überzeugen.

Doch die Rechnung ging so ganz nicht auf. Auch wenn man den ein oder anderen P atzer der großen Nervosität der Akteure zuschreiben kann... Während die Damen (Tinka Fürst, Philippine Pachl, Julia Resnik) die musikalische Herausforderung recht gekonnt stemmten, war das Niveau der Herren (Thomas Braus, Uwe Dreysel, Miko Greza, Daniel F. Kamen, Konstantin Shklyar, Stefan Walz) sehr unterschiedlich. Zwar gewannen die neun Schauspieler im Lauf des 90-minütigen Abends immer mehr Sicherheit, doch war die Konzentration auf den Gesang so groß, dass die schauspielerischen Leistungen in den Hintergrund traten. Auch schienen sich die Darsteller auf dem für sie ungewohnten Terrain nicht glücklich zu fühlen. Abstriche, die dem Publikum nicht verborgen blieben.

Herauszuheben ist jedoch die Leistung des Pianisten Christoph Schmackertz, der nicht nur durch seine gefühlvolle Begleitung bestach, sondern auch durch hohe Bühnenpräsenz.

Für die Inszenierung sorgte Jos van Kan, der mit einigen witzigen Momenten punkten konnte: So lässt er die betörende Müllerin gleich im Trio erscheinen – und der Bach, roter Faden der Handlung, plätschert mal als Video über die Bühnenwand, findet sich in einer Kiste auf dem Boden, oder wird von den Müllerinnen in Eimern durch die Handlung getragen. Nach einem flotten Start fällt die Inszenierung jedoch deutlich ab, wirkt am Ende zäh.

Eine perfekte Lösung für das Bühnenbild findet Jan Ros, der große Kisten mit ungewöhnlichen Inhalt nutzt, um für überraschende Hingucker zu sorgen.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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