Interview mit Markus Teutschbein (Kurrende) "Hier reifen kleinen Persönlichkeiten heran"

Wuppertal · Markus Teutschbein ist der neue Leiter der Wuppertaler Kurrende — erst der siebte in der 90-jährigen Geschichte des Knabenchors. Und mit seinem Alter von 46 Jahren könnte er es auch eine ganze Weile bleiben.

 Markus Teutschbein: „Ich mag die Arbeit mit Kindern, sie sind so unvoreingenommen und direkt.“

Markus Teutschbein: „Ich mag die Arbeit mit Kindern, sie sind so unvoreingenommen und direkt.“

Foto: privat

Rundschau- Redaktionsleiter Hendrik Walder sprach mit ihm.

Rundschau: Sind Sie schon in Wuppertal angekommen?

Teutschbein: Sicher, erste Eindrücke konnte ich ja schon in der intensiven Findungsphase gewinnen. Natürlich bin ich Schwebebahn gefahren und auch schon mit dem Fahrrad über die Nordbahntrasse. Die hat ja eine ganz gute Verbindung zum Kurrendeheim.

Rundschau: Und Sie wohnen auch schon hier?

Teutschbein: Da bin ich momentan in der Planung. Ich habe noch einen Chor und ein Orchester in Basel in der Schweiz, dort möchte ich eine geordnete Nachfolge hinterlassen. Meine Frau arbeitet dort noch als Klarinettistin und wir haben ja vier Kinder. Von daher will der Umzug nach Wuppertal durchdacht sein.

Rundschau: Was reizt Sie an der Arbeit mit einem Knabenchor?

Teutschbein: Ich arbeite gerne mit Kindern, sie haben den Vorteil einer noch ungeformten Stimme, sie gehen ohne Vorbehalte an die Stücke, sie sind direkt und unverstellt — das macht einfach Spaß, zu erleben, wie dann die Arbeit langsam Früchte trägt.

Rundschau: Es ist dadurch aber nicht nur eine rein musikalische Ausbildung?

Teutschbein: Nein, hier reifen regelrecht kleine Persönlichkeiten heran. Immerhin müssen die 10- bis 11-Jährigen im Konzertchor in ihren Stimmgruppen Leistungsträger sein. Das können sie aber auch, sie wachsen fast automatisch und unbewusst in diese Rollen hinein. Das sind oft ganz tolle Entwicklungen.

Rundschau: In welcher Verfassung finden Sie den Chor jetzt vor?

Teutschbein: Der Chor konnte durch die Umbrüche der letzten Jahren nicht so konstant arbeiten — die jungen Sänger sind da vielleicht empfindlicher als Erwachsene. Aber das sind großartig motivierte Jungen, die alle mitziehen.

Rundschau: Von denen Sie aber alle fünf Jahre eine neue Generation benötigen ...

Teutschbein: So ist das, wir brauchen wegen des irgendwann einsetzenden Stimmbruchs ständig neuen Nachwuchs, aber wir können ja auch wirklich was bieten. Da ist dieses hervorragende Heim auch mit seinen Fußball- und Klettermöglichkeiten. Wir können mit der Mitwirkung in Konzerten, manchmal auch in der Oper locken. Es gibt Konzertreisen in alle Welt — und eine prima Gemeinschaft, die wir auch über den Stimmbruch hinaus mit einem "Jungmännerchor" weiter intensivieren wollen.

Rundschau: Viele Kinder haben heute einen migrantischen Ursprung. Ist das ein Problem für einen christlichen Knabenchor?

Teutschbein: Für uns ist es das nicht, wenn es für die jeweiligen Eltern kein Problem darstellt. Momentan singen bei uns auch zwei türkische Jungen und einer aus Sri Lanka. Das klappt hervorragend.

Rundschau: Sie wären im vergangenen Jahr beinahe Leiter der Leipziger Thomaner geworden. Wo ist die Kurrende im Vergleich dazu angesiedelt?

Teutschbein: Diese reinen Internatchöre singen in ihrer eigenen Liga, aber die Kurrende gehört mit zu den ambitionierten und leistungsstärksten Knabenchören Deutschlands. Das soll auch weiterhin so bleiben.

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