Kommentar zur Ausstellung "Blockbuster Museum" Einfach zeigen, was man kann

Wuppertal · "Die großen Dinge sind ganz einfach." Das ist so ein Satz, den spricht man leicht dahin. Aber immer wieder trifft er ins Schwarze. Film zurück: Es hat Wuppertals Von der Heydt-Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh gar nicht gefallen, dass ihm "seine" große 18. Jahrhundert-Ausstellung, die letzte Schau seiner Wuppertaler Laufbahn, kurz vor dem entscheidenden Einbiegen auf die (noch lange) Zielgerade "abgesägt" wurde.

 Stefan Seitz.

Stefan Seitz.

Foto: Osswald

Nein — das hat ihm gar nicht gefallen.

Deswegen aber in Schockstarre zu verfallen, wie man das bei manchem vermeintlichen "Macher" befürchten müsste, ist offenbar nicht die Sache des 1952 geborenen Bayern, der das Von der Heydt-Museum seit 2006 leitet. Finckh hat getan, was der Kern meines Lieblings-Fußballtrainer-Spruches ist: "Wir müssen nur auf uns schauen." Keine hektische Aufgescheuchtheit à la kopflosem Hühnerhaufen, sondern eine einfache und klare Überlegung: Was ist möglich in so kurzer Zeit — und was können wir?

Was das Von der Heydt-Museum (mit seinem gesamten Team) kann, liegt auf der Hand: Erfolgreiche Ausstellungen machen. Gerhard Finckh berichtete bei der "Blockbuster Museum"-Pressekonferenz davon, dass immer wieder Menschen fragen, wie denn so eine Ausstellung überhaupt zustande kommt, wie lang das dauert, was man alles bedenken, organisieren, regeln muss. Und wenn die Menschen dann erfahren, welcher Riesenapparat (und wie lang schon im Vorfeld!) im Hintergrund läuft, um eine Ausstellung nach draußen ganz leicht und gar nicht kopflastig zu präsentieren — dann sei das Erstaunen stets riesig gewesen. Also, ganz einfach: Warum nicht mal zeigen, was man kann?

"Blockbuster Museum" hat einen ungewöhnlichen Titel, ein ungewöhnlich comic-ähnliches Plakat — und ist eine rundum ungewöhnliche Ausstellung. Sie verbindet bedeutende Besonderheiten der bedeutenden Wuppertaler Sammlung (auch hier hat man einfach einmal "nur" auf sich geschaut) mit handwerklichen, innenarchitektonischen und sowohl bitterernsten als auch augenzwinkernden museumspädagogischen Aspekten.

Das muss man sich trauen: Einen Rotweingartentisch als Entstehungsort einer Ausstellungsidee in einem Raum zu präsentieren, und nicht besonders weit entfernt davon einen (im Weltkrieg) zerstörten Adolf-Hitler-Kopf aus der Schmiede des Elberfelders und Nazi-Stars Arno Breker (O-Ton Finckh: "Das war einer der schlimmsten Finger") zu zeigen, um zu demonstrieren, in wie viele gesellschaftliche Debatten, und wie intensiv, ein Museum eingebunden ist.

"Blockbuster Museum" ist eine politische, eine informative, eine "anfassbare" und eine sehr unterhaltsame, auf die facettenreichen Dimensionen von Kunst konzentrierte Ausstellung. Ein tolles Beispiel, wie man eine offensichtliche Niederlagen-Situation aufnimmt — und umdreht. Die Wuppertaler (Hoch-)Kulturszene ist zurzeit nicht verwöhnt, was solche positiven Abläufe betrifft.

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