2024 kam ein noch größerer Schritt: Die Bundesregierung legalisierte Cannabis teilweise für Erwachsene. Seitdem dürfen volljährige Personen eine gewisse Menge besitzen und sogar privat anbauen. Es war eine Entscheidung, die viele Debatten auslöste, aber auch Hoffnung auf mehr Freiheit, weniger Kriminalisierung und einen kontrollierteren Umgang mit dem Genussmittel Cannabis weckte.
Was jetzt erlaubt ist
Seit der Reform gilt: Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen und drei Pflanzen zu Hause anbauen. Der Eigenkonsum ist in einem privaten Rahmen legal. In der Öffentlichkeit gelten dagegen klare Abstandsregeln, etwa zu Schulen oder Spielplätzen. Wer gegen diese Auflagen verstößt, muss mit Bußgeldern rechnen.
Wer Cannabis aus gesundheitlichen Gründen nutzt, kann eine Behandlung auf Rezept bekommen. Aber der Weg dahin ist nicht immer leicht. Viele Hausärzte haben noch Bedenken, Cannabis zu verschreiben – teilweise aus Unsicherheit oder wegen des bürokratischen Aufwands.
Es gibt aber auch Ärzte, die sich auf solche Behandlungen spezialisieren.
Misstrauen und Diskussionen
Kaum war die Teillegalisierung beschlossen, begann schon die nächste Debatte. Einige fordern, Cannabis künftig ähnlich wie in Kanada und Teilen der USA auch in lizenzierten Läden verkaufen zu dürfen. Derzeit ist das nur in wenigen Modellregionen erlaubt.
Viele Städte zeigen Interesse an einem regulierten Verkaufsmodell. Klar ist: Wer legal konsumieren darf, muss auch wissen, woher er geprüftes Cannabis bekommt.
Andere Themen sind ebenfalls auf dem Tisch, beispielsweise wie man dafür sorgt, dass Jugendliche keinen Zugang bekommen und wie man verhindert, dass besonders starke Sorten mit hohem THC-Gehalt zum Problem werden. Außerdem ist es nötig, verständliche und sachlich richtige Informationen verfügbar zu machen.
Ein Schritt zurück?
Aus konservativen Teilen von CDU und AfD gibt es Forderungen, die neue Freiheit wieder einzuschränken oder ganz rückgängig zu machen. Begründet wird das mit möglichen Gesundheitsrisiken, wachsendem Suchtverhalten oder Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Auch in Nordrhein-Westfalen ist diese Diskussion spürbar. Doch die Mehrheit der Bevölkerung scheint bisher eher für eine kontrollierte Freigabe zu sein.
Die Lage in Wuppertal
Auch in unserer Stadt stellen sich praktische Fragen, was die Gründung von Anbauvereinen und die Kontrolle der Regelungen betrifft.
Längst haben sich Gruppen gebildet, die Anbauvereine gründen wollen.
Gleichzeitig laufen Gespräche mit der Stadtverwaltung, um geeignete Räume, Konzepte und Ansprechpartner zu finden. Noch steckt vieles in den Kinderschuhen. Aber das Interesse ist da, sowohl bei Konsumenten als auch bei Fachleuten aus Medizin, Beratung und Suchtprävention.
Die Universität Wuppertal könnte in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Begleitung von Forschungsprojekten oder bei der Entwicklung von Informationsangeboten. Auch lokale Apotheken und Arztpraxen zeigen Interesse an Fortbildungen, um ihre Patienten besser beraten zu können.
Wie kann man sich Cannabis verschreiben lassen?
Wer Cannabis wegen gesundheitlicher Beschwerden nutzen möchte, steht oft vor ganz Herausforderungen. Nicht alle Ärzte kennen sich mit der Wirkung aus, und nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten. Deshalb sind etwas Recherche und Gespräche mit einem Arzt nötig, der sich schon mit dem Thema beschäftigt hat.
In Wuppertal gibt es mehrere Arztpraxen und Apotheken, die mit Medizinal-Cannabis Erfahrung haben. Auch Selbsthilfegruppen (beispielsweise für Schmerzpatienten) tauschen sich über ihre Erfahrungen aus und helfen bei der Suche nach verlässlichen Informationen.
Außerdem findet man auf Online-Portalen viele Tipps für Cannabis auf Rezept, beispielsweise darüber, welche Unterlagen für die Kostenübernahme nötig sind oder wie man eine geeignete Sorte findet.
Dabei sollte man nicht zu viel erwarten: Cannabis ist ein Medikament wie jedes andere, das bei der Behandlung mancher Beschwerden ein wichtiger Beitrag für eine bessere Lebensqualität sein kann, indem es Schmerzen lindert und Entspannung ermöglicht.
Wie geht es weiter?
Die große Frage lautet: War das alles nur ein Anfang, oder schon der Anfang vom Ende? Klar ist: Die Teillegalisierung von 2024 hat viele Prozesse angestoßen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie gut die Regeln in der Praxis funktionieren. Werden die Anbauvereine sicher und transparent arbeiten? Gibt es genug Beratung? Und wie reagiert die Politik, wenn mehr Daten über das Konsumverhalten und die gesundheitlichen Folgen vorliegen?
Denkbar ist vieles: Vielleicht wird Cannabis in absehbarer Zeit nicht nur in Modellregionen in Apotheken oder Fachgeschäften verkauft. Vielleicht gibt es strengere Regeln für Sorten mit hohem THC-Gehalt. Vielleicht wird der medizinische Zugang einfacher, und mehr Ärzte trauen sich, Rezepte auszustellen.
Vielleicht gibt es aber auch Rückschritte, etwa durch neue politische Mehrheiten oder gesellschaftliche Gegenbewegungen.
Fest steht: Die Debatte ist noch lange nicht zu Ende. Die Zukunft von Cannabis in Deutschland wird nicht nur im Bundestag entschieden, sondern auch durch die Erfahrungen der Menschen in der Realität.