Schädelbasischirurgie Mathilda spielt weiter

Wuppertal · Die kleine Mathilda (7) ist pfiffig – und sehr musikalisch. Klavier und Musikschule stehen bei ihr auf dem Programm, aber auch Malen, Basteln und vor allem eins: die Schule. Doch als sie plötzlich anfängt, unsicher zu gehen, Kopfschmerzen auftreten und ihre Augen immer wieder kurz starr werden, ist nichts davon mehr selbstverständlich.

 Matilda mit ihrer Mutter.

Matilda mit ihrer Mutter.

Foto: Michael Mutzberg

Schon als Kleinkind von elf Monaten hatte es Mathilda nicht leicht. Nach langer Suche wurde ein Tumor im Kleinhirn entdeckt. Mathilda wurde damals von Priv.-Doz. Dr. Dr. med. Jorge Terzis, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal, notfallmäßig operiert. Nach der OP stand fest: „Alles ist raus, das Tumorgewebe konnte vollständig entfernt werden.“ Doch die anschließenden Therapien waren nicht immer leicht. „Da haben sie plötzlich ein krankes Kind“, erinnert sich Susanne S. „Auch, wenn es Mathilda die Jahre danach eigentlich immer gut ging“. In der Schule und auch körperlich hat das aufgeweckte Mädchen wenig Probleme, zum Glück.

Eine solche Behandlung kann aber auch später noch Folgen haben, die sich bei Mathilda nach sechs Jahren eher schleichend einstellten: Der natürliche Abfluss des Hirnwassers war plötzlich nicht mehr groß genug. Die kleinen Vernarbungen im Gehirn drückten ihn ab, so dass die 0,5 Liter Flüssigkeit, die täglich vom Gehirn zur Selbstreinigung gebildet werden, nicht mehr richtig abgebaut werden konnten.

Der wachsende Druck beeinträchtigt die empfindlichen Strukturen im Gehirn als erstes, etwa den Sehnerv oder das Bewegungszentrum. Dafür hat der Fachmann ein Auge. Dr. Terzis sah seine inzwischen siebenjährige Patientin wieder und wusste sofort: Mathildas Hirndruck ist zu hoch. Er operierte seine kleine Patientin umgehend. Mit der endoskopischen Schädelbasischirurgie mit einem Neuro-Navigationsgerät, dem ersten Gerät dieser Art im Bergischen Land, kam für diesen Eingriff eine besondere Methode zum Einsatz. „Durch eine winzige Röhre kann tief im Gehirn operiert werden. Zusammen mit der Mikroskopie und einer doppelten Monitor-Kontrolle (CT und MRT) ist die OP viel schonender als eine offene Schädeloperation. Mit dem Endoskop können wir sogar um die Ecke schauen“.

„Obwohl wir mit unseren Instrumenten einmal quer durch Mathildas Kopf mussten, vom Scheitel bis fast runter zum Halsansatz, wurde ihr Gehirn nicht verletzt“, erklärt Dr. Terzis, Spezialist für endoskopische Schädelbasischirurgie, der diese Technik schon seit vielen Jahren anwendet. „Das Ziel bei Mathilda: Wir wollten dieser jungen Patientin keinen Mini-Schlauch, einen sogenannten Shunt, einsetzen, um das Hirnwasser abzuleiten, wie es bei Erwachsenen gemacht wird. Wir haben vielmehr eine Öffnung in der Membran der dritten Hirnkammer geschaffen und somit einen natürlichen Abfluss gebildet, ohne Fremdkörper im Kopf. Damit ist Mathilda auf der sicheren Seite. Und ihre Mutter muss keine Angst haben, dass sich dort irgendwann etwas zusetzt.“

Mathilda, die es durch die laufenden Nachkontrollen schon immer gewöhnt ist, häufiger mal im Krankenhaus zu sein, hat auch diesen aufwändigen Eingriff gut überstanden. Für sie ist er eigentlich auch schon „ganz lange her“, eigentlich längst Geschichte. Im Fokus hat sie heute wieder: Spielen, Schule, Klavier – und natürlich Malen. So dankte sie ihrem Neurochirurgen auf ganz eigene Art: Bunte Bilder von ihr schmücken heute Dr. Terzis‘ Büro. „Kann es eine schönere Belohnung geben?“, lacht der Chefarzt begeistert beim Anblick seiner farbenfrohen Sammlung an der Wand.

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