Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Italien will dem „Gabbani-Effekt“ trotzen

Wuppertal / Tel Aviv · Italien gehört zu den Gründungsländern des Eurovision Song Contest. 1998 entschied das Land allerdings, nicht mehr beim Wettbewerb mitzumachen. Das Sanremo-Festival genügte den Italienern. Bis 2011 mussten wir auf die Rückkehr von „Bella Italia“ warten.

 Mahmood bei der Probe in Tel Aviv.

Mahmood bei der Probe in Tel Aviv.

Foto: Peter Bergener

Das hatte sich gelohnt: Beim ESC in Düsseldorf gelang dem Rückkehrer die Sensation: Raphael Gualazzi holte mit 189 Punkten den zweiten Platz. Bereits zwei Mal hat Italien den ESC gewonnen: 1964 mit Gigliola Cinquetti und ihrem Lied „Non ho l‘età“ sowie 1990 mit Toto Cutugno und dem Song „Insieme 1992". Dieses Jahr werden die Südeuropäer wieder als Favorit auf einen Sieg gehandelt. Sie vertreten vom Sänger Mahmood, der „Soldi“ (Geld) präsentiert.

Mahmood heißt mit bürgerlichem Namen Alessandro Mahmoud. Er wurde 1992 in Mailand als Sohn einer sardischen Mutter und eines ägyptischen Vaters geboren. Als Kind erlebte Mahmood die Trennung seiner Eltern und litt unter dem fehlenden Kontakt zu seinem Vater. Diese Vater-Sohn-Beziehung verarbeitet der Sänger in seinem modernen Elektro-Poptitel „Soldi“. Es geht um einen jungen Mann, der erkennen muss, dass sein Vater, der getrennt von der Familie lebt, kein Interesse an ihm hat und nur Geld von ihm will.

„Soldi“ ist in Italien inzwischen ein Megahit und steht an der Spitze der Charts. Das Lied wird auf Italienisch gesungen, aber hat eine arabische Textzeile. Die starke Stimme Mahmoods passt super zur eingängigen Melodie. Das Stück klingt durch seine Rap-Elemente sehr abwechslungsreich. Entstanden ist der Song, der übrigens auch das Siegerlied des diesjährigen San-Remo-Festivals war, in Zusammenarbeit mit dem Komponisten „Dardust“ und dem Produzenten Charlie Charles, die in Italien sehr populär sind.

 Foto von der Pressekonferenz.

Foto von der Pressekonferenz.

Foto: Peter Bergener

Der Beitrag schnellte bei den Buchmachern auf die obersten Ränge und wird sicherlich weit nach vorne kommen. Ja, ich habe sogar Hoffnung auf die Eurovision 2020 in „Bella Italia“, eventuell sogar in Mailand, denn immerhin ist er doch da geboren. Ich könnte den ESC ganz in der Nähe meiner besten Freundin Marina feiern (ciao, Marina, Bacio).

Doch, wenn da nicht das Restrisiko des „Gabbani-Effekts“ ist! Im Jahr 2017 erreichte Francesco Gabbani mit dem Titel „Occidentali‘s Karma“ den sechsten Platz beim Eurovision Song Contest, was grundsätzlich super ist. Aber: Er galt Wochen vorher als haushoher Favorit auf den Sieg beim ESC.

Aber 2019 gilt: neues Spiel, neues Glück. Ich wünsche Italien „toi, toi, toi“ oder wie man in Italien sagt: „In bocca al lupo!“ Tanti saluti, Euer Euro-Music-Peter!

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