Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener „Wat een geluk“ - die Niederlande!

Wuppertal / Tel Aviv · „Wat een geluk“ sang Rudi Carrell 1960 für die Niederlande im ESC. Passender kann es einen Tag nach dem Wettbewerb 2019 nicht besser gesagt bzw. gesungen werden. Herzlichen Glückwunsch an die Niederlande, die den 64. Eurovision Song Contest mit der rührenden Ballade „Arcade“, vorgetragen von Duncan Laurence, gewonnen hat.

 Der Sieger Duncan Laurence.

Der Sieger Duncan Laurence.

Foto: Peter Bergener

Mit 492 Punkten vor dem zweitplatzierten Italiener Mahmood und seinem Elektro-Pop-Song „Soldi“ schaffte der Niederländer es nach über 40 Jahren, die ESC-Krone zu holen. Der letzte Sieg unseres Nachbarn war 1975 mit der Gruppe „Teach-In“ und dem Lied „Ding-A-Dong“. Die Niederlande nahmen bereits 1956 am ersten ESC teil, nun haben sie schon fünfmal den ESC gewonnen. Der Sieger Duncan Laurence, der mit Klavier und Stimme die große ESC-Bühne ganz alleine füllte, ließ die Jury und die Televoter mit seinem gefühlvollen Song über den Trennungsschmerz dahinschmelzen, vor allem wenn die Textzeile ertönt: „Loving you is a losing game“! Doch ich wusste, das kann kein „Losing game“ für die Niederlande dieses Jahr sein. Mit den Tipps meiner persönlichen Top 10 habe ich gut gelegen, denn immerhin acht der Teilnehmer sind unter die ersten Zehn gekommen. Rang 1 und 10 hatte ich sogar exakt getippt.

Ja, Platz 10, das waren die Isländer, bei dem der deutsche Moderator Peter Urban schon vor dem Auftritt gewarnt hat, dass man jetzt lieber die Kinder aus dem Raum schicken sollte. In der Tat irritierte ihr Auftritt in Sadomaso-Optik bestimmt nicht wenige Zuschauer. Doch nicht nur der Auftritt. Die isländische Gruppe „Hatari“ sorgte für einen Eklat. Die Band hielt mehrere Palästina-Banner beim Verlesen der Televoting-Punkte in die Kamera. Unmittelbar danach hat die EBU Konsequenzen für Island angekündigt. Der ESC versteht sich als unpolitische Gesangsveranstaltung.

Ja, und wenn man mal von Gesangsveranstaltung schreiben darf, dann muss ich an dieser Stelle sagen, dass die beiden Mädels von "S!ster" ihren Song "Sister" richtig gut gesungen haben. Zumindest wurde Deutschland von der Jury mit einigen Punkten versorgt. Dass am Ende nur Platz 24 für Deutschland heraussprang und nicht einen Punkt vom Televoting kam, ist mehr als traurig.

Die große Überraschung war Nord-Mazedonien und der grandiosen Sängerin „Tamara Todevska“, die einen fantastischen Auftritt mit „Proud“ hinlegte, bei der Jury sogar den 1. Platz belegte und nach den Punkten des Televotings zu guter Letzt auf einen 8. Platz kam. Das ist für Mazedonien der beste Platz im ESC bisher.

Die Russen hatten ja 2018 das Finale nicht erreicht und gaben dieses Jahr alles, nicht nur ins Finale zu kommen, sondern auch zu gewinnen. Bereits 2016 schickte Russland seinen Superstar Sergey Lazarev zum Eurovision Song Contest und schaffte es mit dem Popsong „You Are The Only One“ auf den 3. Platz. Daher nominierte Russland den Künstler nun erneut, aber ich war mir nicht sicher, ob sein Song dies überbieten würde. Doch er schaffte es tatsächlich mit der sakralen Ballade „Scream“ erneut auf einen hervorragenden dritten Platz dank seiner Stimme, aber auch mit dem Staging: Durch raffinierte Videoeffekte wurde er von seinen eigenen Spiegelbildern begleitet. Absolut top waren auch der Auftritt der Schweiz mit Luca Hänni und seiner Gesangseinlage, auch die Tanzeinlagen wurden mit dem tollen 4. Platz belohnt.

 Der russische Superstar Sergey Lazarev (re.) mit Peter Bergener.

Der russische Superstar Sergey Lazarev (re.) mit Peter Bergener.

Foto: Peter Bergener

Vielleicht noch eines ganz kurz: Ich finde nicht nur, dass die Sendung viel zu lange ging. Man hätte sich auch den im Vorfeld groß angekündigten Madonna-Auftritt sparen können. Ich weiß nicht, ob sie sich mit ihrem Auftritt einen Gefallen getan hat. Mir zumindest hat es nicht gefallen.

Jetzt bin ich gespannt, was nächstes Jahr die Niederlande so alles bieten, und singe schon mal den niederländischen Beitrag von 1980: „Amsterdam, Amsterdam“ - nur da halt ich es aus, Amsterdam, Amsterdam, nur da bin ich zu Haus!“ Warten wir mal ab, ob Maggie McNeal den Veranstaltungsort 2020 mit ihrem Song angekündigt hat. Aber es gibt ja auch noch andere schöne Städte. Ich bin mir sicher, dass es Venlo nicht werden wird.

Euch allen einen schönen Sonntag und danke, dass Ihr alle meine Berichte in meinem Blog in der Wuppertaler Rundschau verfolgt habt. Tot ziens, Auf Wiedersehen und bis bald mit vielen musikalischen Grüßen, Euer Euro-Music-Peter!

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