Kommentar zur Corona-Krise Solidarität zeigen für die Zukunft einer guten Stadt!

Wuppertal · Welch großartiger Frühlings-März könnte das sein. Ist er aber nicht. Was aber großartig ist, sind die vielen Facetten von Einsatz, Hilfe, Solidarität, Unterstützung, Besonnenheit, Geduld und, und, und, die überall live zu erleben sind.

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz spricht über die Solidarität in Zeiten der Corona-Krise.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz spricht über die Solidarität in Zeiten der Corona-Krise.

Foto: Bettina Osswald

Das reicht vom symbolischen Abend-Dankes-Applaus für die Aktiven (nicht nur) im Gesundheits- und Sozialwesen über zahlreiche Vor-Ort-Aktionen für ältere Menschen in allen Stadtteilen, bis hin zu engagierten Politikern und Verwaltungsleuten, die schnell begriffen haben, was auf dem Spiel steht.

Schuldenbremse, rigide Sparpolitik, Schwarze-Null-Gläubigkeit – alles obsolet. Gut so! Daraus die erste Lehre dieser Krise: Ein schlanker Staat, den (Neo-)Liberale und ihre Steigbügelhalter uns immer als das „Ziel der Ziele“ verkauft haben, kann, wenn es wirklich um etwas geht, gar nichts. Ich war immer schon sicher: Staat und Verwaltung müssen, wenn sie den Menschen und der Vielfalt ihrer Bedürfnisse tatsächlich dienen wollen, stark sein, ja muskulös – personell sehr gut ausgestattet, reaktions- und einsatzfähig. Öffentliche Verwaltungen, die – wie in Wuppertal – angesichts der Anbetung der Schwarzen Null kaputtgespart wurden, drohen zu krachen unter dem Druck der Aufgaben, die jetzt vom privaten Kleinsthaushalt bis zum Großunternehmen im Raum stehen.

Eine zweite Lehre: Wer diese Stadt mit ihrem reichen kulturellen, einzelhändlerischen und gastronomischen Gesicht auch über die Krise hinaus bewahren (also lebenswert halten) will, läuft jetzt nicht zu Online-Konzernen. Sondern gibt sein Geld bewusst vor Ort aus. Möglichkeiten gibt es zuhauf! Allein die auf unserer Homepage www.wuppertaler-rundschau.de ständig aktualisierte Liste „Geschlossen – aber immer noch am Start“ (tausend Dank an Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC, der die Initialzündung für diese Idee lieferte!) zeigt viele, viele Geschäfte, die sich richtig reinhängen, um ihre Kunden immer noch zu bedienen, zu beliefern, zu versorgen. Diese Liste ist längst nicht vollständig: Bitte melden, bitte Bescheid sagen!

Lehre Nr. 3: Mit einem Teil der Menschen stimmt etwas nicht. Diese WC-Papier-Hamsterer. Ein telefonisches Wort eines Lesers dazu: Eine satte, vollgefressene Gesellschaft könne sich wohl für nichts anderes wirklich interessieren, als für die Produkte ihrer Hinterteile. Dem ist nichts hinzuzufügen. Dass nicht flächendeckend und sofort dem Treiben dieser Panik-Egoisten per Erlass (wie etwa in Hanau, wo das in den Geschäften vom Ordnungsamt überwacht wird) Einhalt geboten wurde, hat nun dazu geführt, dass in einer der weltweit führenden Industrienationen Mangel an WC-Papier herrscht. Angesichts der Dimensionen der schon eingetretenen und noch möglichen Corona-Folgen macht das fassungslos.

Zum allergrößten Teil aber zeigt sich unsere Gesellschaft zurzeit besonnen, vernünftig, solidarisch. Das ist gut, denn nur so kann ein gutes Land, kann eine gute Stadt, in der alle geborgen sind, funktionieren. Spalter und Populisten (siehe England) entlarven sich jetzt als das, was sie sind: Gefährliche Rattenfänger, die den Menschen keine Heimat zu bieten haben, sondern nur den Dschungel des täglichen Kampfes ums Überleben.

Zum Schluss: Wenn diese Krise vorüber ist, kann vieles nicht so bleiben, wie es zuvor war. Ein Beispiel: Gesundheits- und Sozialwesen müssen vom Spardiktat befreit werden. Schlimm, dass erst so etwas Schlimmes wie Corona zeigt, wie wichtig die Menschen sind, die in diesen kaputtgesparten Sektoren Großes leisten.

Meine Sorge gilt auch dieser Stadt. All das, was jetzt nicht mehr möglich ist, zeigt, wie wichtig all das ist, was jetzt nicht mehr möglich ist. Und so viele zurzeit ganz ausgebremste Projekte, die Wuppertal noch besser und bunter machen wollen! Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

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