Ausbildung junger Flüchtlinge „Er hat sich von Anfang an in die Firma aktiv eingebracht“

Wuppertal · Seit 2015 sind rund 566.000 Kinder und Jugendliche nach Deutschland geflüchtet, jeder fünfte davon nach NRW. Viele haben die Reise ohne ihre Eltern auf sich genommen. Projekte wie „BiJu“ des Wuppertaler Sozialträgers GESA leisten einen Beitrag, diese Menschen zu integrieren.

 Mohammad H. bei der Ausbildung im Wuppertaler Traditionsbetrieb „Freund & Cie“.

Mohammad H. bei der Ausbildung im Wuppertaler Traditionsbetrieb „Freund & Cie“.

Foto: GESA

Ziel ist es, den Geflüchteten in Deutschland eine Perspektive zu verschaffen. Beispiele wie Mohammad H. oder Oumar B. zeigen, dass dieser Weg manchmal kürzer ist als gedacht – wenn die notwendige „Hilfe zur Selbsthilfe“ vorhanden ist.

Anfang 2017 startete das Projekt „BiJu“ der GESA, das im Auftrag des Jugendamtes der Stadt Wuppertal durchgeführt wird. „BiJu“ steht für „Bildungscoaching für Jugendliche mit Fluchthintergrund“ und bietet unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und auf dem Weg in eine Schul- oder Berufsausbildung. Nach zwei Jahren ziehen die ersten Wuppertaler Unternehmen ein positives Fazit: „BiJu“ helfe dabei, dass die Ausbildung erfolgreich verlaufe.

Bei der Firma „Freund“ hat der vor vier Jahren aus Afghanistan geflüchtete Mohammad H. (19) eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer aufgenommen. „Er wurde ab dem ersten Arbeitstag aktiv ins Team eingebunden und nahm noch vor dem eigentlichen Vertragsbeginn an einem ,Social Day’ teil. Bei der Gartenarbeit in einer Kindertagesstätte wurde viel auf dem Boden gekrochen und Unkraut gezupft. Mohammad war von Anfang an ins Team involviert, trotz kultureller Unterschiede“, so die GESA. Allerdings betont René Füllbier, Fertigungsleiter bei „Freund“ und Mentor: „Der Motor war Mohammad, er hat sich von Anfang an in die Firma aktiv eingebracht – wir boten nur Hilfestellungen.“

 Oumar B. mit Mario Löblein, dem stellvertretenden Pflegedirektor, im Wuppertaler Petrus-Krankenhaus.

Oumar B. mit Mario Löblein, dem stellvertretenden Pflegedirektor, im Wuppertaler Petrus-Krankenhaus.

Foto: GESA

Auch der vor vier Jahren aus Guinea geflüchtete Oumar B. hat es geschafft. 2018 nahm er eine Ausbildung zum Krankenpfleger im Petrus-Krankenhaus auf und hat die Probezeit erfolgreich absolviert. Damit ging ein großer Wunsch für ihn in Erfüllung: „In Guinea ist die medizinische Versorgung sehr schlecht, und auch meine Mutter war häufig krank. Ich wollte schon immer anderen Menschen helfen, sie unterstützen“, begründet Oumar seine Motivation.

Ein wichtiger Faktor für den erfolgreichen Verlauf ist für Mario Löblein (stellvertretender Pflegedirektor) die Arbeit der GESA: „,BiJu‘ ist ein sehr wichtiges Projekt mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass die Jugendlichen nicht nur in eine Ausbildung hereinvermittelt werden, sondern eine auch darüber hinausgehende Betreuung erhalten.“

Durch die kontinuierliche Begleitung von „BiJu“ soll sichergestellt werden, dass ein wiederholter Neuaufbau des Vertrauensverhältnisses verhindert wird. Das erleichtert die Integration. „Die Mitarbeiter der GESA verfügen über gute Kontakte zur Agentur für Arbeit und zum Jobcenter. Das ist eine große Hilfe, wenn die Jugendlichen – mitunter aufgrund der Volljährigkeit – in andere Hilfesysteme übergeleitet werden müssen. Ein reibungsloser Übergang zwischen den einzelnen Systemen ist für die Jugendlichen sehr wichtig“, erklärt Winfried Schilke, Mitarbeiter im Grundsatzreferat des Jugendamts.

Seit Beginn des Projekts am 1. Februar 2017 haben 82 Jugendliche von „BiJu“ profitiert. Das Durchschnittsalter beträgt 19,5 Jahre. Aktuell werden mit Stand April 2019 im Rahmen von „BiJu“ 50 junge Erwachsene betreut. Die Vermittlungsquote in Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung beträgt rund 24 Prozent. Die Teilnahmeplätze wurden von anfangs 12 schrittweise erweitert. Über 60 Praktika wurden bisher in den 50 partizipierenden Unternehmen aus Wuppertal und Umgebung absolviert.

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