Drohende Werkschließung Schaeffler: IG Metall kündigt weitere Aktionen an

Wuppertal · Die Schaeffler-Konzernleitung hält an ihrer Entscheidung fest, den Standort Wuppertal stillzulegen. Diese Hiobsbotschaft Dr. Stefan Spindler (Vorstand Industrial) auf der Betriebsversammlung am Mittwoch (10. März 2021) mitgeteilt, so die IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper. Am Freitag (12. März) seien die Gespräche mit dem Arbeitgeber weitergeführt, aber ergebnislos vertagt worden.

 Archivbild: Protestkundgebung im Februar bei Schaeffler.

Archivbild: Protestkundgebung im Februar bei Schaeffler.

Foto: Christoph Petersen

„Die Schaeffler-Gruppe ist trotz eines Umsatzrückgangs von zehn Prozent gut durch die Krise gekommen. Das ist vor allem der Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und dafür allen ein herzliches Dankeschön“, zitierte der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek den Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld, um hinzuzufügen: „Wenn das Dankeschön so aussieht, dass man dafür auf die Straße gesetzt wird, dann verzichten wir auf ein solches Dankeschön.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zuvor Spindler ausgebuht hätten, hätten Sönmezciceks Feststellung „mit langanhaltendem Beifall“ unterstrichen.

Spindler habe ausgeführt, dass es aus Sicht des Vorstandes keine nachhaltige Lösung gebe, den Standort im Sinne des Unternehmens weiterzuführen, so die IG Metal: „Mit arroganten Worten qualifizierte Spindler das Alternativkonzept des Betriebsrates ab. Das mit Unterstützung INFO-Institut berechnete wirtschaftlich tragfähige Konzept wäre ,substanzlos‘ und könne deshalb ,nicht in Betracht‘ gezogen werden.“ Der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek und die IG-Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader wiesen die Aussagen des Vorstandes „entschieden“ zurück.  

Mit dem Alternativkonzept des Betriebsrats wäre nach Ansicht der IGM in Wuppertal der vom Management eingeforderte „Gross Profit II“ (Rohgewinn) fast erreichbar. Auch dieses Konzept würde einen tiefen und schmerzhaften Eingriff bedeuten, doch der Standort hätte damit eine Zukunft. „Dieses vom INFO-Institut berechnete Konzept haben wir in einem dreitägigen Workshop mit Führungskräften des Standortes noch verfeinert. Es ist also realistisch“, so Sönmezcicek. Der Arbeitgeber wolle den Wuppertalerinnen und Wuppertalern einfach keine Chance geben. Das Management stellt die „Rendite“ über die Zukunft von Menschen.

 „Das Konzept vom Betriebsrat ist sehr wohl seriös und nachhaltig, betriebswirtschaftlich tragfähig und gibt den Menschen hier bei Schaeffler eine wirkliche Alternative“, erklärte Bader. Wenn aber in Herzogenaurach die Latte immer höher gelegt werde und damit die erreichbaren Ziele immer weiter in die Ferne rücken würden, dann müsse man doch darüber nachdenken, „ob nicht der Vorstand mit seinem Team unseriös handelt“.

Die Frage, ob nicht von langer Hand geplant worden sei, den Standort in Frage zu stellen, habe Spindler verneint und auf die Investitionen in den vergangenen Jahren in Wuppertal verwiesen. Dazu Özgür Sönmezcicek: „Man hat in den letzten Jahren am meisten in Werkleiter investiert. Das Werk hat in den letzten zehn Jahren sieben verschiedene Werkleiter gehabt.“ Als Verhöhnung Spindlers seien Appelle, an die Kunden zu denken und deshalb wie gewohnt weiterzuarbeiten, aufgefasst worden, so die IGM.

Nach knapp einer Stunde habe der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Uwe Ruberg die Versammlung unterbrochen. Sie wird demnach am kommenden Dienstag, in drei Versammlungen verteilt über den ganzen Tag, fortgesetzt, auch um über die weitere Vorgehensweise zu beraten. „Man kann davon ausgehen, dass es in den kommenden Tagen und Wochen weitere Aktionen zum Erhalt des Standortes geben wird“, kündigt die IG Metall an.

Protestkundgebung bei Schaeffler im Februar 2021:

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