Unterbarmen Putz-Aktion: "Machen Sie das freiwillig?"

Wuppertal · Es ist nicht einfach, Menschen dazu zu bewegen, Dreck und Abfall zu entfernen, den andere mutwillig oder leichtfertig hinterlassen haben. Das hat Johanna Reimer bei der zweiten Auflage ihrer Aktion "Ritterputz" in Unterbarmen wieder einmal gemerkt.

 Johanna Reimer und ihre Hinweise auf den selbst initiierten „Ritterputz“. Vier weitere Nachbarn halfen mit, den Müll am Grünstreifen an der Ritterstraße zu beseitigen.

Johanna Reimer und ihre Hinweise auf den selbst initiierten „Ritterputz“. Vier weitere Nachbarn halfen mit, den Müll am Grünstreifen an der Ritterstraße zu beseitigen.

Foto: Joachim Maceroux

Mit den ersten Frühjahrstagen präsentierte sich die Böschung oberhalb des Unterbarmer Güterbahnhofs an der Ritterstraße und der Mauerstraße als die wahrscheinlich längste wilde Mülldeponie Unterbarmens. Eigentümerin der Fläche ist die Bahn, die bundesweit 5.400 Bahnhöfe mit 1,5 Millionen Quadratmeter Gewerbefläche bewirtschaftet. Reinigungsaktionen allerdings gibt es in Unterbarmen — so die Beobachtungen der Anwohner — nie. Und auch Carsten Melech vom Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal bestätigt die schlechte Zusammenarbeit mit der Bahn: "Meistens machen wir für die Bahn den Dreck weg".

Der von Johanna Reimer initiierte "Ritterputz" konzentriert sich auf einen etwa 250 Meter langen, zwei Meter breiten Streifen an Mauer- und Ritterstraße, wo der Müll hinter dem Zaun liegt. Da ESW-Mitarbeiter allerdings nicht über fremde Zäune steigen dürfen, bedurfte es zur Säuberung engagierter Nachbarschaftshilfe: Johanna Reimer, Lehrerin im Ruhestand, war schon im vergangenen Frühjahr hier aktiv. Sie sagt: "Ich benutzte den Fußweg fast täglich und habe mich ebenso oft über den Müll geärgert."

Vor zwei Wochen nun bat die Pädagogin mit Hilfe der Rundschau und mit mehreren Schreiben, die sie an den Zaun heftete, um Mithilfe. Dem "Lust auf Ritterputz?"-Aufruf folgten vier weitere Anwohner. Das Ergebnis: 15 volle Müllsäcke mit Plastik, Flaschen und, und, und ...

Johanna Reimer wirkt nicht verbittert. Freundlich vernahm sie die Reaktionen vieler Passanten: "Sind Sie Hartz-IV-Empfängerin?" "Machen Sie das freiwillig?" "Das finde ich toll, aber ich habe leider keine Zeit, um zu helfen" — so einige Kommentare. Sehr speziell die Frage einer elegant gekleideten Dame: "Sammeln Sie Laubblätter?" Als das Wort "Müll" fiel, wandte sich die Dame ab und ging wortlos weiter ...

In diesem Jahr plant Johanna Reimer keinen weiteren "Ritterputz" mehr: "Die Natur überwächst jetzt den Abfall. Spätestens im Winter wird es sich zeigen, ob die Nachbarschaft wieder animiert werden muss, um den Müll der Dreckspatzen zu beseitigen ..."

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