Ehrenamtliches Engagement Schmitteborn: Damit keine Katze mehr leiden muss

Wuppertal · Den Straßenkatzen an der Schmitteborn geht es schlecht. Wer sie füttert, ist für sie verantwortlich, sagt die Stadt. Doch die Regeln werden nicht durchgesetzt.

In Teamarbeit setzen sich Leah Frenzel (Mitte), Nils Ellmann und Ann-Kathrin Götzen für die Katzen ein – versuchen, sie zum Tierarzt zu bringen.

Foto: kom

Ein struppiger Kater schleicht zu einem Stück Fleisch. Ihm fehlt ein Ohr, auch der Schwanz scheint verletzt zu sein. Einfangen lässt der Kater sich aber erst nach mehreren Tagen. Doch dann kann der Tierarzt nichts mehr tun: Der „Einohrkater“, wie Leah Frenzel ihn nennt, leidet unter einem bösartigen Tumor, der seinen Kiefer aufgelöst hat. Er muss eingeschläfert werden. Aber wenigstens stirbt er nicht qualvoll allein auf der Straße.

Leah Frenzel kommt aus Solingen und war vor einigen Wochen beruflich an der Schmitteborn. Als sie dort die Straßenkatzen und den „Einohrkater“ entdeckte, informierte sie alle Vereine und Organisationen und beschloss: „Für mich ist es keine Option, dass das hier in diesem Zustand bleibt.“ Und damit meint die junge Frau alle Katzen, die hier halb verwildert leben.

Der „Einohrkater“ war leider schon zu krank und musste eingeschläfert werden.

Foto: Leah Frenzel

Schätzungsweise sind es um die 30 Tiere – doch bald, wenn es wärmer wird, könnten es wesentlich mehr sein. Denn dann pflanzen sie sich unkontrolliert fort. Den kleinen Kätzchen wird es wohl nicht besser ergehen als ihren Elterntieren: Die meisten von ihnen werden krank sein, viele werden früh und vermutlich allein auf der Straße sterben. Und wenn sie unter schlechten Bedingungen doch überleben, werden sie wiederum leidende Katzenkinder bekommen.

Die Menschen an der Schmitteborn füttern die Katzen – auch, um einer Rattenplage zuvorzukommen. Was lieb gemeint ist, verlängert das Leiden. Ein weiteres Problem ist die Zuständigkeit. Wer eine Katze besitzt und sie rauslässt, muss sie chippen und kastrieren lassen. Für Fundtiere, die zum Beispiel ausgebüxt sind, ist das Wuppertaler Ordnungsamt zuständig. Fundtiere haben einen Besitzer – im Gegensatz zu verwilderten Katzen, die ohne Zuständigkeit sind, wie Martina Eckermann vom städtischen Presseamt erklärt. „Verwilderte Katzen fallen unter den allgemeinen Tierschutz. Wir haben hier den hoch engagierten Katzenschutzbund mit Anke Stein, die Spenden für die Kastration sammelt.“

Mithilfe der Spenden verleiht der Katzenschutzbund Lebendfallen, damit Straßenkatzen gefangen und für die Kastration zu einer Tierarztpraxis gebracht werden können. Die werden über Gutscheine abgerechnet – es fallen also keine Kosten an und die Tiere können nach der Operation zurückkehren. Doch die meisten Menschen füttern nur. Und das, obwohl sie durch langjähriges Füttern verantwortlich werden für die Tiere, wie das Presseamt betont. Die Katzen wachsen einem rechtlich zu.

Damit wird es noch komplizierter. Schon seit Jahren ist das Katzenproblem an der Schmitteborn bekannt, schon seit Jahren füttern die Menschen, sodass die Tiere ihnen auf jeden Fall rechtlich zugewachsen sind. Trotzdem setzt die Stadt die ordnungspolitische Regelung nicht durch. Andreas Bialas, Langerfelder Bezirksbürgermeister, erklärt: „Die Stadt ist zuständig für die Durchsetzung, denn vor Ort kriegt man es nicht gelöst.“ Die Stadt müsse dafür sorgen, dass die Verelendung der Straßenkatzen aufhört. Bialas ergänzt: „Die Leute müssen Verantwortung übernehmen – und das ist umfangreicher, als nur zu füttern.“ Leidtragende seien die Tiere.

Leah Frenzel jedenfalls will die Katzen nicht sich selbst überlassen. Gerade spricht sie Anwohner, Organisationen und Vereine an, mit denen sie den Katzen helfen, sie kastrieren und untersuchen lassen will. Sie denkt, dass manche sogar im Tierheim bleiben könnten: „Der Bezug zum Menschen ist noch da.“