Luisenviertel Das „Swane Café“ kämpft gegen die verordnete Schließung

Wuppertal · Mit Unterschriftenlisten und einer Online-Petition setzen sich Freunde für das im Luisenviertel beheimatete „Swane Café“ ein, in dem zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Nach Angaben von Inhaberin Selly Wane soll es Ende kommender Woche geschlossen werden. Das habe das Ordnungsamt verfügt. Grund sei, so Wane, ein „angeblicher Verstoß gegen das Musikverbot“.

Symbolbild.

Foto: Café Swane

Inwieweit die Entscheidung endgültig ist oder es noch Spielraum gibt, ist offen. Die Rundschau hat dazu am Sonntag (15. Juni 2025) schriftlich eine entsprechende Anfrage an die Stadt gestellt.

„Wir sind bestürzt über diese Entscheidung und werden sie im Eilverfahren juristisch anfechten. Gleichzeitig formiert sich breiter zivilgesellschaftlicher Widerstand“, sagt Selly Wane, die von Rechtsanwalt Dr. Rolf Köster vertreten wird. „Mein erster Impuls war aufzugeben – aber die vielen Reaktionen in den letzten Tagen haben mir gezeigt: Das Swane ist längst nicht mehr nur mein Projekt. Es ist ein Zuhause für viele Menschen in Wuppertal. Wir werden nicht kampflos aufgeben.“

Sally Wane.

Foto: Jens Grossmann

Und weiter: „Das Swane Café hat sich über die Jahre zu einem wichtigen sozialen, kulturellen und interkulturellen Treffpunkt entwickelt. Mit Veranstaltungen, künstlerischem Programm, Weiterbildungsangeboten und einem offenen Raum für vielfältige Begegnungen ist es zu einem sozialen, kulturellen und integrativen Ort geworden – getragen von vielen Menschen aus Wuppertal, die hier Gemeinschaft, Vielfalt und Zugehörigkeit erleben.“

Im vergangenen Jahr habe das Ordnungsamt, so Selly Wane gegenüber der Rundschau, Messungen durchgeführt. Danach seien Konzerte, aber auch die Hintergrundmusik verboten worden. Daran habe man sich gehalten. Es habe nur zwei Ausnahmen gegeben. Eine Geburtstagsparty, die schon im Vorfeld gebucht worden und bei der es trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich gewesen sei, andere Räumlichkeiten zu organisieren. Ein anderes Mal sei beim Aufräumen Musik aus einer Box erklungen. Dabei habe man sichergestellt, dass niemand gestört werde. „Wenn Nachbarn sich beschweren, dann nicht über die Hintergrundmusik“, wundert sich Selly Wane.

Zum Programm des Cafés gehören nach eigenen Angaben „Konzerte, Lesungen, Filmabende und Kunstausstellungen“, „Tanz, Performance, Diskussionsrunden und Workshops“, „gemeinsames Kochen, interkulturellen Austausch und Begegnung“ sowie „Künstlerinnen und Künstler aus Afrika, Europa und der ganzen Welt“.

In der Petition heißt es: „Selly Wane, die Gründerin und Gastgeberin, hat mit großer Menschlichkeit, Leidenschaft und Weitsicht ein Konzept verwirklicht, das in Wuppertal einzigartig ist. Ihre Vision: Einen Ort zu schaffen, an dem jede und jeder willkommen ist – unabhängig von Herkunft, Status oder Perspektive. Im Swane sind nicht nur die Künstlerinnen und Künstler Teil des Programms – auch die Gäste werden zu Gestalterinnen und Gestaltern.“

Und: „Hier entsteht Gemeinschaft, aus der heraus soziale, kulturelle und politische Impulse in die Stadt getragen werden. Die drohende Schließung würde nicht nur einen Gastronomiebetrieb treffen – sie würde einen lebendigen, vielfältigen und demokratischen Kulturraum vernichten. Einen Ort, der Menschen Hoffnung, Stimme und Plattform gibt.“

Kyebo Kafuta, der Initiator der Petition, blickt zurück: „Letztes Jahr habe ich im Rahmen eines Workshops im Swane Café einen Förderantrag gestellt – zum ersten Mal überhaupt. Ohne die Unterstützung, die ich dort erhalten habe, hätte ich diesen Schritt wahrscheinlich nie gewagt. Der Antrag war erfolgreich und ermöglichte uns, in den Sommerferien ein fünfwöchiges Kindercamp durchzuführen – ein voller Erfolg, der viele Kinder und Familien erreicht hat.“

Aber das sei nicht alles: „Durch das Swane Café habe ich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern das Kollektiv Colour in Wuppertal & Bergischen Land gegründet. Viele unserer Treffen und Vorbereitungen fanden im Swane statt. Dieses Jahr organisieren wir – in Zusammenarbeit mit dem Pina-Bausch-Zentrum – unser erstes Festival. Ohne das Café wären diese Begegnungen, dieser Austausch, diese Visionen nicht möglich gewesen.“

Wane war 2023 von Oberbürgermeister Uwe Schneidwind mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet worden. In der Begründung hieß es: „Selly Wane betreibt seit 2014 das ,Swane Café‘ in der Luisenstraße. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat sich besonders mit den Themen Nachhaltigkeit, interkulturelle Zusammenarbeit sowie Chancengleichheit befasst und nutzt das Café als einen Ort für Projekte, Workshops und Veranstaltungen zu diesen Themen. Sie ist Mitbegründerin des Vereins ADDE, der sich für Diversität, Dialog und den Austausch von Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund einsetzt.“

Außerdem: „2017 rief sie das Projekt „Cookin‘ Hope – Swane“ ins Leben, bei dem Frauen mit Migrationshintergrund Gastronomieerfahrung sammeln können, um sich für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu qualifizieren. 2021 gründete sie die Kookaburra Gmbh, die integrative Projekte organisiert.“

Kafutas Fazit: „Wenn das Swane Café verschwindet, verlieren wir nicht nur einen Treffpunkt – wir verlieren einen Ort, an dem Ideen geboren, Menschen vernetzt und Projekte ermöglicht werden. Für mich persönlich wäre das ein enormer Verlust – und für viele andere ebenso.“

(jak)