Suche nach passendem Käufer Kirche am Kolk: Von Abschieden und Neuanfängen

Wuppertal · Viel wurde um den Erhalt der Alten Lutherischen Kirche am Kolk gekämpft. Drei Schicksalsschläge hat sie in den 273 Jahren ihres Bestehens überlebt. Jetzt soll sie verkauft werden.

Die Kirche prägt das Bild der Elberfelder Innenstadt.

Foto: Archiv/KK

Die bewegte Geschichte des zweitältesten Gotteshauses im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld begann schon vor der Einweihung der Kirche. Über 50 Jahre stritten die Elberfelder Gemeindeglieder über die „richtige“ Form der Religionsausübung – reformiert oder lutherisch –, die Anlegung eines eigenen Friedhofs und den Bau einer eigenen Kirche für die Lutheraner.

Mit der Grundsteinlegung 1748 war der Bau besiegelt, der Kirchturm 1750 mit einer Mauerdicke von fast zwei Metern fertiggestellt. „Auf Stadtansichten der 1770er Jahre können wir noch sehen, dass der Turm damals ein einfaches Pyramidendach hatte. Erst später wurde die heute bekannte Haube aufgesetzt“, berichtet die Archivarin des evangelischen Kirchenkreises, Anke Westermann.

Auf der Orgel in der Kirche am Kolk wurden viele Konzerte gespielt.

Foto: Thorsten Pech

Gebaut als „Bergische Trinität“

Das Besondere des Baus sei auch seine Ausrichtung, erklärt sie. „Die Bauachse wurde gedreht, um die Kirche in die Häuserzeile der Schönen Gasse einzureihen, der Turm mit Haupteingang zeigt Richtung Osten. Altar, Kanzel und 1760 schließlich die Teschemacher-Orgel wurden im Stil der sogenannten Bergischen Trinität übereinander angeordnet.“ Nach der Lieferung der Glocken konnte die inzwischen auf 3.000 Mitglieder angewachsene Gemeinde am 5. Juli 1752 ihr neues Gotteshaus beziehen.

Bis zum ersten Schicksalsschlag 1943 habe die Gemeinde viel in ihre Kirche investiert, erzählt Anke Westermann. Eine neue romantische Orgel wurde eingebaut, das Gestühl erneuert, Treppenaufgänge und Empore saniert. 1913 kam schließlich ein neues Gemeindehaus direkt an der Kirche hinzu. Doch alles wurde in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 zu Asche. Nach einem Luftangriff auf Elberfeld blieb die Kirche am Kolk als ausgebrannte Ruine stehen.

Neu aufgebaut und wieder zerstört

Im Frühjahr 1951 begann der Wiederaufbau. Da die finanziellen Möglichkeiten gering waren, wurde das Innere bewusst schlicht gehalten und für die Orgel eine Empore auf der Turmseite errichtet. Da das Instrument für die kirchenmusikalischen Bedürfnisse Ende der 1960er Jahre nicht mehr ausreichte, gab es 1971 eine neue dreimanualige Orgel mit 32 Registern.

Nur zwei Jahre später kam es zu einer schweren Explosion auf dem Nachbargrundstück. Die Kirche wurde wieder stark beschädigt und musste monatelang gesperrt werden. Kurz vor Ende der Renovierungsarbeiten folgte im März 1974 der dritte Schicksalsschlag für die Kirche am Kolk: Sie brannte bis auf die Grundmauern nieder. „Das war ganz klar Brandstiftung“, sagt Anke Westermann. „Leider konnte der Täter nie ermittelt werden.“

Zähes Ringen um erneuten Bau

Das Gotteshaus nun aufzugeben, kam für die Gemeinde damals nicht in Frage. „Zähes Ringen und geschickte Verhandlungen waren nötig, um Versicherungen und das Landeskirchenamt von der Notwendigkeit des Wiederaufbaus zu überzeugen“, weiß die Archivarin. Nachdem dies gelungen war, konnte die offizielle Wiedereinweihung am 1. Advent 1975 – also vor genau 50 Jahren – stattfinden.

Mit ihren 430 Sitzplätzen bot die Kirche am Kolk genug Raum für die lutherische Kirchengemeinde im Herzen der Stadt Wuppertals, die sich 2005 mit der Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Nord zusammenschloss. Die Kirche mit ihrer großen Orgel wurde für zahlreiche Konzerte genutzt. „Die Kirche am Kolk war über die Grenzen Wuppertals hinaus bekannt für ihre anspruchsvolle Kirchenmusik“, sagt Anke Westermann.

Mitgliederschwund und knappe Finanzen

Doch der Unterhalt des Gotteshauses war kostspielig. Die Finanzlage der Gemeinde spitzte sich aufgrund rückgehender Mitgliederzahlen stark zu. Vor zwei Jahren entschied die Gemeinde Elberfeld-Nord schließlich, ihr Gotteshaus zu verkaufen. Im September 2024 wurde die Kirche entwidmet. Altar, Kanzel, Taufstein sind nun abgebaut, die Orgel ist nach Polen verkauft und die Glocken sind nach Slowenien gegeben worden.

„Wichtig ist uns als Gemeinde, dass wir nicht nur einen kapitalkräftigen Käufer finden, der die großen Sanierungsarbeiten an dem alten Gebäude finanzieren kann, sondern dieses Kulturdenkmal auch weiterhin erhält“, betont die Vorsitzende des Presbyteriums, Dorothee Kleinherbers-Boden. „Unsere schöne Kirche soll als Begegnungsstätte und kulturelles Zentrum für die ganze Stadt von Wert sein.“