Gegen „Fake News“ Projekte im CVJM Elberfeld: Wie geht Demokratie?

Wuppertal · Rund um das Thema Demokratie gibt es jede Menge Fakten und Fakes in den sozialen Medien. CVJM-Sekretär Björn Malkus lädt Jugendliche bei Pizza und Brunch dazu ein, genauer hinzuschauen.

CVJM-Sekretär Björn Malkus.

Foto: Sabine Damaschke

Im CVJM-Treff „Jugendcafé“ gibt es nicht nur eine Theke, ein Sofa und einen Kicker, sondern auch einen Globus. Manchmal zeigen sich die Jugendlichen darauf das Land, aus dem sie selbst, ihre Eltern oder Großeltern nach Wuppertal zugewandert sind. Im Jugendcafé kommt die ganze Welt aber nicht nur auf einem Globus zusammen. Sie ist auch auf den Smartphones präsent, wenn in den TikTok- und Insta-Videos, auf YouTube und per WhatsApp über den Krieg in der Ukraine, die Hamas und Israel, Trump und seine Zollpolitik oder die Auswirkung von Migration diskutiert wird.

„Es macht mir Sorge, dass viele Jugendliche sich über Politik nur in den sozialen Medien informieren, wo rechte Parteien besonders stark sind“, sagt der Sekretär des CVJM Elberfeld, Björn Malkus. „Was ihnen in den Posts und Videos gezeigt wird, nehmen sie kritiklos auf. Dabei ist vieles reine Propaganda und als Fakt getarnt.“

Projektförderung durch Land und Stadt

Genauer hinschauen, was und wer hinter den vielen Meinungen steckt – das möchte der 30-jährige Sozialarbeiter mit dem Projekt „Demokratie - Lass mal drüber sprechen" erreichen. Kurz vor den Bundestagswahlen hatte Malkus bereits eine Inforeihe zum Thema mit dem Schwerpunkt Wahlen für Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren angeboten. Nun geht es weiter mit Fördergeldern von Stadt und Land.

Jeden zweiten Donnerstag lädt der CVJM-Sekretär zu „Pizza & Propaganda“ ein, jeden zweiten Monat gibt es am Samstag einen Themenbrunch oder „parlamentarisches Frühstück“, in dem Hintergründe zum politischen System Deutschlands erklärt und diskutiert werden (s. Infokasten). „Politik wirkt oft kompliziert, betrifft aber alles, was uns wichtig ist: Freiheit, Gerechtigkeit, Zukunft“, sagt Malkus. „Das möchte ich Jugendlichen gerne vermitteln – und zwar nicht wie häufig im Schulunterricht, sondern spannend und auf Augenhöhe.“

Dazu eignet sich das gemeinsame Essen besonders gut, so die Erfahrung des Sozialarbeiters. In entspannter Atmosphäre lässt es sich leichter diskutieren. Doch auch das will gelernt sein. „Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie sachlich über Politik reden und ihre Meinung formulieren können“, beobachtet Malkus. „Sie schicken sich zwar Videos mit politischen Inhalten zu, vermeiden aber persönliche politische Diskussionen.“

Viel Recherche für Faktenchecks

Mit „Pizza & Propaganda“ ist der Sozialarbeiter bereits Mitte Mai gestartet und hat dabei feststellen müssen, dass es auch für ihn gar nicht so einfach ist, Fakten und Fake zu unterscheiden. „Es ging um ein Video der AfD, in dem behauptet wurde, dass über 80 Prozent der Haftbefehle in Deutschland Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft betreffen“, erzählt er. „Die Zahl ist tatsächlich korrekt, aber daraus einfach zu schließen, dass Menschen ohne deutschen Pass per se krimineller sind als Deutsche, ist falsch.“

In seiner Recherche fand er heraus, dass es um Haftbefehle zu einem bestimmten Zeitpunkt ging. „Wenn wir uns die Summe aller verhafteten Personen im ganzen Jahr anschauen, sieht die Statistik anders aus.“ Zudem würden auch jene Fälle erfasst, in denen es um Abschiebungen ging, die nicht vollzogen werden konnten. „Abschieben und Wegsperren alleine hilft nicht. Wir müssen uns auch Gedanken darüber machen, wie wir Integration besser gestalten können.“

Viele Probleme dieser Zeit seien eben nicht leicht zu lösen, betont der Sozialarbeiter – weder mit einfachen Antworten von Rechts- noch von Linksextremisten. Letztere möchten die Jugendlichen gerne beim nächsten „Pizza & Propanda“-Treffen unter die Lupe nehmen.