Fußball-Regionalliga WSV-Sportchef Manno: „Gebe Saison noch nicht auf“
Wuppertal · Für Gaetano Manno war das erste Adventswochenende kein gutes. Am Samstag (2. Dezember 2023) verfolgte er im Stadion am Zoo das kuriose 3:4 des Regionalliga-Teams gegen Alemannia Aachen, am Sonntag dann das 0:6 der A-Junioren in der Bundesliga West bei Borussia Mönchengladbach. Im Rundschau-Interview analysiert der 41-Jährige die Lage.
Rundschau: Herr Manno, wie sieht Ihre Gefühlslage nach der Niederlage gegen Aachen aus?
Manno: „Sehr beschissen, es war sehr enttäuschend. Damit meine ich aber nicht die Leistung. Momentan läuft alles gegen uns. Es scheint, als hätten wir das Glück zu Saisonbeginn aufgebraucht. Gegen Bocholt verschießen wir einen Elfmeter, in Düren wird uns das klare Tor zum 2:1 nicht gegeben, obwohl es kein Foul war. Und gestern wäre viel mehr drin gewesen. Stattdessen kassieren wir drei unglaubliche Freistöße und verlieren trotz 18:5 Chancen. So ein Spiel habe ich auch noch nicht erlebt.“
Rundschau: Die Mannschaft hat in 18 Spielen durchaus ordentliche 34 Tore geschossen, aber eben auch 30 Treffer kassiert – die meisten der oben platzierten Teams. Ist das Defensivverhalten in dieser Saison das große Problem?
Manno: „Ja, die Bereitschaft, das eigenes Tor zu verteidigen, muss noch intensiver sein. Dazu gehört auch, keine Freistöße in gefährlichen Positionen zu verursachen oder wie in Düren den Gegner nach einem Fehlpass zustellen. Die Mannschaft will, das steht fest: Sonst holst Du nicht ein 0:3 auf.“
Rundschau: Wie werten Sie die Tatsache, dass Teile der eigenen Fans aus Protest gegen Entscheidungen der Polizei („Betretungsverbote“) auf Unterstützung verzichtet haben?
Manno: „Natürlich hat uns dadurch etwas gefehlt, wir hätten etwa nach dem 3:3 noch mehr Push bekommen. Was passiert da inhaltlich ist, kann ich allerdings nicht sagen.“
Rundschau: Bocholt hat zwölf Punkte Vorsprung, Aachen sieben, Köln fünf auf den WSV. Ist die Saison gelaufen?
Manno: „Nein, ich gebe die Saison noch nicht auf. Wir müssen mutig denken. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie gegen gute Mannschaften mithalten kann und mehr. Ich kann natürlich das Umfeld verstehen, dass es unzufrieden ist. Ich persönlich glaube aber dran. Wir haben uns durch den Trainerwechsel zwar mehr Punkte versprochen, spielerisch ist aber ein Aufwind zu erkennen. Und ich habe schon einige Mannschaften erlebt, die große Rückstände aufgeholt haben.“
Rundschau: Will bzw. kann Bocholt überhaupt aufsteigen? Ins Stadion am Hünting müsste viel investiert werden, um die Drittliga-Lizenz zu erhalten. Und auch sonst ist der finanzielle Aufwand hoch.
Manno: „Das weiß ich nicht. Wichtig ist, dass wir am Samstag in Gladbach, wenn gespielt wird, den Bock umstoßen. Bocholt macht bislang eine top Arbeit, keine Frage. Aber wir müssen auf uns gucken und am Samstag endlich drei Punkte holen.“
Rundschau: Was bedeutet die derzeitige Lage für die Pläne in der Winterpause? Gibt es Zu- oder Abgänge?
Manno: „Bisher ist noch kein Spieler zu mir gekommen, der gehen möchte. Sollte jemand unzufrieden sein, sind wir gesprächsbereit. Wir wollen Spieler, die unseren Weg mitgehen und mitleben. Wir werden uns nach der Partie in Gladbach zusammensetzen, alles genau analysieren und dann Entscheidungen treffen. Das gilt auch für die Trainerfrage, in der nach wie vor alles offen ist.“