Interview mit dem neuen WSV-Trainer Stefan Vollmerhausen "Unser Kader hat schon jetzt Qualität"

Wuppertal · Eigentlich wollte Stefan Vollmerhausen noch in den Urlaub fahren. Mit seiner Familie nach Mallorca. Doch daraus wird nichts. Seit feststeht, dass der 42-Jährige als Nachfolger von Thomas Richter neuer Cheftrainer des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV wird, ist er im Dauereinsatz.

 Stefan Vollmerhausen.

Stefan Vollmerhausen.

Foto: Dirk Freund

Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff unterhielt sich mit Vollmerhausen, der im Hauptjob selbständig im Bereich Finanzdienstleistung arbeitet, über Pläne und Visionen

Rundschau: Das Training startet am 1. Juli. Wie groß ist die Vorfreude?

Vollmerhausen: Klar freue ich mich und bin motiviert. Die Zeit bis dahin brauche ich aber auch noch, um die Planung und Vorbereitung voranzutreiben. Es stehen noch Gespräche mit Neuzugängen und mit der Jugendabteilung an.

Rundschau: Wie viele Neuzugänge sind vorgesehen?

Vollmerhausen: Ich gehe momentan von vier Externen aus, die sicher etwas älter sind und zum Teil schon ein oder zwei Ligen höher gespielt haben. Ein Thema ist ja immer, wie man Job und Fußball unter einen Hut bringen kann. Außerdem möchte ich noch einen Spieler aus der U 19 unbedingt halten. Der Kader kann ruhig erst mal nur 23 oder 24 Spieler umfassen.

Rundschau: Der Verwaltungsrat hofft, dass das neue Team "um die Meisterschaft" mitspielt. Wie lautet Ihr Saisonziel?

Vollmerhausen: Zum konkreten Saisonziel äußere ich mich, wenn der Kader steht. Wichtigste Aufgabe eines Trainers ist es, eine Mannschaft weiterzuentwickeln, eine Spielidee zu erarbeiten. Gelingt das, erreicht man auch meist seine Ziele. Unser Kader hat schon jetzt Qualität. Ich bin sicher, dass wir eine ambitionierte Mannschaft ins Rennen schicken. Achim Weber hat in der Rundschau gesagt, er wolle nicht um die "Goldene Ananas" spielen. Dem schließe ich mich an. Ich habe inzwischen mit fast allen Spielern gesprochen auch denen, die mit auf der Abschlussfahrt auf Mallorca waren. Ich habe ihnen erzählt, was ich vorhabe. Die Vorbereitung wird intensiv und hart. Es sind einige Treppenstufe zu erklimmen.

Rundschau: Wer sind die Ligafavoriten?

Vollmerhausen: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Uerdingen kann ich momentan noch nicht einschätzen. Der KFC hat ja noch nicht viele Spieler unter Vertrag. Bocholt hat mir in der Hinrunde gut gefallen, das Team hatte eine klare Spielstruktur, ist dann hinterher etwas eingebrochen. Das lag vielleicht daran, dass der Kader nicht sehr breit war. Sie haben sich verstärkt, allerdings auch Tim Winking verloren. Hiesfeld hat personell was gemacht, war zuletzt etwas unkonstant. Der MSV Duisburg ist nun Zweitligist, die U 23 wird deshalb auf einen großen Kader zurückgreifen können. Duisburgs U 19 hat immerhin Dortmund, Schalke und Leverkusen geschlagen, hat also auch Qualität. Und Ratingen hat in der vergangene Saison richtig gute Arbeit geleistet.

Rundschau: Wie schnell werden sich die Spieler aus der A-Junioren-Bundesliga im Oberliga-Team des WSV akklimatisieren?

Vollmerhausen: Unser Ziel in den vergangenen drei Jahren war es, möglichst viele A-Jugend-Spieler in der ersten Mannschaft zu platzieren. Das hat zuletzt etwas gestockt. Deshalb haben wir mit Konditionstrainer Thomas Ediger zusätzlich gearbeitet. Die Jungs, die jetzt hochgehen, haben im körperlichen Bereich nicht mehr einen so großen Abstand. Tom Hirsch hat gegen Bösinghoven einen guten Eindruck gemacht. Noah Salau hatte schon drei Einsätze, seine Anlaufzeit wird nicht so groß sein. Torwart Joshua Mroß traue ich es auch zu. Er bekommt aber noch Konkurrenz und muss sich in der Vorbereitung die Nummer eins erarbeiten. Dazu gibt es noch zwei, drei weitere gute Spieler. Die Eingewöhnungszeit soll so kurz wie möglich sein.

Rundschau: Allzu defensiv werden Sie nicht spielen lassen, oder?

Vollmerhausen: Das System lege ich fest, wenn der Kader steht. Wichtig ist es, sowohl im Ballbesitz als auch gegen den Ball kompakt zu sein. Und natürlich gehört schnelles Umschalten dazu.

Rundschau: Bestimmen Sie den neuen Kapitän oder lassen Sie ihn wählen?

Vollmerhausen: Ich bestimme ihn. Wichtig ist es, dass der Spielführer mit dem Trainerteam auskommt und sein Wort in der Mannschaft Gewicht hat. Und er sollte in der Regel natürlich spielen.

Rundschau: Gibt es ein Trainingslager?

Vollmerhausen: Die Testspiele stehen ja fest. Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, in Wuppertal ein Kurztrainingslager zu absolvieren. Für den Winter muss man schauen. Mit der U 19 hatten wir in Belek (Türkei, Anm. der Red.) tolle Möglichkeiten. Finanzieren konnten wir das durch externe Zuschüsse. Es hat uns sehr geholfen, wir kamen richtig gut aus der Winterpause.

Rundschau: Welche Aufgaben übernimmt Ihr Co-Trainer Chris Liehn?

Vollmerhausen: Wir haben schon drei Jahre bei der U 19 zusammengearbeitet. Er weiß, was ich möchte, wir sind eingespielt. Chris ist zum Beispiel stark in den Analysen. Ein- bis zweimal pro Woche werden Videoanalysen vornehmen, auch schon in der Vorbereitung. Dabei können wir auf das hervorragende Material des WSV-TV-Teams um Tim Folger, Carsten Kulawik und Tim Leusmann zurückgreifen. Wir sind sehr froh, dass wir das nutzen können. Chris hat sich das Videomaterial der vergangenen Saison besorgt und arbeitet es auf. Auch die positiven Dinge, denn es wurden ja auch viele gute Sachen gemacht. Wir werden neue Impulse setzen, aber das ist bei einem Trainerwechsel ja normal. Das besprechen wir aber erst mit der Mannschaft.

Rundschau: Gab es noch Kontakt zu Thomas Richter?

Vollmerhausen: Ja. Thomas hat zum Beispiel den kompletten Vorbereitungsplan erstellt und uns auch sonst viel geholfen.

Rundschau: Sie waren seit 2012 U19-Coach des WSV, haben davor zweieinhalb Jahre mit Holger Gaißmayer den Landesligisten FSV Vohwinkel trainiert. Wo liegen die Unterschiede?

Vollmerhausen: Vor allem in den Alterssprüngen. In einer Jugendmannschaft liegen die maximal zwei Jahre auseinander. In einer Seniorenmannschaft geht es von 19 bis in die 30. Da muss man natürlich in der Kommunikation variabel sein. Das ist mir bewusst. Inhaltlich, also wie ich spielen lasse, gibt es keine großen Unterschiede.

Rundschau: Haben Sie also wirklich in diesem Jahr keinen Urlaub?

Vollmerhausen: Bis zum Niederrheinpokal-Spiel sind es vom Trainingsauftakt an sechseinhalb Wochen, bis zur ersten Ligapartie siebeneinhalb. Es kann sein, dass wir zwischendurch mal, wenn es gut läuft, drei oder vier Tage Pause machen, um den Kopf frei zu bekommen und durchzuschnaufen. Wie gesagt: Das machen wir nur dann, wenn ich mit der Vorbereitung bis dahin zufrieden bin.

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