Handball: Routinier Viktor Szilágyi vor dem Final-Four "Ich bin vom Potenzial des BHC überzeugt"

Wuppertal / Hamburg · Viktor Szilágyi vom Handball-Bundesligisten Bergischer HC kennt das Final-Four um den DHB-Pokal bestens. Am Wochenende könnte er sein Letztes bestreiten. Der 37-Jährige denkt ans Karriereende. Und an eine Zukunft beim BHC.

 Der Kapitän und sein Team: Viktor Szilágyi (Nummer 23) kann sich vorstellen, beim BHC zu bleiben.

Der Kapitän und sein Team: Viktor Szilágyi (Nummer 23) kann sich vorstellen, beim BHC zu bleiben.

Foto: Dirk Freund

Viktor Szilágyi erschien pünktlich zum verabredeten Gespräch mit der Wuppertaler Rundschau, jedoch deutlich später als drei seiner Mannschaftskameraden von Handball-Bundesligist Bergischer HC, die nach dem Training am vergangenen Freitagvormittag für ein belegtes Brötchen das selbe Café in Vohwinkel gewählt hatten. Schnell wurde geflachst, ob man denn mit 37 Jahren vielleicht länger zum Duschen brauchen würde. "Nein", sagte Szilágyi grinsend. "Ich habe noch ein paar Dinge mit dem Trainer besprochen."

Aus gutem Grund. Zwar reflektieren Trainer Sebastian Hinze und sein Kapitän jede Woche gemeinsam, doch diese Woche ist eben eine ganz spezielle. Am Freitag reist der Bergische HC zum Final-Turnier um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes nach Hamburg. "Das ist eine fantastische Veranstaltung und eine riesige Herausforderung für uns, schließlich ist der BHC zum ersten Mal dabei. Es ist der bisherige Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Wir werden daher mit Demut, aber durchaus selbstbewusst auftreten", sagt Szilágyi.

Und von wem, wenn nicht vom Rückraum-Routinier, könnten sich Trainer sowie Spieler für diese Veranstaltung bessere Tipps geben lassen. Mit vier Vereinen hat Szilágyi bisher insgesamt achtmal am Final-Four teilgenommen. Es begann mit dem TuSEM 2003, dann folgten der THW Kiel (2006, 2007, 2008), der VfL Gummersbach (2009, 2010) sowie die SG Flensburg-Handewitt (2011, 2012). Bis auf 2006 und 2010 erreichte Szilagyi stets das Endspiel — mit den Kieler "Zebras" holte er 2007 und 2008 den Pott.

Nun also geht es für den in Budapest geborenen Österreicher mit dem fünften Verein und zum neunten Mal zu diesem viel beachteten Handball-Event an der Alster. Nach einem Training am Freitag folgt für die vier Teilnehmer Rhein-Neckar Löwen, SG Flensburg-Handewitt, SC Magdeburg und BHC der Empfang beim Senat der Freien und Hansestadt Hamburg. Nicht nur dort wollen Szilagyi und Co. eine gute Figur abgeben. "Wir vertreten und repräsentieren mit dem Bergischen Land eine ganze Region. Das müssen wir mit Anstand machen. Denn diese Veranstaltung wird auch international verfolgt", erklärte Szilágyi.

Natürlich ist der BHC im Halbfinale gegen den SC Magdeburg am Samstag ab 17.45 Uhr (live bei Sport1) krasser Außenseiter, ganz ohne Chance aber sieht Szilágyi seine Blau-Weißen nicht. "Sonst brauchen wir ja gar nicht erst anzutreten. Von der Bundesliga-Tabelle her mag sicher niemand einen Pfifferling auf uns setzen, aber der Pokal ist ein eigener Wettbewerb und der Druck liegt ganz klar beim Gegner. Je länger wir das Spiel offen gestalten können, desto unruhiger dürften die Magdeburger werden."

Viktor Szilágyi rät seinen Mitspielern daher, sich durch die imposanten Rahmenbedingungen nicht ablenken zu lassen. "Für jeden ist das ein absoluter Karriere-Höhepunkt. Es werden außergewöhnlich viele Zuschauer da sein. Natürlich soll das jeder Spieler aufsaugen, aber eben auch nicht zu lange mit offenem Mund dastehen. Die Atmosphäre darf nicht beklemmend auf uns wirken. Wir müssen sie positiv für uns benutzen."

Für den in St. Pölten aufgewachsenen Niederösterreicher, der in 196 Länderspielen 886 Treffer warf, wäre der Einzug ins Endspiel die Krönung. Doch alleine dieses Turnier noch einmal auf der Platte erleben zu dürfen, macht ihn glücklich. Denn Szilágyi wird seine aktive Karriere nach dieser Saison wohl beenden. "Es steht noch nicht endgültig fest. Es ist schon möglich, dass ich bis 2017 weitermache, aber es ist deutlich unwahrscheinlicher als die Verlängerung meines Vertrages vor einem Jahr. Schließlich sind wir im Rückraum mit Alexander Oelze und Tomas Babak gut aufgestellt."

Szilágyi redet von "wir". Als er 2012 zum BHC kam, hatte er nicht daran gedacht, so lange zu bleiben. Inzwischen aber ist das Verhältnis derart eng geworden, dass über eine anderweitige Zusammenarbeit gesprochen wird. "Ich bin überzeugt, dass der BHC großes Potenzial besitzt und wenn meine Ideen mit denen der Verantwortlichen in die gleiche Richtung gehen, dann können wir das Projekt gerne gemeinsam weiter entwickeln."

Zumal sich Szilágyi in Wuppertal wohl fühlt. Mit seiner Lebensgefährtin und den zwei Kindern wohnt er auf Lichtscheid. "Einer geht zur Schule, eine in den Kindergarten. Je älter sie werden, desto schwieriger wird die Entscheidung, umzuziehen. Privat brauche ich keine Veränderung."

Nur vielleicht eine neue Vitrine für den DHB-Pokal ...

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