Fußball-Regionalliga Galle, Hoeneß und Zukunftsfrage

Wuppertal · Während das Heimspiel des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV gegen den SV Straelen ausfällt und stattdessen am Sonntag (30. Januar 2022) um 11 Uhr ein Testspiel bei der U19 von Borussia Dortmund ansteht, blickt der Verein in die Zukunft.

 Sportvorstand Thomas Richter (l.) und der Sportliche Leiter Stephan Küsters.

Sportvorstand Thomas Richter (l.) und der Sportliche Leiter Stephan Küsters.

Foto: Dirk Freund

Wenn der ehemalige Bayern-Manager und -Präsident Uli Hoeneß einst auf die Verpflichtung eines Spielers angesprochen wurde und deutlich dementierte, war im Grunde klar: Der Transfer läuft. Stephan Küsters, Sportlicher Leiter des WSV, wandelte in dieser Woche auf Hoeneß‘ Spuren. Noch am Dienstag beantwortete er die Frage nach einem Neuzugang vor der am kommenden Montag endenden Transferfrist defensiv und mit dem geschickt-bekannten „Wir sondieren den Markt“ – wohlwissend, dass Innen- und Linksverteidiger Nick Galle (23) vom Drittligisten 1. FC Saarbrücken im Grunde schon im Anflug war.

Mit dem Neuzugang schlägt der WSV zwei Fliegen mit einer Klappe. Galle, in Köln geboren und beim 1. FC ausgebildet, verfügt bereits über viel Erfahrung nach seinen Engagements bei Alemannia Aachen und dem Hallenschen FC. In Wuppertal kann er entweder in der Innenverteidigung auflaufen (Noah Salau ist nach seiner Verletzung im Aufbautraining), aber auch links, falls Niklas Heidemann mal ausfällt.

Der Transfer sagt aber auch etwas über die Ambitionen des WSV aus, der offiziell in der Tabelle unter die ersten Fünf kommen will. Trotz der 1:2-Niederlage in Essen soll das Team von Trainer Björn Mehnert oben dranbleiben. Gleichzeitig arbeitet das Umfeld am Drittliga-Antrag, der bis zum 1. März beim DFB abgegeben werden muss.

„Zuletzt war der WSV 2010 in der 3. Liga, seitdem hat sich einiges verändert“, blickt Sportvorstand Thomas Richter auf die Anforderungen. So ist neben einem Nachwuchsleistungszentrum (über das der Verein verfügt) eine Rasenheizung vorgeschrieben, damit die TV-Übertragungen bei Magenta und in der ARD auch in den Wintermonaten gewährleistet sind. „Sicherlich gibt es eine Übergangszeit und kann man Ausweichstadien benennen“, sagt der Ex-Profitorwart.

Doch ist ihm klar, dass ein Umzug nach Düsseldorf oder Duisburg nicht nur heftige Fanproteste auslösen, sondern auch viel Geld kosten würde. Möglicherweise drohe auch eine 25-prozentige Kürzung der Fernsehgelder. Und so hofft Richter, dass im Sommer 2023 nicht nur, wie bereits beschlossen, ein neuer Rasen verlegt wird, sondern auch die Heizung. „Wenn eh gegraben wird, um einen guten Untergrund zu schaffen, macht das Sinn.“ Falls fianzierbar.

Bleibt die Frage: Wäre die 3. Liga für den WSV, der momentan über einen Etat von rund 1,6 Millionen Euro verfügt, überhaupt zu stemmen? Experten gehen davon aus, dass es mindestens 3,5 Millionen, besser vier sein sollten, um eine realistische Chance auf den Klassenerhalt zu haben. „Die Einnahmeseite verändert sich ja etwas“, sagt Richter.

Die TV-Gelder belaufen sich auf etwa eine Million Euro, auch ist mit höheren Ticketeinnahmen bei Partien etwa gegen 1860 München, Saarbrücken oder Kaiserslautern zu rechnen. Aber eben auch mit höheren Kosten durch den teureren Kader, weitere Reisen und höhere Abgaben.

„Grundsätzlich ist es unser Ziel, uns so zu positionieren, dass wir für potenzielle Sponsoren attraktiv sind“, sagt er. So laufe die Professionalisierung im Umfeld weiter, zudem ist es vereinsintern ruhig. „In der 3. Liga gibt es eine permanente bundesweite TV-Präsenz, die für Unternehmen sehr interessant sein kann.“ Klar sei, dass der WSV weiterhin „die Hausaufgaben machen“ müsse, aber auch Unterstützung brauche – zumal Hauptgeldgeber Friedhelm Runge im Sommer 2020 angekündigt hatte, den Verein genau zwei Jahre zu unterstützen.Dass sich die Stadt als Basecamp für die EM 2024 beworben hat, sieht Richter („Der WSV ist Marke, aber auch das Stadion am Zoo“) als gutes Zeichen. Mit einem guten Rasen sei es möglich, wieder Frauen- oder Junioren-Länderspiele hier auszutragen. „Ich denke, es gibt nicht mehr sehr viele Versuche, wieder nach oben zu kommen. Die jetzige Situation, mit der vor zwei Jahren niemand gerechnet hat, sollten wir nutzen. Auch für das Bergische Land.“

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