Ende des bösen Fluchs

Wenn sie das gewusst hätten! Viktor Szilagyi sowie Björgvin Pall Gustavsson und Arnor Thor Gunnarsson hatten es nach dem anstrengenden Spiel gegen die MT Melsungen vorgezogen, einen Tag später nicht nach Köln zu fahren, um dort das Handball-Champions-League-Finale mitzuerleben.

So verpassten die drei Spieler des Bundesligisten Bergischen HC, wie einer ihrer besten Freunde den bislang größten Erfolg seiner Karriere feiern konnte. Gudjon Valur Sigurdsson gewann mit dem FC Barcelona durch ein 28:23 über MKB Veszprem Europas wichtigste Krone im Vereinshandball.

Endlich. Für Sigurdsson war der Finalerfolg mit den Katalanen die Erlösung von einem bösen Fluch, der auf ihm zu liegen schien. Viermal hintereinander war der Isländer zuvor in Köln gescheitert. 2011 mit den Rhein-Neckar-Löwen, 2012 mit AB Kopenhagen sowie 2013 und 2014 mit dem THW Kiel. "Ich bin so oft enttäuscht von hier nach Hause gefahren. Umso schöner fühlt es sich an, die Hände nun endlich am Pokal zu haben." Dieser Pokal ist optisch zwar nicht gerade der schönsten einer, das aber ist Sigurdsson völlig egal. "Wenn du ihn berührst, dann weißt du, dass sich zehn Monate harter Arbeit gelohnt haben", sagte der 35-Jährige. Dafür, dass seine Kumpels nicht in der Halle waren, hatte der Linksaußen durchaus Verständnis. "Sie sind sicher alle froh, wenn sie an einem freien Tag auch mal die Beine hochlegen können", sagte Sigurdsson mit einem Augenzwinkern. Noch nicht wissend, dass sich Szilagyi schwer verletzt hatte.

Von 2001 bis 2005 spielten die beiden zusammen beim TuSEM. "In seiner Wohnung in Essen hat mir Viktor damals jeden Abend bei einem Bierchen Deutsch beigebracht. Wir sind weiterhin regelmäßig in Kontakt. Erst vor zwei Wochen haben wir noch telefoniert", erzählte Sigurdsson mit der Goldmedaille um den Hals in den Katakomben der Lanxess-Arena. Die beiden Isländer des BHC hingegen sieht der dreifache Familienvater regelmäßig bei den Länderspielen der Vulkaninsulaner. "Mit Björki teile ich im Nationalteam das Zimmer. Und in Arnor hat der BHC einen super Rechtsaußen im Kader."

Ganz ohne Beteiligung des Bergischen HC ging das Endspiel dann aber doch nicht über die Bühne. Rechtsaußen Nils Artmann (24) und Rückraumspieler Alexander Oelze (31) waren am Sonntag unter den 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Kölnarena und standen Rundschau-Mitarbeiter Marcus Jensen zwischen dem Spiel um Platz drei sowie dem Finale für eine Gespräch zur Verfügung.

Rundschau: Hallo. Die Fans reißen sich um Karten. Wie seid Ihr denn dran gekommen?

Artmann: Mein Bruder und ich haben sie von unseren Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen. Aber Jan ist verhindert, und so habe ich Ali gefragt.

Rundschau: Was sagt Ihr als Zuschauer zu dieser Veranstaltung?

Artmann: Ganz ehrlich, ich habe schon viel erlebt. Aber das hier toppt alles. Fast 20.000 Besucher, eine fantastische Stimmung und auch tolle Show-Einlagen. Wahnsinn

Rundschau: Und der Handball?

Oelze: Die Schiedsrichter lassen viel mehr durchgehen als in der Bundesliga. Das steigert die Intensität der Spiele natürlich ebenfalls um einiges.

Rundschau: Zu wem haltet Ihr im Finale?

Oelze: Das verfolgen wir neutral. Ich hätte mir den THW Kiel im Endspiel gewünscht, weil dort Christian Sprenger spielt. Mit dem habe ich einst beim SC Magdeburg gemeinsam auf der Platte gestanden.

Artmann: Ja, und mit dem THW wäre die Stimmung sicherlich richtiggehend explodiert. Aber leider haben die Kieler an diesem Wochenende viel zu viele einfache Fehler in ihrem Spiel gehabt.

Rundschau: Die deutschen Zuschauer dürften eher zu Veszprem halten, weil bei Barcelona Siarhei Rutenka spielt. Habt ihr eine Idee, warum der Weißrusse für das Publikum ein derart rotes Tuch ist?

Oelze: Oh ja, allerdings. Ich möchte ihm nicht zu nahe treten, doch er ist ein Spieler, der zwar austeilt, im Gegenzug aber nicht einstecken kann. Seine Schauspieleinlangen missfallen dann eben irgendwann.

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