Peter-Hammer-Verlag Wuppertals Kinderbuchschmiede

Wuppertal · Füchse, Tiger, Kinder. Und ein kleiner bebrillter Maulwurf. Hier bekommen sie ihr Gesicht, von hier aus reisen sie in die Welt. Der Peter-Hammer-Verlag an der Föhrenstraße schafft mit seinem Kinderbuchprogramm Protagonisten, die zu Kindern dieser Welt sprechen. Mündig, ein bisschen schräg, warmherzig. Voller Neugier.

 Wer Monika Bilstein kennen lernen und selbst erzählen hören möchte, sollte einmal bei Instagram den Verlag (@peter_hammer_verlag) virtuell besuchen. Dort liest sie regelmäßig vor.

Wer Monika Bilstein kennen lernen und selbst erzählen hören möchte, sollte einmal bei Instagram den Verlag (@peter_hammer_verlag) virtuell besuchen. Dort liest sie regelmäßig vor.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Ihr größter Held hat einen Haufen auf dem Kopf. Und seine erste Reise trat er in ihrer Tasche an. 1989 war Monika Bilstein 31 Jahre alt, noch Sekretärin der Verlagsleitung des Barmer Peter-Hammer-Verlags und stieg mit dem Manuskript „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ in den Flieger, zur Internationalen Buchmesse nach Bologna. „Ich werde nie vergessen, wie die Kollegin am britischen Stand den Mund verzog“, erinnert sie sich heute in ihrem Büro amüsiert.

Das Thema, der Humor – ein Kinderbuch, und dennoch in der biederen Buchwelt Ende der 80er Jahre revolutionärer bis skandalöser Stoff. Im Wuppertaler Peter-Hammer-Verlag hatte man schon damals keinen Zweifel an Werner Holzwarths und Wolf Erlbruchs Genialität. „Dieser Titel besaß eine noch nie dagewesene Originalität. Wir waren wirklich von Anfang an von ihm überzeugt.“

Der Maulwurf ist nur eine Figur, die das Programm des 1966 gegründeten Verlags perfekt symbolisiert. Klug statt belehrend, oftmals humorvoll sind die Charaktere, niemals gefällig. Wer ein Kinderbuch aus dem Peter-Hammer-Verlag in die Hand bekommt, erkennt unweigerlich die Handschrift der Wuppertaler Kinderbuchschmiede. Und Monika Bilstein, die damals noch als Sekretärin mit dem Maulwurf nach Italien reiste, sorgt seit nunmehr 21 Jahren als Verlagsleiterin dafür, dass das Feuer in dieser Schmiede heiß bleibt.

Jedes der wöchentlich rund 30 bis 40 Manuskripte, mit denen sich Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland in Wuppertal bewerben, geht über ihren Schreibtisch. Und manche von ihnen finden dann mit Hilfe von Bilsteins geprüftem Blick zu ihrer Visualisierung. „Meist ist der Text zuerst da“, erzählt sie die Entstehungsgeschichte der Kinderbücher. Welcher Zeichenstil passt zu der dargebotenen Sprache und Geschichte? Unter der Regie der Verlagsleiterin finden Autor und Illustrator zusammen, um den Worten und Sätzen bildhafte Atmosphäre zu schenken.

Gute Geschichten zu erkennen und auf den Weg zu bringen, das Geschick und Wirken unter Bilsteins Regie findet auch in der Branche große Anerkennung. Zwei Jahre hintereinander, 2019 und 2020, erhielt der Verlag den Deutschen Verlagspreis für sein „herausragendes Programm“. Auch in diesem Jahr werden wohl wieder neue Kinderbücher in die Welt geschickt. „Bei der Zusammenstellung achten wir immer darauf, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Verkaufsgaranten und experimentell Neuem zu wahren.“

Fest steht: Egal welche Geschichten und Figuren der Hammer-Verlag noch so ins Leben schickt, die Reise des Maulwurfs ist wohl noch lange nicht vorbei. Die Geschichte, die einst in Bologna irritierte, ist mittlerweile in über 40 Sprachen, unter anderem in Friesisch, Georgisch und Dänisch, übersetzt worden. „Ich glaube, der Maulwurf ist so aktuell wie vor 33 Jahren“, sagt Monika Bilstein. „Er schwimmt gegen den Strom und schaut über den Tellerrand. Und eine solche Perspektive wird doch niemals aus der Zeit fallen.“

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