Offener Brief der Wohnungswirtschaft „Schließung dieser Fakultät wäre das falsche Signal“

Wuppertal · Die Arbeitsgemeinschaft „WBL – Die Wohnungswirtschaft Bergisches Land“ hat einen offenen Brief zum geplanten Aus des Architekturstudiengangs an der Bergischen Universität Wuppertal veröffentlicht. Der Wortlaut.

Protest am Campus Haspel.

Foto: WBL

„Sehr geehrte Frau Rektorin Prof. Dr. Wolff,

im Namen des Vorstands und der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Wohnungsunternehmen im Bergischen Land (WBL) möchte ich mich mit Nachdruck dem Appell für den Erhalt der Architekturstudiengänge an der Bergischen Universität Wuppertal anschließen.

Gerade in Zeiten, in denen Wohnraummangel, Klimawandel und Fachkräftedefizite zu den drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft wie auch unserer Branche zählen, wäre eine Schließung dieser Fakultät nicht nur das falsche Signal für die Region, für die Bau- und Wohnungswirtschaft und für die Zukunft unserer Städte. Sie würde auch die o. g. Themen hart treffen und die Ziele für ein klimaneutrales und bezahlbares Wohnen konterkarieren.

Der Fachbereich Architektur in Wuppertal genießt seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf. Er steht für praxisnahe, innovative und verantwortungsbewusste Ausbildung, die Theorie, Nachhaltigkeit und Umsetzungsfähigkeit in idealer Weise verbindet. Viele Absolventinnen und Absolventen prägen heute die Baukultur und Stadtentwicklung im Bergischen Land und darüber hinaus. Diese Kompetenz ist ein zentraler Baustein für zukunftsfähiges Wohnen - insbesondere im Bestand, wo wirtschaftliche Sanierung, Energieeffizienz und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen. Im Zuge dessen gibt es einen regen Austausch zwischen der Fakultät und den Unternehmen der Wohnungswirtschaft.

Als Zusammenschluss regionaler Wohnungsunternehmen sehen wir täglich, wie dringend qualifizierte Architektinnen und Architekten gebraucht werden. Der Fachkräftemangel ist längst Realität: Planungsbüros, kommunale Bauämter und Wohnungsbaugesellschaften suchen händeringend nach Nachwuchs. Der Studiengang in Wuppertal hat hier eine besondere Bedeutung - er hält junge Talente in der Region, fördert Kooperationen und sichert die Innovationskraft des Bergischen Städtedreiecks.

Zusätzlich trägt die Fakultät wesentlich zu Themen bei, die über die bergische Region hinaus von gesamtgesellschaftlicher Relevanz sind: nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen, Digitalisierung in der Planung (BIM), Umbaukultur und Kreislaufwirtschaft. Projekte wie der Solar Decathlon Europe 21/22 oder das Living Lab NRW zeigen, dass hier nicht nur Wissen vermittelt, sondern aktiv Zukunft gestaltet wird.

Wohnen ist ein Grundrecht. Damit dieses Recht auch in Zukunft eingelöst werden kann – bezahlbar, ökologisch und sozial –, brauchen wir qualifizierte Fachleute, die das Planen und Bauen von morgen verantwortungsvoll gestalten. Der Studiengang Architektur an der Bergischen Universität Wuppertal leistet dazu einen unverzichtbaren Beitrag.

Wir appellieren daher eindringlich an Sie persönlich und an alle Verantwortlichen, die geplante Schließung zu überdenken und die Architekturstudiengänge in Wuppertal zu erhalten. Hierbei sollten auch alle zu Gebote stehenden Mittel eingesetzt werden, dies gegenüber dem Land NRW als Auslöser für die notwendigen Kürzungen zu vertreten. Es geht schließlich nicht nur um ein akademisches Aushängeschild, sondern, um einen bedeutenden Motor für Innovation, Nachhaltigkeit und lebenswerte Städte im Bergischen Land.

Oliver Zier (Vorsitzender der WBL)