Pfingsten Lasst Gottes Geist hereinwehen!

Wuppertal · Ein Pfingstimpuls von Ilka Federschmidt, evangelische Superintendentin in Wuppertal.

 Ilka Federschmidt, Superintendentin im Kirchenkreis Wuppertal.

Ilka Federschmidt, Superintendentin im Kirchenkreis Wuppertal.

Foto: Tim Polick/Archiv ÖA

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder! (Römer 8,14) Was treibt mich, treibt uns bei dem, was wir in unserem Leben, in unseren Gemeinden, als Kirche denken, fühlen, sagen und tun? Der Vers des Paulus aus dem Römerbrief provoziert diese Frage: Wir treiben viel – aber was treibt uns? Etwas kann mich treiben im Sinne von begeistern, anspornen, ermutigen – mir ein tolles, lohnenswertes Ziel vor Augen führen, mich beflügeln, mir Energie und Gewissheit geben. Oder es gibt etwas, das treibt mich an mit Druck, versetzt mich in Unruhe, nimmt mir Atem und Kraft und die innere Freiheit.

Viele Menschen machen in unserer Kirche mit, Junge und Ältere, weil sie ihre Kirche lieben, bei allen ihren Schattenseiten. Weil sie mithelfen wollen, die Botschaft von Gottes Liebe in das Leben der Menschen zu tragen. Und dann kommt in diese eigentlich wunderbare Angelegenheit ein antreibender Druck. Wir müssen… Wir müssen ganz viel: Wir müssen unsere Kirche reformieren. Wir müssen sparen. Wir müssen Qualitätsstandards befolgen.

In den Gemeinden treibt es uns um, dass wir es doch schaffen müssten, Menschen mit Gottes Wort mehr und besser zu erreichen. Müssten wir nicht einiger sein? Müssten wir nicht das Unrecht aus der Welt schaffen? Wir müssen und müssten… Aber durch zuviel „Muss“ fühlen sich Christen nicht angespornt und ermutigt durch einen Geist der Freiheit, sondern umgetrieben. Es nimmt den Atem. Das haben viele, die bei ‚Kirchen‘ arbeiten, an sich erfahren und ringen immer wieder damit.

Und dann möchte man manchmal rufen: Lasst uns die Fenster und die Türen in unserer Kirche, in unsren Gemeinden, Diensten und Ämtern weit aufreißen. Die Türen im eigenen Denken, in der eigenen Seele: Lasst den Geist Gottes antreibt und sonst keiner. Lasst den Geist Gottes in alle Planungen und Standards wehen. Lasst ihn rein in unsere Schuld und in unsere Liebe, in unsere Erwartungen aneinander, in die Konflikte, in die Bilder, die wir uns voneinander machen.

Lasst Gottes Geist herein wehen in die Predigtvorbereitung, in unser Beten, in alles Fragen und Suchen, wer ich bin und wo Gott uns haben will. Lasst ihn hereinwehen in die Beratungen in Presbyterien und im Kreissynodalvorstand, in alle Veränderungen, dass vielleicht Altes stirbt aber Neues wächst, dass wir frei werden, wirklich wieder zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten. Denn, wo der Geist Gottes weht, da ist Freiheit, ruft Paulus uns mit starken Worten zu.

Gottes Geist lässt uns leben und atmen als Gottes Kinder, als seine Söhne und Töchter, die wissen dürfen, dass sie Erben seiner Liebe sind und seines Reiches des Friedens. Er öffnet die Welt in die Weite der Liebe Gottes; er macht sie nicht eng und starr.

In diesem Sinne wünsche ich uns ein gesegnetes Pfingstfest!

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