Entscheidung steht noch aus Kommt die Langerfeld-Trasse?
Während die Schwarzbach-Trasse seit Dezember 2019 eröffnet ist und schon munter von Radfahrern, Inline-Skatern und Fußgängern genutzt wird, brauchen die Wuppertaler für die weitere Fortsetzung des Fahrradwegs zum Rauental noch ganz schön viel Geduld. Zudem steht noch nicht einmal fest, ob es überhaupt zum Bau der Langerfeld-Trasse kommt. Denn eine Entscheidung der Stadt steht aus ...
Auf der Strecke befinden sich drei Zug-Tunnelröhren. Der Eigentümer, die Deutsche Bahn, möchte zwei der Röhren zusammenlegen und den Verkehr der S7 dort nebeneinander in beidseitiger Richtung laufen lassen. Den dritten Tunnel, durch den die Langerfeld-Trasse einmal führen soll, möchte die Bahn eigentlich mit dem Abraum, der bei den Arbeiten an den beiden anderen Tunneln entsteht, verfüllen. So müsse der dritte Tunnel dann nicht mehr überwacht und unterhalten werden. Bevor der Bau aber beginnen kann, muss die Bahn zunächst ein Planfeststellungsverfahren einleiten. Parallel dazu müsste die Stadt entscheiden, ob sie den Tunnel übernehmen und betreiben möchte.
„Der Terminplan zur Erneuerung des Tunnels ist sowohl betrieblich als auch bezüglich der Finanzierung stringent eingetaktet. Da wir aufgrund der schwierigen geologischen Verhältnisse mit einem langen Genehmigungsverfahren rechnen müssen, ist der zeitliche Druck zur Einleitung des Planrechtsverfahrens sehr hoch. Um den derzeit für 2025 geplanten Inbetriebnahmetermin halten zu können, muss die DB Netz AG noch in diesem Monat die Unterlagen zur Planfeststellung beim zuständigen Eisenbahnbundesamt vorlegen“, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn.
„Wir hatten schon einige Gespräche mit der Bahn und die zeigt sich sehr kooperativ“, sagt Langerfelds Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever. Die Bahn habe sich sogar dazu bereit erklärt, auf die Verfüllung des Tunnels zu verzichten und den Abraum, der bei den Arbeiten entsteht, zum Bau einer Rampe von der Trasse zum höher gelegenen geplanten Wohngebiet zwischen Spitzenstraße und Langerfelder Straße zu nutzen, weiß der Politiker zu berichten.
Die Steinausmauerung des Tunnels befände sich in einem dem Alter entsprechend guten Zustand, so der Bahn-Sprecher und bestätigt Hasenclevers Aussage: „Das Bauwerk ist relativ trocken. Lediglich der Fugenmörtel muss ausgebessert werden. Zudem müssen Stellen in den Tunnelnischen zum Beispiel durch Spritzbeton dauerhaft gesichert werden. Statt die Tunnelröhre zu verfüllen, könnte der Abraum auch ab dem östlichen Tunnelportal zu einer Rampe eingebaut werden, um die Zufahrt für Fahrräder von der oben liegenden Straße in die Tunnelröhre zu gewährleisten. Die geplante Baustellenzufahrt von der südlich gelegenen Straße Schmitteborn könnte als Rampe für den Radweg zur Anbindung an das Straßennetz verbleiben. Zum Ende der Tunnelbaumaßnahme könnte im Schutz der Streckensperrung der Ausbau des Radweges und dessen Abzäunung zum Gleis hin ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen gegen die Gefahren aus dem Eisenbahnbetrieb gebaut werden.“
„So hätten wir nach der Fertigstellung der Bahn-Arbeiten eine Trasse im Rohbau und könnten diese übernehmen. Einfacher geht es gar nicht“, betont Hasenclever.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn die Stadt kann derzeit keine Entscheidung über einen Kauf des Tunnels treffen. Matrina Eckermann vom Presseamt der Stadt: „Wir wissen derzeit nicht, ob wir eine Förderung für das Bauvorhaben dieser Trasse bekommen. Deswegen wird die Bahn zunächst ohne die Entscheidung der Stadt das Planfeststellungsverfahren einleiten müssen. Auch Monate nachher ist eine Umplanung möglich, denn diese Prüfungen dauern sehr lange“, so die Stadtsprecherin – und stellt klar: „Noch ist nichts verloren!“
Die Bahn dazu: „Eine Fortschreibung der im Planfeststellungsverfahren eingereichten Unterlagen ist im Prinzip möglich, jedoch sehr aufwändig. Je nach Art, Umfang und Zeitpunkt ergeben sich Kostenerhöhungen und zeitliche Verzögerungen, die aus Sicht der DB Netz AG den geplanten Kosten- und Zeitrahmen nicht übersteigen dürfen. Gegebenenfalls könnte ein zweites Plangenehmigungsverfahren notwendig werden. In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass wir schon seit 2018 mit der Stadt Wuppertal im Gespräch sind.“
Oberbürgermeister Andreas Mucke sei bereits mit dem Bundesumweltministerium wegen einer möglichen finanziellen Förderung im Gespräch. Stimmt das Amt zu, würden 90 Prozent der Kosten übernommen. Der Verein „Neue Ufer“ wäre bereit, die restlichen zehn Prozent der Kosten zu tragen. Er würde – wie bei der Schwarzbachtrasse – mit der Wuppertalbewegung die Trasse fertigbauen, fünf Jahre übernehmen, betreiben und sie an die Stadt abtreten.
Es wird also noch viel Zeit vergehen, bis die ersten Radler und Spaziergänger über die Langerfeld-Trasse, die offiziell Ruhr-Wupper-Radweg heißen soll, fahren und schlendern können.