Kriminalstatistik 2020 „Auch um Gefühle müssen wir uns kümmern“

Wuppertal · Weniger Körperverletzungen und rückläufige Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen. Mehr Raubüberfälle, eine Zunahmen bei der Straßenkriminalität und ein Anstieg der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Das ist die Bilanz der Kriminalstatistik 2020 der Polizei Wuppertal. Trotz steigender Zahlen in einigen Bereich sagt Dietmar Kneib, Leiter der Direktion Kriminalitätsbekämpfung: „Der Bürger ist auf der Straße sicher!“

 Der Berliner Platz in Oberbarmen - weiterhin ein Ort, an dem sich Menschen unsicher fühlen.

Der Berliner Platz in Oberbarmen - weiterhin ein Ort, an dem sich Menschen unsicher fühlen.

Foto: Dennis Polz

Wuppertal ist im Jahr 2020 noch einmal sicherer geworden. Das spiegelt sich in den Zahlen der aktuellen Kriminalitätsstatistik objektiv wider. „Wir wissen, dass das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger ein anderes ist. Aber auch um Gefühle müssen wir uns kümmern“, sagt Dietmar Kneib, Leiter der Direktion Kriminalitätsbekämpfung der Polizei Wuppertal, stellt aber zunächst die faktischen Zahlen vor. Die Zahl der in der Polizeilichen Kriminalstatistik registrierten Straftaten sank 2020 um 4,7 Prozent. So gab es im vergangenen Jahr in Wuppertal insgesamt 28.620 Straftaten. Im Jahr 2019 waren es 30.040. Trotz der insgesamt sinkenden Zahl, registrierten die Beamten 2020 40 mehr Gewalttaten als noch im Jahr zuvor (2018: 1.257). Und auch die Fallzahlen im Bereich der Raub- und Taschendiebstahldelikte stiegen an: Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Raubdelikte um 49 Fälle (2019: 266) und die Taschendiebstähle um 539 Fälle (2019:1.228)

Während unter anderem die Zahlen des Wohnungseinbruchsdiebstahls auf 379 (2019: 406) Fälle zurück fielen, stiegen die Zahlen der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von 344 auf 420 Fälle an. Bei Letzterem handele es sich aber nicht um einen Anstieg von zum Beispiel Vergewaltigungen oder ähnlichen Delikten, erklärt Dietmar Kneib. Das Problem seien hier Jugendliche, die untereinander (kinder)pornografische Bilder oder Videos per Handy versenden. „Dabei geht es nicht um Pädophile, die Bilder sollen den Empfänger schockieren. Sie fallen aber strafrechtlich in die Kategorie der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und wenn gleich mehrere Aufnahmen versendet werden oder an mehrere Empfänger gehen, schießen die Zahlen nach oben“, so Kneib. Polizeipräsident Markus Röhrl ergänzt: „Wir decken aber auch mehr Straftaten in diesem Bereich auf, weil mehr Personal genau dafür eingestellt wurde. Je mehr man wühlt, desto mehr findet man.“

Auch die Befürchtung, dass es Corona-bedingt zu einem Anstieg der Fälle im Bereich der häuslichen Gewalt geben werden, geben die objektiven Fallzahlen nicht wider. Da sieht Dietmar Kneib allerdings anders: „Ich glaube nicht, dass diese Zahl wirklich gesunken ist. Mit dem harten Lockdown im vergangen Jahr, verschwand auch die soziale Kontrolle. Vermutlich kam es durch fehlende soziale Kontakte zu weniger Anzeigen.“ Das schließt Kneib daraus, dass in den Monaten August und September ein leichter Anstieg der Anzeigen im Bereich der Häuslichen Gewalt doch noch verzeichnet wurde. In diesem Zeitraum gab es Lockerungen. Die betroffenen Frauen und Kinder wurden von ihrem Umfeld vermutlich eher bemerkt, vermutet er. „Erklären können wir die Entwicklung nicht zu 100 Prozent und es wird in diesem Bereich leider immer eine sehr hohe Dunkelziffer geben“, so der Kripo-Leiter.

Die Polizei betont aber trotz steigender Zahlen in manchen Bereichen nochmals: „In Wuppertal lebt der „normale“ Bürger sicher. Dass man ein Zufallsopfer einer schwerer Straftat auf der Straße wird ist unwahrscheinlich. In der Regel geht solchen Delikten eine Bekanntschaft voraus“, erklärt Kneib. Häufig seien in diesen Fällen Gruppen beziehungsweise Menschen involviert, die in ein einer Beziehung zueinander stünden (Bekanntschaften, ehemalige Partner, Partnerschaften usw.). „Dennoch haben viele Menschen ein unsicheres Gefühl. Hier klafft die Wahrnehmung von objektiver und subjektiver Sicherheit weit auseinander. Das können wir natürlich verstehen, Wenn man drei Mal hört, dass es im Bereich des Berliner Platzes einen Überfall gab, setzt setzt sich das bei den Leuten fest. Auch wenn ihnen selbst dort nie etwas passiert ist, wird der Ort zu einem unsicheren Platz“, so Kneib.

 Deswegen sei die gefühlte Sicherheit ein wichtiges Thema. „Wir zeigen schon viel Präsenz und werden das nochmals verstärken“, sagt Markus Röhrl. So habe man bereits den Einsatzbereich der Ermittlungskommission „Rosenau“ erweitert - vom Bereich Berliner Platz und Berliner Straße bis hin zum Wichlinghauser Markt und Umgebung. Und auch hier sagt Röhrl: „Mehr Kontrollen, mehr Delikte die festgestellt werden.“

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