Ehemalige Bundesbahndirektion Rat entscheidet über Mietvertrag mit Clees

Wuppertal · Nach monatelangen Verhandlungen legt die Stadt Wuppertal nun dem Rat und seinen Gremien das Ergebnis der Verhandlungen zur Anmietung der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg vor. Genaue Einzelheiten zu den Kosten teilte die Verwaltung am Dienstag (18. Januar 2022) nicht mit, die Bruttomiete pro Quadratmeter soll aber zwischen 13 und 14 Euro liegen. Pläne, dort ein Outlet-Center zu eröffnen, waren zuvor gescheitert.

 Das Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg.

Das Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg.

Foto: Achim Otto

„Mit dem Eigentümer, der Clees-Gruppe, wurde eine Einigung über einen Mietvertrag erzielt, der – eine Zustimmung der Politik vorausgesetzt – über 30 Jahre abgeschlossen würde. Dabei würde die Stadt einen Hauptmietvertrag über 12.000 Quadratmeter für die Leistungseinheiten der Verwaltung und Untermietverträge mit dem Jobcenter Wuppertal und der Bergischen Universität Wuppertal über weitere 5.500 bzw. 6.800 Quadratmeter abschließen. Für die Clees-Gruppe würde ein Vertragsabschluss Investitionen in das stadtbildprägende Gebäude in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages bedeuten“, so die Verwaltung.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind dankte Stadtdirektor Johannes Slawig „für dieses sehr gute Verhandlungsergebnis, das uns eine hochattraktive Option für ein bürgernahes Dienstleistungszentrum der kurzen Wege mitten in Elberfeld eröffnet. Mein Dank gilt auch der Leiterin unseres Gebäudemanagements, Mirja Montag, die hier mit ihrer Kompetenz sehr produktiv und engagiert unterstützt hat.“

Schneidewind sieht eine „große Chance“ im Projekt Bundesbahndirektion: „Wir können an dieser perfekt angebundenen, zentralen Stelle den Bürgerinnen und Bürgern ein Leistungsangebot eröffnen, für das sie heute mehrere verschiedene Dienstgebäude aufsuchen müssen. Wir würden mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in neue Arbeitswelten starten. Und wir könnten dem Elberfelder Einzelhandel, der Gastronomie und den Dienstleistern mit einem hochfrequenten Verwaltungsstandort auch zusätzliche Kundenfrequenz bringen.“

Stadtdirektor Johannes Slawig: „Wir legen dem Rat der Stadt nun einen Entscheidungsvorschlag vor, der die Interessen der Stadt und die des Eigentümers in eine gute Übereinstimmung bringt. Der finanziellen Mehrbelastung gegenüber den heutigen Verwaltungsstandorten steht ein Quantensprung an Bürgerservice und Modernität der Arbeitswelten gegenüber. Statt an verschiedenen Standorten Mieten, Unterhaltung und Sanierungen für Gebäude zu finanzieren, die dennoch heutigen Standards von Kundenorientierung und Energieeffizienz nicht entsprechen, konzentrieren wir Dienstleistungen an zentraler Stelle und präsentieren sie in einem zeitgemäßen Ambiente.“

Meistfrequentierte Leistungseinheiten unter einem Dach

In den 12.000 Quadratmetern Büroflächen der Verwaltung – rund der Hälfte der insgesamt verfügbaren Fläche der ehemaligen Bundesbahndirektion –  fänden im Falle eines Vertragsabschlusses die meistfrequentierten Leistungseinheiten der Stadt, das Einwohnermeldeamt und das Straßenverkehrsamt, sowie Teile weiterer Ämter mit zentralen Dienstleistungs- und Beratungsfunktionen Platz.

Im Gegenzug könnte die Stadt die Mietverträge der Gebäude Friedrich-Engels-Allee 76 (Versorgungsamt), Neumarkt 40 (Jobcenter) und Müngstener Straße (GMW) beenden und das Verwaltungsgebäude Alexanderstraße 18 (Jugendamt, Schulamt) verkaufen. „Für das Gebäude am Steinweg 10, in dem heute das Einwohnermeldeamt arbeitet, könnte ein neues Nutzungskonzept erarbeitet werden. Unter anderem wäre es eine Ausweich-Option für die Dauer der noch anstehenden, umfassenden Brandschutzsanierung des Rathauses“, heißt es

Bildungsforschung und Angebote für Familien

Als „Untermieter“ der Stadt würde die Bergische Universität mit dem Institut für Bildungsforschung (IfB) in die Bundesbahndirektion einziehen und damit dort einen Bestandteil der universitären Lehrerinnen- und Lehrerbildung konzentrieren. Der Kanzler der Universität, Roland Kischkel, hebt hervor, dass die Universität mit der Anmietung ihrer 5.500 Quadratmeter zunächst einmal dem stark gewachsenen Flächenbedarf der Bildungsforschung Rechnung trägt. „Die Bergische Universität wächst aber nicht nur“, ergänzt Kischkel, „sie würde durch den besonderen Standort auch mehr Präsenz und Sichtbarkeit in der Bergischen Region gewinnen.“

Das Jobcenter plant auf seinen 6.800 Quadratmetern die Zusammenlegung der bisher zwei Elberfelder Geschäftsstellen, ein Coachingcenter und im „Zentrum Zukunft“ die Bündelung seiner Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien. Jobcenter-Leiter Thomas Lenz: „Die drei Einheiten des Jobcenters, die hier einziehen sollen, gibt es in dieser Form bisher nicht. Die Bundesbahndirektion ist eine einmalige Chance, bisherige Angebote neu zu denken und neue zu entwickeln. Dabei werden wir gerade in den Bereichen Jugend, Bildung und Familie eng mit den städtischen Einrichtungen zusammenarbeiten.“

Beschließt die Politik den Vorschlag der Verwaltung, sollen umfassende Umbaumaßnahmen im Gebäudekomplex beginnen. Parallel wäre durch die Verwaltung eine Feinplanung für die Belegung auszuarbeiten. Eine Übergabe der neuen Räume vom Investor an die Stadt wäre danach zum Ende des Jahres 2024 oder Beginn des Jahres 2025 möglich, eine Inbetriebnahme nach der Einrichtung durch die Verwaltung im ersten Halbjahr 2025.

„Dies wäre nicht nur ein rundes, sondern auch besonders passendes Datum, weil das repräsentative Bauwerk in diesem Jahr 150 Jahre alt wird“, so Schneidewind und Slawig. „Mit diesen drei starken Akteuren direkt am Tor zur Stadt werden die Qualität und das Profil des Zentrums Elberfeld noch einmal deutlich gewinnen – ein echter Meilenstein für die Qualitäts-Offensive Innenstadt.“

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