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Das Wuppertaler Engelshaus ist nach knapp fünf Jahren saniert

Nach knapp fünf Jahren : Das Engelshaus erstrahlt in neuem Glanz

Seit 2016 war das Wuppertaler Engelshaus für Besucherinnen und Besucher geschlossen. An diesem Wochenende feiert das aufwändig restaurierte Haus seine Wiedereröffnung – mit kostenlosem Eintritt nach Voranmeldung.

Friedrich Engels ist nicht nur eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, sondern auch einer der berühmtesten Söhne Wuppertals bzw. genauer gesagt Barmens. Schließlich existierte zu Engels‘ Lebzeiten (1820 bis 1895) noch keine Stadt namens Wuppertal. Diese entstand erst 1929. Was es damals aber schon gab, war das 1775 erbaute Wohnhaus von Engels‘ Großvater, in dem auch der junge Friedrich ein- und ausging.

Und genau dieses historisch bedeutsame Haus wird am Samstag (11. September 2021) nach einer etwa fünfjährigen und rund 4,8 Millionen Euro teuren Restaurierungs-Pause wiedereröffnet. Ursprünglich sollte es übrigens bereits am 28. November 2020, Engels‘ 200. Geburtstag, wieder seine Türen öffnen. Doch dieser Plan wurde von der Pandemie zunichte gemacht. Ob sich das Warten gelohnt hat, können die Besucherinnen und Besucher nun selbst beurteilen.

Museumsdirektor Dr. Lars Bluma ist da zuversichtlich. „Das Haus erstrahlt in neuem Glanz“, schwärmt er. Zudem startet das Museum mit einer neuen Dauerausstellung, die den Gäste mit auf Engels‘ verschiedene Lebensabschnitte nimmt: von seiner Taufe über seine verschiedenen Stationen im europäischen Ausland bis hin seinem 70. Geburtstag. Besonderer Fokus liegt neben Engels‘ Werk auch auf der Vielfältigkeit seines Lebens.

  • Engels an seinem eigenen Haus.
    Mit freiem Eintritt und Kunstprojekt : Engels-Haus öffnet am 11. September wieder
  • Verbunden wird die Eröffnung mit der
    Wiedereröffnung des Engels-Hauses : 60 Tickets für Veranstaltung im Engelsgarten
  • Ein beeindruckender Moment: Das riesige Portrait-Banner
    Verhüllung des Engelshauses : Komplett verschwunden ...

Die Ausstellung sei komplett neu konzipiert und designt worden und biete einige Attraktionen: Neben zahlreichen Originaldokumenten und wertvollen Handschriften, die laut Bluma „lange in Archiven und unserer Sammlung geschlummert haben“, seien einige Exponate auch Dauerleihgaben. Dazu zählen etwa Engels‘ Taufkleid, das das Museum von den Nachkommen des Unternehmersohnes geliehen bekommen hat oder auch ein graviertes Taschenmesser, das Engels zu seinem 70. Geburtstag von Solinger Sozialdemokraten erhalten habe und Bluma zufolge „große Verehrung schon zu Lebzeiten“ zeige. „Mir wäre am liebsten, wenn jeder sein eigenes Highlight findet“, meint er.

Insbesondere das Engelshaus selbst könne man jedoch als Hauptexponat betrachten, findet der Direktor: „Es ist ein faszinierender, authentischer Ort und man merkt, dass man in einem historischen Gebäude ist.“ Im Erdgeschoss sind in einem Raum die Fachwerk-Mauern freigelegt worden. Andere Räume, wie das prachtvolle „Tapetenzimmer“ und das „Musikzimmer“, lassen erahnen, in welchen wohlhabenden Verhältnissen der Textil-Fabrikantensohn aufgewachsen ist.

Grundsätzlich hält Bluma es für wichtig, mit der Ausstellung völlig unvoreingenommen an Engels heranzugehen: „Wir zeigen einen historischen Blick auf ihn, frei von dem ideologischen Schutt, der sich im Laufe der Rezeptionsgeschichte über ihn gelegt hat. Frei von der Verherrlichung und auch frei von der Verteufelung seiner Person.“

Außerdem habe Engels auch heute noch eine gewisse Relevanz: „Er ist eine Person, über die es sich lohnt, nachzudenken. Er ist mehr als nur jemand, dessen Geschichte abgeschlossen ist. Sein Schaffen reicht politisch und intellektuell noch weit in unser heutiges Jahrhundert hinüber.“ Darüber hinaus sei der Geist von Menschen wie Engels und seiner Familie momentan hilfreich: „Sie waren Pioniere. Man ist vorangegangen: einerseits als Unternehmer, als Kapitalist und andererseits aber auch in den Gedanken über die soziale Lage.“ Und Bluma erkennt diesen Pioniergeist tatsächlich auch heute noch in Wuppertal, beispielsweise an der Bergischen Universität oder im Wuppertal Institut: „Engels hat versucht, eine Antwort auf die Probleme des 19. Jahrhunderts zu finden. Das müssen wir mit den heutigen tun.“

Zur Wiedereröffnung können Besucherinnen und Besucher am Samstag zwischen 14.40 und 18 Uhr sowie am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr kostenlos ins Engelshaus. Dazu ist eine Kartenbuchung über www.wuppertal-live.de nötig. Der Eintritt ist momentan maximal zwölf Personen gleichzeitig möglich und auf 40 Minuten begrenzt. Ab dem 14. September hat das Haus von Dienstag bis Sonntag je von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet dann vier Euro bzw. ermäßigt zwei Euro.