„Brüder Meyers“ begeistern auch am Bahnhofsklavier Zwei Brüder und sieben Instrumente

Wuppertal · Vor gut einem Jahr wurde das Klavier in der Elberfelder Bahnhofshalle von der Initiative „(M)eine Stunde für Wuppertal“ aufgestellt. Amateure und Profimusiker wagten sich seitdem an die schwarz-weißen Tasten. Zu ihnen zählen auch Stephan und Simon Meyers. Die Auftritte im Bahnhof gaben der Karriere der beiden Musikstudenten einen kleinen Anschwung.

 Fast 30 Konzerte haben die Brüder Stephan (Klavier) und Simon Meyers am Wuppertaler Hauptbahnhof gespielt. Zurzeit arbeiten sie an einer neuen EP.

Fast 30 Konzerte haben die Brüder Stephan (Klavier) und Simon Meyers am Wuppertaler Hauptbahnhof gespielt. Zurzeit arbeiten sie an einer neuen EP.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Durch Zufall lauschte Rundschau-Redakteurin Hannah Florian bei ihrem Weg durch die Mall dem Musiker-Duo mit Klavier und Geige – und kam anschließend mit den Brüdern ins Gespräch. Fast ein Jahr später treffen sich die drei wieder – erneut im Bahnhof am Klavier.

Ungefähr 30 Gratis-Konzerte haben die Brüder Meyers (ihr offizieller Künstlername) bisher am Döppersberg gespielt. „Seit das Klavier im Frühjahr gedämmt wurde, sind wir nicht mehr so oft hier“, sagt Pianist Stephan. Durch die Dämmung sei es anstrengender geworden, dem Instrument in angemessener Lautstärke Töne zu entlocken, ohne von der Geige seines Bruders übertönt zu werden. Auf Bitten der Rundschau setzen sich die Brüder noch einmal ans Klavier. Perfekt aufeinander abgestimmte Geigen- und Klavierklänge erfüllen die helle Halle – und es dauert keine drei Minuten, da bleiben die ersten Menschen stehen, lauschen und applaudieren, als Simon seine Geige absetzt und Stephan die Finger von den Tasten nimmt.

Die Brüder nicken und lächeln ihrem Publikum zu. Man erkennt in ihnen sofort die Bühnenprofis. „Wir haben schon unzählige Konzerte gespielt und musizieren lieber vor Zuhörern als zu Hause“, erzählt Simon, während er das Saiteninstrument im Geigenkoffer verstaut. Um sich in Ruhe über ihre Musiker-Karriere zu unterhalten, möchten die Brüder den Bahnhof allerdings verlassen. „Mal etwas anderes sehen“, sagen sie lachend.

Fünf Minuten später sitzen sie nebeneinander im Café, im Norweger-Pullover, jeder eine Tasse heiße Schokolade vor sich auf dem Tisch. „Vier neue Songs haben wir in den letzten Wochen produziert“, beginnen Simon (25) und Stephan Meyers (22) das Gespräch. Zurzeit studieren sie in Wuppertal Musik auf Lehramt, im Hauptfach Gesang. In Zukunft als Lehrer zu arbeiten, können sich die Brüder allerdings nur schwer vorstellen. Ihr großes Ziel: So schnell wie möglich im Musikbusiness Fuß fassen, um von Auftrittsgagen, verkauften CDs und eigenen Kompositionen leben zu können.

Auf ihrer ersten CD „Gewittersturm“ finden sich sowohl Instrumental- als auch Gesangstücke. „Unsere Musik klingt vielfältig“, antworten sie auf die Frage nach ihrem Stil. „Wir bringen lieber sieben verschiedene Instrumente zum Konzert mit, bevor alles gleich klingt“, ergänzt Stephan. Sieben Instrumente? Simon und Stephan zählen auf: Klavier, Gitarre, Geige, Trompete, Flügelhorn, Posaune, Kistentrommel – „und unser Gesang natürlich“. Ihre Kompositionen lassen sich keinem Genre zuordnen, sie stammen weder aus der Klassik noch aus der Popmusik, sondern sind irgendetwas dazwischen.

Seit neun Jahren bespielen die Brüder regelmäßig ihren YouTube-Kanal, sie wohnen zusammen, studieren zusammen und musizieren gemeinsam. Auf die Nerven fallen sie sich augenscheinlich nicht. Auf Nachfrage antwortet Simon enthusiastisch: „Unser enges Zusammensein ist nur vorteilhaft für die Musik.“

Bis auf ihre Auftritte im Wuppertaler Hauptbahnhof, bei denen sie fleißig Visitenkarten verteilten, haben sie nur wenige Konzert im Bergischen gespielt. Von der Wuppertaler Geothe-Gesellschaft wurden sie kürzlich für ein Konzert gebucht. Ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Die Auftritte in der Bahnhofs-Mall, das müssen die beiden schon zugeben, haben ihrer Karriere einen kleinen Anschub gegeben.

Nicht nur die Wuppertaler Rundschau stellte ein Video von ihnen ins Netz, auch im Radio lief ein Beitrag, ein Kulturmagazin wurde auf sie aufmerksam – und in den sozialen Medien wurden ihre Bahnhofsauftritte vielfach geteilt und gelobt.

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