Voreiliger Beschluss

Betr.: Carnaper Platz

CDU- und SPD-Politiker sitzen einträchtig zusammen und fassen voreilig den Beschluss, den Carnaper Platz ohne Wenn und Aber für den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes der Stadttochter WSW zu vereinnahmen, ohne das bürgerliche Unbehagen einer Bürgerinitiative ernsthaft zu reflektieren.

Diesen Zustand nennt man wohl Realpolitik, die durch ein zeitliches Hinausschieben einer notwendigen politischen Diskussion eine Verarmung der politischen Wahrnehmung der Bürger verfolgt, um so nicht mehr veränderbare Fakten zu schaffen. Dem Ritual des "Erreichbaren und Möglichen" rückhaltlos hingegeben, halten die Partei-Koalitionäre die Grenzen eigenen Denkens und Wollens für die Grenzen des Möglichen überhaupt. Andersdenkende mit akzeptablen Argumenten haben es schwer, sich Gehör zu verschaffen. Dabei vergessen diese "Realpolitiker", dass ihre harfenklangähnliche Politik eine kommunale Desillusion und unbeschreibliche politische Gleichgültigkeit ("die machen ja sowieso, was sie wollen") erzeugen, die schnell ins Gegenteil umschlagen und gute gesellschaftliche Strukturen zerbrechen lassen können.

Um in einer solchen Situation ernstzunehmende und auch geistreich-alternative Gegenpole zu schaffen, sollte zum Beispiel die Bürgerinitiative für die Erhaltung des Carnaper Platzes als Bürgerplatz vorbehaltlos unterstützt werden, um nicht zu akzeptierende kommunalpolitische Verflechtungen und Entscheidungen offenzulegen. Erst dann sollten sich die "Bürgervertreter" fachkundig entscheiden.

Dies gilt in Wuppertal allerdings auch für viele andere politische Entscheidungen!

Aloysius Hag, Hainstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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