Leserbrief „Wir haben noch Luft nach oben“

Wuppertal · Betr.: „Elektrifizierung von Privatautos ist ein Privatvergnügen“. Leserbrief von Jonas Seiler

WSW-Ladestation in der Pommernstraße.

WSW-Ladestation in der Pommernstraße.

Foto: WSW

Die Stadt Wuppertal hat endlich – wenn auch viel zu spät – begonnen ein Ladeinfrastrukturkonzept zu entwickeln. Eigentlich sollte die Infrastruktur für die E-Mobilität schon längst vorhanden sein. Wuppertal hinkt hier der Entwicklung um Jahre hinterher. Aktuell betreiben die WSW an 45 Standorten Ladestationen mit insgesamt 101 Ladepunkten. Hinzu kommen private Anbieter, so dass Wuppertal insgesamt 81 Ladestationen aufweist. Bei 361.000 Einwohner ein Standort für 8-022 Einwohner. Zum Vergleich: Hilden hat mit 57.000 Einwohner 28 Ladestationen – also 2-036 EW/Station. Wir haben noch Luft nach oben.

Wenn wir den Individualverkehr nicht abschaffen können oder wollen, müssen wir diesen möglichst emissionsfrei gestalten. Das heißt mit weniger CO2, leise und feinstaubfrei. Das schulden wir allen Wuppertalerinnen und Wuppertaler. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub, Lärm und Abgasen sind hinlänglich bekannt und mitnichten „Privatvergnügen“.

Voraussetzung für den Umstieg auf die E-Mobilität ist eine Ladeinfrastruktur in allen Quartieren, auch Stadtvierteln mit Mehrfamilienhäusern ohne die Möglichkeit eine eigene Ladesäule in der Garage zu installieren. Ansonsten beschränken wir uns auf gutverdienende Mittelstandsfamilien mit Eigenheim und Stellplatz in den Randbezirken. Das wäre fatal und könnte in der Tat als „Reichenförderung“ kritisiert werden.

Im Übrigen - und das ist das entscheidende Argument – ist die Investition in die Ladeinfrastruktur eine gewinnbringende Investition für die Betreiber (z.B. die WSW), weil sich die Stellplätze nach kurzer Zeit über die hohen Ladegebühren amortisieren. Diese Investitionen kommen langfristig allen zugute. Deshalb ist auch der Strom- Wasser oder Gasanschluss kein Privatvergnügen, sondern Daseinsvorsorge und bei vernünftigem Management eine schöne Einnahmequelle für die Stadt.

Aber in einem Punkt gebe ich Jonas Seiler durchaus recht: Öffentliche Toiletten sind ebenfalls Daseinsvorsorge und es bleibt unverständlich, warum hier nichts passiert. Die Zustände in den Innenstädten und z.B. am Nordpark sind eine Katastrophe. Nur hat das Therma Ladestruktur herzlich wenig damit zu tun.

Axel Frevert (Bezirksvertreter der Grünen)

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