Leserbrief „Dann wünsche ich Ihnen Mut und Rückgrat“

Wuppertal · Betr.: Offener Brief an Thomas Haldenwang und andere

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Mit Verwirrung habe ich den offenen Brief an das Bündnis „Wuppertal stellt sich quer“ (Rundschau, 2. Februar 2025) gelesen, der gegen Ende das „christliche Wertefundament“ betont. Daher habe ich eine Rückfrage. Was verstehen Sie als Mitglied einer christlichen Partei unter christlichen Werten?

Die CDU betont oft den Schutz von Ehe und Familie, der auch im Grundgesetz verankert ist. Warum aber hat die CDU dann gemeinsam mit Rechtsextremen dafür gestimmt, diesen Schutz ausgerechnet bei Menschen abzuschaffen, die besonders in Not sind?

Als Basis christlicher Werte gelten auch die Zehn Gebote, so zum Beispiel „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen“. In der Politik bedeutet das: die Meinungen anderer nicht verzerrt darstellen. Warum suggerieren Sie in Ihrem Brief, dass „Nichtstun“ die einzige Alternative zur sofortigen Abstimmung über diesen unausgegorenen CDU-Entschließungsantrag war?

Es ist ja nicht so, dass andere Parteien „nicht handeln“ wollen, sondern sie schränken Migration auf andere Art ein, haben andere Vorschläge zur Erhöhung der Sicherheit und wollten sich mit der CDU dazu in einem Ausschuss beraten. Statt sachlicher Konsens-Suche höre ich von Ihrem Parteivorsitzenden unwahre Pauschal-Behauptungen über angeblich tägliche Gruppenvergewaltigungen (29. Januar im Bundestag). Eine solche post-faktische Politik passt nicht zu einer Partei mit „christlichen“ Werten.

Für Christen und Nicht-Christen sind Nächstenliebe und Menschenrechte zentrale Werte. Warum sehen Sie dann zu, wie Ihre Partei Sprache und Inhalte der AfD übernimmt? Warum fordern Unionspolitiker die Kirchen dazu auf, bei diesem Thema zu schweigen?

Ich möchte Ihnen glauben, dass Ihnen christliche Werte wichtig sind. Vielleicht ist es für Sie in Wahlkampf-Zeiten zu schwer, diese Werte innerparteilich deutlich zu verteidigen. Falls dem so ist, dann wünsche ich Ihnen Mut und Rückgrat. Lassen Sie nicht zu, dass populistisches Gedankengut diese christliche Partei aushöhlt und unsere demokratische Gesellschaft beschädigt.

Herzliche Grüße von einem christlichen Bürger.

Olaf Schmidt-Wischhöfer

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