Natur nicht bebauen

Betr.: Bauvorhaben August-Jung-Weg

Es geht um das Bauvorhaben auf einer Wiese am August-Jung-Weg, über das in Kürze entschieden wird. Daher richte ich einen Appell an alle Mitglieder des Stadtrates.

Dieses Stück Natur, das es zu erhalten gilt, ist, wie mehrfach gutachterlich festgestellt, eine Kaltluftschneise, die der Stadt Frischluft zuführt. In Anbetracht der Klimaerwärmung ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Zudem leben hier viele Tiere – Rehe, Hasen, Habichte, Fledermäuse, Wildtauben, Fischreiher, Spechte und unzählige Insekten, Bienen und Singvögel. Sogar vier Störche haben vor kurzer Zeit dort Rast gemacht. Diese Vielfalt wird es bei der vorgesehenen Bebauung der Wiese nicht mehr geben.

Wir haben, was die Umwelt betrifft, viel zu lange gewartet und zugeschaut, jetzt läuft uns die Zeit davon. In der Zwischenzeit gab es gigantische Flächenverluste an freier Landschaft und Natur – und die Zahl der Insekten und Vögel hat sich fast halbiert.

1967 legte das Bundesverfassungsgericht unter anderem fest: „Die Tatsache, dass der Grund und Boden unvermehrbar und unentbehrlich ist, verbietet es, seine Nutzung dem unübersehbaren Spiel der Kräfte und dem Belieben des Einzelnen vollständig zu überlassen.“

Politiker sagen immer wieder, dass sie entschieden gegen den Klimawandel vorgehen werden, dass sie den Flächenfraß herunterfahren wollen und dass sie den Artenschwund eindämmen werden. Doch trotz aller vollmundigen Ankündigungen passiert nichts, im Gegenteil, der Raubbau beschleunigt sich immer schneller.

Man sollte ein Stück Natur in einem Naherholungsgebiet nicht für wenige Einfamilienhäuser für Gutverdienende aufgeben, sondern sich der vielen Leerstände in unserer Stadt widmen. Auch unserem Oberbürgermeister Mucke ist Klimaschutz wichtig und in der Stadt „Chefsache“. Er kann beweisen, ob er das, was er sagt, auch in die Tat umsetzt, und sollte daher alles Mögliche tun, um das Bauvorhaben zu stoppen.

Marion Reinhardt

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