Mehr Verbrauch als ein Bus?

Betr.: Koblenzer Seilbahn und Wuppertaler Seilbahnpläne

Kann es sein, dass die Seilbahn Koblenz die zehnfache CO2-Emission pro Personen-Kilometer im Vergleich zum Linienbusverkehr verursacht?
Folgende Rechnung führt zu einem erstaunlichen Ergebnis: Der Antriebsmotor hat 1.300 PS Spitzenleistung — etwa 1.000 Kilowatt elektrische Leistung. Bei 2.250 Betriebsstunden — im Winter fährt die Seilbahn nur an Wochenenden — und 260 Betriebstagen würde die Seilbahn Koblenz 2,25 Millionen Kilowattstunden verbrauchen (an elektrischer Arbeit umsetzen). Ziemlich genau dasselbe braucht die Schwebebahn an ebengenannten 260 Betriebstagen.

Der gleiche Verbrauch ist unwahrscheinlich, denn die Schwebebahn befördert über 19 Millionen Fahrgäste und die Seilbahn in Koblenz nur 650.000. Doppelmayr, Hersteller der Koblenzer Seilbahn, gibt bei einer kleineren Seilbahn (Achter-Gondeln, nur 2.800 Personen/Stunde) mit 1.000 Metern Länge im Durchschnitt 290 Kilowatt elektrische Leistung an. Der Antriebsmotor der Koblenzer Seilbahn läuft also nicht die ganze Zeit in Volllast, sondern mit knapp 30 Prozent Motorlast im Durchschnitt (Doppelmayr-Beispiel), was realistisch erscheint.

Zusammen mit je 25 Kilowatt Leistungsaufnahme in Tal- und Bergstation würde die Bahn im Jahr 765.000 Kilowattstunden auf den Stromzähler bringen. Die 650.000 Fahrgäste fahren bei 890 Meter Streckenlänge 578.500 Personen-Kilometer im Jahr. Das macht 1,32 Kilowattstunden pro Personen-Kilometer, oder — anders gesagt — 753 Gramm CO2-Emission pro Kilometer, wenn der "CO2-Emissionsfaktor Deutscher Strommix 2014" vom Umweltbundesamt genommen wird. Linienbusverkehr verursacht laut Umweltbundesamt nur 75 Gramm CO2-Emission pro Personen-Kilometer.

Dr.-Ing. Marc Gennat, Pfalzgrafenstraße

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