Leser Klappt sicher nicht

Betr.: zukünftige Leitung des Historischen Zentrums, Rundschau-Kommentar

Hendrik Walder ist in jedem Punkt Recht zu geben. Auf den neuen Leiter kommen schwere Entscheidungen zu: Hat man in Wuppertal darüber nachgedacht, dass der neu geschaffene Raum mit erst noch zu erwerbenden Objekten zu füllen ist? Die natürlich Geld kosten. Und noch schlimmer: Warum überhaupt teure Umbauten?

Das spätbarocke Bürgerhaus der Familie Engels ist ein Baudenkmal hoher entwurflicher Qualität. Es hat Anspruch, vor unqualifizierten Eingriffen und Anbauten geschützt zu bleiben. Als Kubus verlangt das spätbarocke Gebäude, freigestellt zu bleiben.

Man glaubt nun offensichtlich, mit dem eingeschossigen Zwischenbau aus Glas eine sich ästhetisch zurücknehmende, im Erscheinungsbild harmlose Ergänzung gefunden zu haben. Wie in der Abbildung (Pressearchiv Stadt Wuppertal vom April letzten Jahres, Entwurf: Antonio Quintiliani) dargeboten, bleibt es aber eine mediokre Ergänzung, was sowohl an der Wahl des Materials Glas als auch an der additiven Form liegt, die sogar noch ein gläsernes Treppenhaus an die Kannegießersche Fabrik anschiebt. Ein architektonischer Anspruch verbindet sich damit nicht. Die Ergänzungsfunktionen wären besser in einem freigestellten Kubus steinerner Materialität oder als Ziegelbau untergebracht, der das Ensemble angemessen mit architektonischen Anspruch ergänzt. Ob eine Verbindung im Souterrain zum Gebäudebestand sinnvoll ist, wäre zu prüfen.

Zwei Herren werden künftig bemüht sein, Friedrich Engels wieder "in Wuppertal einzubürgern". O je — mit einem drittklassigen Denkmal aus China klappt es sicher nicht.

Dr. Michael Knieriem, Xanten

Michael Knieriem war bis 2008, als er in Ruhestand ging, über 20 Jahre lang Direktor des Historischen Zentrums.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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