Leserbrief Diskriminierungsspirale nicht Vorschub leisten

Betr.: Völklinger Platz

 Der Kinderspielplatz Völklinger Platz.

Der Kinderspielplatz Völklinger Platz.

Foto: Christoph Petersen

Auch ich, eine unweit des Völklinger Platzes wohnende Anwohnerin, sehe dort keinen Brennpunkt. Da mich mehrmals täglich, zu allen Tages- und Nachtzeiten, mein Weg zum Kfz-Stellplatz oder zum Hunde-Freilaufgebiet am Völklinger Platz vorbeiführt, traue ich mir zu, dies beurteilen zu können.

Nie bin ich von den sich auf und um die einzige Bank befindenden Personen in irgendeiner Form negativ angegangen worden. Leider sind die Sitzmöglichkeiten dort sehr beschränkt, sodass sich die besagten Personen um nur eine Bank versammeln müssen. Besser wäre es, dort für zusätzliche Bänke zu sorgen, sodass der Bedarf an Sitzgelegenheiten gedeckt wird.

Zwecks Zeitersparnis überquere ich oft den nicht unsauber erscheinenden Spielplatz. Nie habe ich dort entblößte Penisse und urinierende Erwachsene bemerkt. Wohl aber den Spielplatz nutzende Kinder mit ihren Sorgeberechtigten.

Sehr entschieden spreche ich mich gegen die Pauschalisierung und sehr subjektive Einschätzung eines einzelnen Anwohners „... Frauen und ältere Anwohnerinnen und Anwohner leben in täglicher Angst“ aus. Ich gehöre dieser Bevölkerungsgruppe an, Angst verspüre ich dort nicht.

Vielmehr sehe ich diesen Ort als Möglichkeit zur Pflege von Sozialkontakten gesellschaftlich oft nicht tolerierter Menschen, von denen vermutlich einige an einer Suchterkrankung leiden und Patientinnen/Patienten der unweit praktizierenden Diamorphin-Ambulanz sein könnten. Mit dem Aufenthalt im öffentlichen Raum wird ihnen die Teilhabe am sozialen Leben mit allen Vor- und Nachteilen ermöglicht.

Die Pflege von Sozialkontakten hat schon funktioniert: Eine der beschriebenen Personen half mir beim Gassigehen mit meinem Hund freundlich mit einem Hundekotbeutel aus, da der meinige defekt war.

Letztendlich sollten wir Menschen, die von Teilen der Bevölkerung aufgrund ihres manchmal von der Norm abweichenden Verhaltens nicht im öffentlichen Raum toleriert werden, die Möglichkeit geben, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne dass sie der Bürgerzorn trifft, denn wir sind eine heterogene Gesellschaft und diese Personen gehören dazu.

Modern denkende Menschen sollten dieser Diskriminierungsspirale nicht weiter Vorschub leisten, sondern auch berücksichtigen, dass seit dem Bestehen der Diamorphin-Ambulanz die Delinquenz am Völklinger Platz gesunken ist, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort, neben der Substitution, vielfältige stabilisierende Angebote für ihre Patientinnen und Patienten anbieten.

Eva Simon

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