Zu Besuch bei Mozart Meine zauberhafte Oper Nr. 4

Wuppertal · Das darf man ja niemandem erzählen, dass man der Kulturredakteur der Rundschau ist und erst zwei oder drei Opern im Leben gesehen hat.

 Ein echter Publikumsliebling: Simon Stricker als Dreadlock-Papageno in der Wuppertaler „Zauberflöte“.

Ein echter Publikumsliebling: Simon Stricker als Dreadlock-Papageno in der Wuppertaler „Zauberflöte“.

Foto: Jens Grossmann

Wahr ist es aber trotzdem. „Iphigenie auf Tauris“ von Pina Bausch Anfang der 90er Jahre (wenn auch eine Tanzoper als Opernbesuch zählt), „Carmen“ von Bizet Mitte, Ende der 90er Jahre – und „Der Universums-Stulp“ nach dem Roman des Wuppertalers Eugen Egner: Die Uraufführung dieses wunderbar schrägen Ereignisses habe ich mir 2014 mit großem Vergnügen angeschaut. Schon allein, weil sich damals Alexander Schmidt von der FDP per offizieller Pressemitteilung (!) so fürchterlich peinlich über den „Stulp“ aufgeregt hat.

Jetzt also ab in die Oper – und zwar in so eine richtig weltberühmte. Mozarts „Zauberflöte“ als Wiederaufnahme der Premiere von 2020. Da kannte ich die Handlung so ungefähr ein bisschen, hatte ein paar Bilder aus dem 1984er Film „Amadeus“ vor Augen – und diesen Hit „Ein Mädchen oder Weibchen, wünscht Papageno sich“ (warum eigentlich gerade den?) im Kopf.

Proppenvolles Haus im Opernhaus, wirklich gemischtes Publikum von sehr jung bis gar nicht mehr jung. Beste Stimmung. Übertitel zum besseren Verständnis: Sehr hilfreich, obwohl ja in deutscher Sprache gesungen wird.

Dass man Szenenapplaus nicht nur geben darf, sondern auch soll, wenn man will – das hatte ich beim Studium von „Neu in der Oper“ auf der Website der Wuppertaler Bühnen gelernt. Im Sprech- oder Tanztheater, wo ich sonst „zuständig“ bin, ist das je eher unüblich bis unbekannt. Macht aber Spaß und trägt zur guten Laune bei.

Apropos gute Laune: Die ist bei dieser „Zauberflöte“ garantiert. Munter und fröhlich geht es zu (selbst wenn die Handlung zwischendurch auch tragische Züge trägt), kunterbunt, witzig, zeitgemäß ohne überkandidelt zu sein – und mit ganz, ganz vielen augenzwinkernden Wuppertal-Anspielungen, die nahtlos per Video ins Bühnengeschehen eingeflochten werden.

Da wird oft gelacht – vor allem über Simon Stricker als Papageno, der die Herzen des Publikums im Sturm erobert. Zum Glück gegen Ende auch das seiner so sehr herbeigesehnten Papagena: Die spielt und singt Anna Martha Schuitemaker – und passt total zu Papageno. Ein Traumpaar.

Gelacht wird übrigens auch herzlich über die vielen frauenfeindlichen Passagen des Textes, der ja immerhin von 1791 stammt. Da sah man(n) die Welt halt noch ganz anders – 232 Jahre später ist Lachen eine gute Medizin dagegen.

Was das Singen und die Musik angeht: Da heißt der wahre Rundschau-Experte Stefan Schmöe. Ich kann nur sagen: Ralitsa Ralinova als Pamina klingt für mich ganz wunderschön, Sebastian Campione als Sarastro-Bass hätte ich mir tiefer vorgestellt – und Nina Koufochritou als „Königin der Nacht“ – Hut ab, auch für den Hüftschwung!

Im freimaurerhaft anmutenden Ägypto-Tempel (starkes Bühnenbild!) spielt viel Getragenes, das geheimnisvoll murmelt. Beeindruckend, wenn der Chor plötzlich rechts und links von der Galerie singt. Da ist man ganz nah dran.

Wichtig: Was zwischendurch mal kopflastig zu werden droht, wird wieder leicht – und am Ende ist alles gut in dieser Oper, die ein bisschen wie ein Märchen funktioniert. Die Transzendenz-Prüfungen bestanden, die Liebespaare beieinander, das Publikum begeistert. Riesen-Schlussapplaus.

Schön war der Ausflug in die Oper. Mache ich wieder.

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