Neues aus dem Taltontheater Schwarzer Humor mit viel Applaus
Wuppertal · Gescheiterte Ehe, gefloppte Anmache, nervige Nachbarn: Im Taltontheater (TTT) stehen Beziehungen auf dem Prüfstand.
In „Wahrheiten und andere Lügen“ geht’s um Zwischenmenschliches mit Abgründen. Für das Stück von Sam Bobrick steht fast das gesamte Ensemble auf der Bühne. 20 Darstellerinnen und Darsteller, zwei Regisseure und acht Episoden zeigen, dass Wahrheit immer im Auge des Betrachters liegt – und jede Krise irgendwie lustig sein kann. Die durchaus schwarzhumorige Betrachtung von Beziehungen jeder Art fand beim Premierenpublikum großen Anklang.
In der von Sarkasmus geprägten Komödie geht es um Begegnungen. Mal treffen Freunde aufeinander, mal Paare, mal Fremde. Immer gibt es irgendeinen Konflikt. Die Regisseure Jens Kalkhorst und Benjamin Breutel haben diese Treffen in den öffentlichen Raum, an eine Haltestelle und in einen Bus, verlegt.
So trifft der Malergeselle Bob (sehr lustig: Denny Pflanz) statt in einer Bar die neu-erblondete Nan (Miriam Kalkreuth) im Bus. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und spricht sie an. Es folgt die Abfuhr – nicht nur des Busses, sondern auch von ihr.
Die Gründe erklärt sie ihm sogar – und das Publikum nickt innerlich: Er ist geschmacklos gekleidet, hat Tomatensauce auf der Krawatte und Farbe unter den Fingernägeln. Die Pointe aber ist, dass Bob Nan schon in der Woche zuvor angesprochen hatte, als sie noch brünett war. Zudem lebt er bei Mutti, die regelmäßig sein Auto wäscht. Oje ..
Ewig lang verheiratet sind hingegen Victoria (Doris Hartmann) und William (Klaus Lemanczyk). Er hat (mal wieder) eine Lebenskrise und will mit ihr darüber reden. Sie will lieber einen Artikel über Geranien lesen. „Weißt du, warum ich dich damals geheiratet habe?“, fragt sie ihn schließlich. „Weil du so unkompliziert warst.“ Und daran, so schiebt Victoria nach, solle sich nichts ändern – selbst wenn ihr Mann einen Mord beobachtet und bei der Beseitigung der Leiche habe helfen müssen.
Solche Probleme haben Wayne und Irene (Hartmut Kies und Sigrid Möllmer) nicht, dafür scheinbar Geldsorgen. Sie laden ihre neuen Nachbarn (in den Bus) ein, um diese zu überreden, für sie zu bürgen. Das geht natürlich gründlich daneben – hinterher weiß man wieso.
Am Anfang wirkt es ein wenig befremdlich, dass die Handlung an einer Haltestelle spielt. Warum diskutieren Leute dort ihre Scheidung mit ihren Freunden? Der Bus im zweiten Teil des Abends ergibt dann in Teilen schon mehr Sinn.
Das Regieteam erklärt die Wahl des Settings im Programmheft: „So begegnen wir den Figuren im Alltagsraum […] Beziehung ist Halt und Bewegung gleichsam“.
Taltontheater, Wiesenstraße 118. Dauer: etwa 135 Minuten mit Pause. Die nächsten Vorstellungen gibt’s am 3., 4., 10. und 11. Februar 2023 sowie am 8. April 2023. Karten auf www.taltontheater.de.