Tänzerische Spurensuche

Wuppertal · Sechs Jahre nach dem Tod von Pina Bausch ist die Anziehungskraft ihres Werkes ungebrochen. Darüber hinaus hat die Choreographin im Tal viele Spuren hinterlassen.

 Am vergangenen Montag wäre Pina Bausch 75 Jahre alt geworden, ihre Spuren im Tal sind nicht zu übersehen.

Am vergangenen Montag wäre Pina Bausch 75 Jahre alt geworden, ihre Spuren im Tal sind nicht zu übersehen.

Foto: M. Probst

"Dance, dance otherwise we are lost", diesen Satz von Pina Bausch wird wohl jeder noch im Ohr haben, der die filmische Hommage an die große Choreographin von Wim Wenders gesehen hat. Und eben diese Worte werden es vielleicht gewesen sein, die es der Compagnie möglich machten, am 30. Juni 2009, dem Todestag von Pina Bausch, auf die Bühne zu gehen. Am Montag wäre die Frau, die dem Tanz radikal neue Impulse gab und Tabus brach, 75 Jahre alt geworden.

Heute hat sich die Compagnie neu aufgestellt, mit Lutz Förster einen künstlerischen Leiter gefunden, der die Umstrukturierung und Verjüngung gezielt, aber auch behutsam auf den Weg gebracht hat, das Repertoire behütet. Ihm zur Seite steht mit Dirk Hesse ein besonnener Geschäftsführer, der die Kontakte zu Kooperationspartnern pflegt, neue dazu gewinnt, weiß, wie Wuppertal politisch tickt.

Neu dazu gekommen ist die Bausch-Foundation, vom Sohn der Choreographin Salomon Bausch gegründet, die das Erbe der Künstlerin verwaltet. Ziel ist es, kein verstaubtes Archiv aufzubauen, sondern ein lebendiges Zukunftslabor, zu dem jeder Zutritt hat, junge Menschen mit der Arbeit Pinas konfrontiert werden. Dazu passt die bereits fruchtbare Kooperation mit der Gesamtschule Vohwinkel, die nun den Namen der Choreographin trägt. Mit der Choreographie "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" hat die Foundation das erste Werk von Pina Bausch an das Bayrische Staatsballett nach München gegeben, auch so wird das Repertoire lebendig gehalten.

Doch es sind nicht nur Compagnie und Foundation, die vom Wirken der Choreographin im Tal zeugen, denn der Samen, den Pina gestreut hat, ist aufgegangen. Wie etwa im Schaffen von Mark Sieczkarek, ehemals Tänzer der Compagnie, der heute sowohl mit Profis als auch erfolgreich mit Laien im Tal arbeitet. Auf seine Spuren heftet sich Claudio Limura mit dem Seniorentanzensemble.

Jo Ann Endicott hat dazu beigetragen, "Carmina Burana" als inklusives Tanzprojekt auf die Bühne zu bringen, Regina Advento war in der Alten Feuerwache aktiv, Daphnis Kokkinos engagiert sich in der Griechischen Schule. Jeans Sasportes hat seine Heimat im "Café Ada" und im "ORT" gefunden, organisiert Festivals, zeigt eigene Choreographien, bringt den Kids im Kindergarten den Tanz nahe.

Chrystel Guillebeaud und Chun-Hsien Wu haben ein eigenes Studio in der Hofaue, die Compagnie "Double C" gegründet, arbeiten mit Kindern, Erwachsenen und Jugendlichen. In der "Börse" läuft seit Jahren das Jugendprojekt "move it!" erfolgreich, das auf einer Idee von Geraldo Si basiert.

Fabien Prioville, der erst vor kurzem mit seiner Gattin Azusa Seyama ein beeindruckendes Duo in der "Börse" zeigte, hat ebenfalls eine Compagnie gegründet, die momentan in Japan weilt und in der Clémentine Deluy, Thusnelda Mercy und Pascal Merighi arbeiten.

Weltweit werden Tänzer und Ehemalige zu Workshops eingeladen, blickt die Tanzszene weiterhin nach Wuppertal. So wurde Paul White als bester Tänzer des Jahres geehrt, erhielten Nazareth Panadero und Daphnis Kokkinos hohe Auszeichnungen ihrer Heimatländer.

Und jetzt sind es vier internationale Choreographen, die mit der Wuppertaler Compagnie neue Stücke erarbeiten.

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