Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Vorsicht: "SOTP"-Schild!

Wuppertal · Seit dem WM-Aus für die deutsche Mannschaft ist die ganze Nation irgendwie von der Rolle: Horst Seehofer erweist sich gerade für die Koalition als ähnlich hilfreich wie Sami Khedira für die DFB-Elf.

 Ohne Worte, mit Buchstaben ...

Ohne Worte, mit Buchstaben ...

Foto: Wuppertaler Rundschau

Primark hat bei der Eröffnung seines Ladens am Döppersberg noch mehr Verspätung als Toni Kroos in der Rückwärtsbewegung.

Und dann auch noch das: Am Donnerstag pinselt ein Diplom-Kalligraph ein riesiges Stop-Zeichen auf den neuen Asphalt an der Abzweigung von der B7 auf die Südstraße. Das Ergebnis sehen Sie oben. Es spricht nicht unbedingt dafür, dass der Job an einen Diplom-Kalligraphen vergeben wurde. Sonst hätte er nicht statt "STOP" ein blitzsauberes "SOTP" in zwei Meter großen Buchstaben auf die Straße gepinselt.

Nun ist "STOP" natürlich ein durchaus langes Wort, bei dem man im Hinblick auf richtige Anordnung des Vokals und der beachtlichen Anzahl von drei Konsonanten leicht durcheinander kommen kann. Im vorliegenden Fall müssen wir zugestehen, dass der Verfasser immerhin das S völlig korrekt an die richtige Position gesetzt und damit bei der Aufstellung schon viel mehr richtig gemacht hat als Jogi Löw am Mittwoch.

Nach diesem viel versprechenden Auftakt bricht der Asphaltmaler allerdings dramatisch ein und greift überhastet zum einzig verfügbaren Vokal, was sich in der Folge böse rächt: Bei der Wortfinalisierung bleiben ihm jetzt plötzlich nur noch ein P und ein T - wie wird er sich entscheiden? Erst tunkt er den Pinsel in die weiße Farbe, wirkt verunsichert wie die deutsche Hintermannschaft bei der WM und setzt dann mit zitternder Hand das T vor das P.

Das ist fatal: "SOPT" hätten wir nicht verstanden, aber wenigstens noch aussprechen können, weil es eine gewisse Ähnlichkeit mit Wuppertaler Platt hat. "SOTP" lässt uns dagegen nicht nur komplett ratlos, sondern auch noch mit ausgetrocknetem Mund nach Hervorbringung dieser höchstens für Osteuropäer flüssig zu verbalisierenden Zeichenfolge zurück.

"SOTP" ist aber kein Zufall. Es könnte vielmehr ein vom Unterbewusstsein des zerstreuten Zeichners geschaffenes Asphalt-Fanal sein, das uns Weiß auf Rot auf Schwarz entgegenschreit, wie verkorkst diese Woche war. Und das passend dazu im Trikot-Farbdreiklang von Südkorea.

Es gibt aber noch eine andere Theorie: "SOPT" wird nämlich gelegentlich auch als Abkürzung des Songtitels "Scared of the Police" benutzt, in dem sich die englische Underground-Band Reuben gegen Polizeigewalt wendet. Und in dieser Hinsicht hatten wir doch gerade in Wuppertal eine Diskussion, die ähnlich heftig war wie die über die taktische Ausrichtung der Nationalmannschaft, weil der Jobcenter-Chef bei der Demo vor zwei Wochen von der Polizei rustikal festgenommen wurde.

Hat Thomas Lenz jetzt möglicherweise Gerätschaften von Straßenarbeitern an sich gebracht und seinen vehementen Protest auch noch in geschickt verschlüsselter Form an den Rand von Wuppertals wichtigster Verkehrsader gepinselt? Jener B7 also, an der sich die Ereignisse ein paar Kilometer weiter abspielten?

Vielleicht doch eher unwahrscheinlich, denn nur wenige Stunden, nachdem das "SOTP" Werk vollendet war, wurde es auch schon wieder mit "STOP" überpinselt. Augenzeugen sagen, der verunsicherte Kalligraph sei kurz in die Stadtbibliothek gegangen und habe in den Duden geguckt ...

Bis die Tage!

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