Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Geld, das es nicht gibt

Wuppertal · Wer wie ich noch mit der guten alten D-Mark und soliden Münzen wie dem Heiermann, der kaum ins Portemonnaie passte, groß geworden ist, tut sich mit anderen Währungen zeitlebens schwer.

 Roderich Trapp

Roderich Trapp

Foto: Max Höllwarth

An den Euro, bei dem das bräunliche Kleingeld schon nach kurzem Gebrauch so aussieht wie eine nach 2.000 Jahren wieder ausgegrabene römische Sesterze, habe ich mich ja notgedrungen gewöhnt. Aber jetzt gibt es auch noch Bitcoins.

Von Bitcoins haben Sie möglicherweise auch schon gehört: Dabei handelt es sich um eine Kryptowährung im Internet. In Namen Kryptowährung steckt völlig zu Recht das Adjektiv kryptisch drin, weil mir bisher niemand richtig erklären konnte, was Bitcoins eigentlich sind. Ich fasse meine bisherigen Erkenntnisse mal so zusammen: Bitcoins sind ein Zahlungsmittel, das eigentlich nicht existiert, mit dem man aber etwas kaufen kann. Früher hieß sowas Falschgeld und man wurde für seinen Besitz verhaftet. Heute kann man damit ganz legal reich werden. Vor allem, wenn man sich rechtzeitig welches besorgt hat.

2011 war ein Bitcoin ungefähr einen Dollar wert. Wer damals gesagt hat „Bitte ein Bit!“, hat alles richtig gemacht. Heute ist ein Bitcoin nämlich mehr als 50.000 Dollar wert, weshalb ich den Unmut einer Kollegin verstehen kann, die sich vor zehn Jahren mit dem Thema beschäftigt hat und aus Spaß für 100 Dollar Bitcoins kaufen wollte. Ihr Bruder überzeugte sie aber davon, dass sowas eine Schnapsidee und rausgeschmissenes Geld ist. Wenn sie nicht auf ihn gehört hätte, hätte sie heute umgerechnet ungefähr 5 Millionen Euro im verschlüsselten digitalen Portemonnaie, das man zur virtuellen Aufbewahrung der Cyber-Kohle einrichten muss. Schön, dass die Familie trotzdem noch zusammenhält ...

Außerdem kann es noch viel schlimmer kommen, wie sie an dem aus Deutschland stammenden und mittlerweile in San Francisco lebenden Programmierer Stefan Thomas sehen können. Der Mann machte weltweit Schlagzeilen, weil er sich 2011 für die Produktion eines Videos mit 7.002 Bitcoins bezahlen ließ. Die steckte er in einen digitalen Tresor, an den er heute gerne mal ran würde, weil aus den 7.002 Bitcoins mittlerweile mehr als 180 Millionen Euro geworden sind. Leider hat er aber das extrasichere Passwort vergessen, mit dem er vor zehn Jahren seinen Geldschrank verschlüsselt hat. Für dessen Eingabe hat er zehn Versuche, dann zerstört sich der Tresor selbst. Zuletzt war er bei Nummer acht ...

Nun ist es aber so, dass man seine Bitcoin-Millionen nur nutzen kann, wenn man entweder jemanden findet, der einem richtiges Geld dafür gibt, oder mit ihnen in einem Intenet-Shop einkauft, der Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptiert. Eine aktuelle Liste solcher Läden habe ich mir auf Wikipedia angesehen: Die traurige Kollegin könnte sich demnach mit ihren 5 Millionen zum Beispiel in den USA 100 Tesla-Autos erwerben, sich 355 Staatsbürgerschaften von Vanuatu kaufen – einem Land, von dem man ähnlich wie beim Bitcoin nicht weiß, wo es genau liegt –, oder ungefähr 8.000 Jahre auf der Erotik-Plattform www.strip4bit.com Leuten beim Ausziehen zugucken. Vielleicht doch nicht ganz so schlimm, dass Sie damals nicht zugeschlagen hat ...

Bis die Tage!

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