Kostenkontrolle Erste Wohnung: 7 Spartipps bis zur ersten Jahresabrechnung
Wuppertal · Was eine Wohnung wirklich kostet, zeigt sich erst, wenn ein Jahr vergangen ist. Bis dahin ist es clever, auf die Kostenbremse zu treten – aber auf clevere Art und Weise.
22,9 Jahre bei Frauen, 24,4 Jahre bei Männern – so lange dauert im Schnitt das süße Leben im weltbekannten „Hotel Mama“. Doch wenn der Auszugstag da ist, die große Freiheit lockt, der vielfach letzte Schritt ins Erwachsenenleben getan werden will, vergessen viele junge Menschen bei aller Euphorie, dass sie nun weitgehend unbekanntes Terrain betreten. Natürlich, die Miete steht fest und ist fest kalkulierbar. Doch was ist mit Wasser, Heizung und den ganzen anderen Neben- bzw. (korrekter) Betriebskosten, deren Bezahlung die neue Freiheit ebenso bedingt und die von vielen Vermietern als monatliche Vorauszahlungen verlangt werden? Bei ihnen ist viel schlechter abschätzbar, wie deckungsgleich Vorauszahlung und Endsumme tatsächlich sein werden.
Und so erlebten viele junge Menschen nach Ablauf des ersten Jahres in der Wohnung eine unschöne Überraschung: Es wird wesentlich teurer als vermutet; der Vermieter stellt berechtigte Nachzahlungsforderungen. Wer diese finanzielle Bredouille vermeiden will, muss sich nur im ersten Jahr etwas zurückhalten und finanziell sorgsam agieren. Einige Dinge eignen sich dafür besonders gut.
1. Keine falsche Zurückhaltung
Was Wasser, Heizung und Co. insgesamt kosten, lässt sich kaum abschätzen? Dann wäre es doch das Beste, hierbei besonders enge Sparschrauben anzulegen. Immerhin böten sich bis zum Wäschewaschen bei den Eltern diverse Möglichkeiten an. Und wenn es im Herbst kühl wird, bleibt die Heizung eben aus. So zumindest denken manche jungen Menschen.
Leider ist das jedoch falsch. Denn wer so lebt, lebt völlig verzerrt. Er generiert zwar sehr sparsame, aber dadurch auch völlig unrealistische Verbräuche. Natürlich wird so die erste Betriebskostenabrechnung ein großes Plus generieren, sodass Nachzahlungen kein Thema sind. Dennoch ist nach wie vor unbekannt, was die Wohnung wirklich kostet.
Durch diese falsche Sparsamkeit wird das Problem einfach ans Ende des zweiten Jahres transferiert – unterdessen wird der Genuss der neuen Freiheit durch die übertriebenen Sparmaßnahmen nachhaltig gehemmt. Nein, wer in die erste Wohnung zieht, sollte darin völlig „normal“ leben – nicht übermäßig viel verbrauchen, aber auch nicht unrealistisch sparsam sein. Nur so gelingt eine realistische Kosteneinschätzung. Das bedeutet im Umkehrschluss, alle Sparmaßnahmen sollten vornehmlich dazu dienen, dadurch eventuell entstehende Nachzahlungen abzufedern.
2. Accounts – wo erlaubt – teilen
Amazon, Netflix, Spotify und Co. Zum heutigen Leben junger Menschen gehört es, dass Abo-Accounts für derartige digitalmediale Inhalte abgeschlossen werden. Und natürlich können sie alle theoretisch durch die Weitergabe der Login-Daten auch von mehreren Personen genutzt werden.
An diesem Punkt bietet sich eine gute Option zur Kostenkontrolle. Denn auch wenn nicht alle Anbieter es explizit erlauben, es bei manchen eine Grauzone darstellt, so ist Account-Sharing vielfach „innerhalb eines Haushalts“ erlaubt – und das kann mitunter auch einen Nachbarn im gleichen Mietshaus inkludieren, mit dem Account und Kosten geteilt werden. Apropos Nachbarn:
3. WLAN-Sharing
WLAN hat heute fast jeder. In engbebautem Gebiet stören sich sogar manchmal die Signale wegen der wenigen zur Verfügung stehenden Kanäle. Und es braucht nur einen Klick auf die WLAN-Liste seines Geräts um festzustellen, dass auch Netzwerke weit jenseits der eigenen Wohnung angezeigt werden – also in Reichweite sind.
Nicht zuletzt, weil seit 2017 die Störerhaftung für WLAN-Betreiber abgeschafft wurde, ist es eine rechtssichere Option, sich mit einem Nachbarn zusammenzutun – der Signalstärke wegen aber einem aus dem gleichen Haus, am besten dem gleichen Stockwerk oder höchstens einem darüber oder darunter; was vor Ort funktioniert, lässt sich durch eine Signalstärkemessung herausfinden. Bei Windows 10 funktioniert das sogar mit einem Systemtool.
Auch hierbei gilt dann: Einer hat den Vertrag, aber beide bezahlen 50-50 und sparen so viel Geld.
4. Marken nur als Schnäppchen
Selbst wer nicht ganz dem oben genannten statistischen Alter entspricht, unterliegt meist zumindest einem gewissen Diktat der zeitgeistigen Jugendmode. Natürlich, es lässt sich viel Geld sparen, wenn die ganze Kleidung vom Second-Hand-Laden oder dem No-Name-Discounter stammt; aber für viele junge Menschen ist das einfach keine Option.
Seien es Oberteile, Hosen respektive Röcke, Accessoires oder Schuhe. Wenn es Markensachen sein sollen, dann ausgewählte Angebote. Vor allem online lassen sich hier einfach günstige Angebote finden. Also nicht beim Store der jeweiligen Marke, sondern in Geschäften, die mehrere Marken offerieren und wo deshalb mehr Schnäppchen möglich sind. Besonders wirksam ist diese Methode am tiefsten Punkt jedes Outfits, bei den Schuhen, da diese Stücke leicht dreistellig kosten. Ähnlich gut gelingt es auch bei Accessoires, beispielsweise Handtaschen, Caps usw. Und besonders bei hochpreisigen Stücken jedes Outfits sollte auch ein Blick zu Preisvergleichsportalen üblich sein – und sei es nur deshalb, um eine Ahnung zu bekommen, was preislich möglich ist.
5. Kontrolliert kaufen
Deutschland mag ein Land der Bargeldzahler sein. Doch je jünger die Altersgruppe, desto kleiner ist deren Anteil daran. Bei jungen Menschen überwiegen Giro- und Kreditkarte, sowie Zahlungsdienstleister und neuerdings auch immer stärker mobiles Zahlen.
Doch so komfortabel diese Zahlungsarten auch sind, im ersten Jahr nach dem Auszug sollten sie nur sehr, sehr sparsam verwendet werden. Der Grund: Bei all diesen Methoden erfolgt das Geldausgeben als abstrakte Handlung. Eine Karte wird eingesteckt, ein Button gedrückt, ein Handy gegen ein Terminal gehalten. Und da die Abbuchungen teilweise erst Tage später erfolgen, ist es nicht nur leicht, den Überblick über die Ausgaben zu verlieren, sondern dadurch viel mehr auszugeben, als zur Verfügung steht – dahinter steckt nebenbei einer der Hauptgründe für Überschuldung bei jungen Menschen.
Doch wie vorgehen? Ganz einfach:
- Alle Offlinekäufe diszipliniert mit Bargeld tätigen. Dadurch sieht man direkt, was ausgegeben wird;
- Bei Onlinekäufen die Summe sofort (händisch) in eine Kladde eintragen;
- Einmal wöchentlich durch Kontoauszüge oder Onlinebanking einen Blick auf Kontoinhalt und die Ausgabenpunkte werfen.
Der Effekt ist ein kontrollierter Geldabfluss, der niemals Überraschungen birgt. Und wer dem noch eine Spitze aufsetzen will, gewöhnt sich an, beim Nachhausekommen alle Münzen unterhalb eines Eurostücks in ein Sparschwein zu stecken; auch damit kommen innerhalb eines Jahres hohe Summen zusammen.
6. Sonderangebote nur bei Notwendigkeit nutzen
Fast jeder Discounter und Supermarkt hat jede Woche neue Dinge im Angebot. Immer sind sie reduziert, teilweise sogar stark. Doch sparen Käufer wirklich, wenn sie konsequent nur Angebote kaufen? Nein, nicht automatisch.
Denn das Prinzip funktioniert nur dann, wenn bei der Sonderaktion Dinge erworben werden, die sowieso auf dem Einkaufszettel* stehen. Wer sich hingegen nur durch den verringerten Preis dazu überreden lässt, etwas zu kaufen, geht einem Lockangebot auf dem Leim; er spart nicht, sondern gibt tatsächlich noch mehr aus.
Ergo: Angebote sollten nur genutzt werden, wenn das Produkt sowieso benötigt wird.
*Einkaufszettel sind ebenfalls eine sehr gute Methode zum Sparen. Wer konsequent nur das in den Einkaufswagen legt, was darauf steht, ist viel weniger anfällig für Lockangebote; eben auch vermeintliche Schnäppchen.
7. Ganz konsequent selbst kochen
Egal wie selbstständig es im Hotel Mama zuging, die erste Wohnung legt in den meisten Fällen ein weit höheres Level an, was Hausarbeiten anbelangt. Und wer den ganzen Tag mit Studium oder Arbeit verbringt, hat abends verständlicherweise keine große Lust, mehr als nötig zuhause zu machen.
Die vielleicht beliebteste Abkürzung ist der Griff zur Karte des nächsten Pizzalieferdienstes oder ein Gang zum örtlichen Burger- oder Dönerladen. Ohne näher auf die kalorischen Nachteile einer solchen Ernährung eingehen zu wollen, ist das auch monetär eine weitverbreitete und falsche Vorgehensweise. Denn es gilt:
Je stärker eine Mahlzeit vorpräpariert wurde,desto teurer ist sie pro Gewichtseinheit
Das bedeutet erstens, dass Selberkochen immer sparsamer ist als Essen auswärts. Aber auch bei Selbstgekochtem gibt es noch Preisabstufungen, und zwar die Fertigungsstufen von Convenience-Produkten.
Auch hier gilt: Je weniger in der Küche noch zu tun ist, desto teurer wird die Speise. Das ist vor allem deshalb kritisch, weil Eigenleistung an Herd und Arbeitsplatte oft einen kaum merklichen Mehraufwand bedeutet – etwa das Würzen eines halben Tiefkühlhähnchens statt einem, das bereits fertig gewürzt aus der Packung kommt.
Zusammengefasst
Die erste Betriebskostenabrechnung birgt vielfach teure Überraschungen. Wer das in seiner ersten Wohnung vermeiden will, lebt bis dahin nicht künstlich spartanisch, sondern achtet an anderer Stelle darauf, dass er nicht zu viel ausgibt – auf diese Weise lassen sich binnen eines Jahres in der Regel mehr als genug Geldreserven zusammenbringen, ohne dass die neugewonnene Freiheit in übermäßigen Verzicht ausartet.