Kommentar über Blitzer-Zahl in Wuppertal Dann muss man eben zücken ...

Wuppertal · Es scheint ein Reflex zu sein: Kaum taucht irgendeine wie auch immer zustande gekommene „Erhebung“ (gerne auch mal ganz seriös auf Grundlage von „Likes“ und Internet-Kommentaren) auf, schon steigt bei einigen der Adrenalinpegel.

Der Blitzer auf der Briller Straße.

Der Blitzer auf der Briller Straße.

Foto: Simone Bahrmann

Diesmal will eine Berliner Anwaltskanzlei ermittelt haben, dass Wuppertal die höchste Blitzerdichte aller deutschen Städte aufweise. Gemessen an der vorhandenen Straßenfläche seien hier pro 1.000 Hektar Straße 26,1 Messgeräte aufgestellt.

Als Erster zuckte der FDP-Landtagsabgeordnete Marcel Hafke und forderte OB Schneidewind auf, die Standorte nun zu überprüfen: „Blitzer sind nicht dazu da, die Stadtkasse zu füllen. Sie sollen dort, wo eine erhöhte Unfallgefahr besteht, zu mehr Verkehrssicherheit beitragen. Die enorme Dichte an Blitzern in Wuppertal ist für mich daher nicht zu rechtfertigen. Die Stadt sollte prüfen, welche Blitzer tatsächlich zu mehr Verkehrssicherheit beitragen – sprich an Stellen stehen, an denen eine erhöhte Unfallgefahr besteht.“

Sicher, das Thema ist öffentlichkeitswirksam. Nun ist es aber so, dass die Standorte von der Verkehrsunfallkommission festgelegt werden – und damit die Prüfung bereits gelaufen ist. Zudem sind Städte etwa wegen der unterschiedlichen Topographie nur bedingt miteinander zu vergleichen. Und die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die in ihrem Wohnareal deutlich häufigere Kontrollen fordern, wirklich nicht gering. Fast täglich läuft in der Redaktion mindestens eine Mail auf mit der Bitte, sich der Angelegenheit „Raserei“ anzunehmen.

Nicht zuletzt sind fest installierte Starenkästen für die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer deutlich „freundlicher“ als die mobilen, wesentlich schlechter einsehbaren und zu merkenden Standorte der Polizei.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass die CDU im vergangenen Jahrhundert vehement forderte, den Starenkasten auf der Ronsdorfer Straße / Ecke Am Walde abzubauen. Das setzte sie mit ihrer Ratsmehrheit seinerzeit auch um. Die Folge: Innerhalb weniger Monate kam es dort zu mehreren heftigen Unfällen, weil Autos eben sehr viel schneller als mit 70 km/h aus Elberfeld in Richtung Lichtscheid unterwegs waren und mit abbiegenden Pkw zusammenstießen. Woraufhin die Verkehrsunfallkommission beschloss, den Starenkasten besser doch wieder aufzustellen.

Natürlich kommen die Einnahmen aus der stationären Geschwindigkeitsüberwachung der Stadtkasse zu Gute, das stimmt. Aber warum auch nicht? Wer geblitzt worden ist, war eben zu schnell. So ärgerlich das für die Betroffenen (auch ich gehöre zuweilen dazu) auch ist. Oder wie es damals mein Fahrlehrer ganz emotionslos sagte: „Jung, dann musse eben zücken.“

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