Aktion gegen Wetzlar BHC unterstützt die Herzinitiative
Wuppertal · Am Sonntag (6. November 2022) um 16:05 Uhr empfängt der Handball-Bundesligist Bergischer HC in der Wuppertaler Uni-Halle die HSG Wetzlar. In diesem Rahmen stellt die Wuppertaler Herzinitive ihre Projekt „Mobile Retter“ vor.
Vor etwas mehr als einem Jahr musste an selber Stelle diese Paarung knapp zehn Minuten vor dem Ende aufgrund eines medizinischen Notfalls auf den Zuschauerrängen abgebrochen werden. Kurze Zeit nach dem Spielabbruch kam es innerhalb des Staff-Teams des BHC zu einem weiteren medizinischen Notfall – in beiden Fällen hatte die medizinische Ursache einen kardiologischen Hintergrund.
„Das war sicherlich ein dramatischer Tag. Es ist ja nicht alltäglich, dass es in so kurzer Zeit gleich zu zwei derartigen Ereignissen kommt“, erinnert sich Dr. Michael Coll Barroso, der die BHC-Profis betreuende Sportkardiologie im medizinischen Netzwerk der Löwen. „Ich bin bis heute froh sagen zu können, dass die Erstversorgung dank aller Beteiligten jeweils gut funktioniert und alle Rädchen ineinandergegriffen haben. Umso trauriger waren wir, als wir erfahren haben, dass der Zuschauer einige Tage später im Krankenhaus verstorben ist. Wir haben die Geschehnisse aber zum Anlass genommen uns zu fragen, wo wir den Verein medizinisch noch besser aufstellen können.“
Nicht nur aufgrund der Erlebnisse waren Spieler, Trainer und Offizielle sofort für die Thematik sensibilisiert und hatten großes Interesse daran, für eine derartige Ausnahmesituation gut vorbereitet zu sein. „Der BHC ist stetig bestrebt, sowohl die medizinische Versorgung der Profis aber auch aller Mitglieder im Verein zu optimieren und weiter zu professionalisieren. Das passiert ruhig, unaufgeregt und ohne großes Tamtam, was ich sehr angenehm empfinde“, beschreibt Coll die folgende Entwicklung.
So wurde zeitnah ein automatischer Defibrillator für die Profis angeschafft, der bei jeder Trainingseinheit und Ligaspiel zur Standardausrüstung der betreuenden Physiotherapeuten gehört. Auch die Spieler, Trainer und Staff-Team wurden im Rahmen eines Reanimationstrainings an dem Gerät geschult. Als nächster Schritt stehen Überlegungen zur Einbringung der Thematik im Gesamtverein an.
Die Thematik eines akuten Herz-Kreislauf-Stillstandes kann jeden treffen, egal welchen Alters oder Zustand der körperlichen Fitness. Auch unter Profisportlern haben sich in den vergangenen Jahren die Vorfälle gehäuft. Doch was versteht man genau unter einem plötzlichen Herztod?
Dr. Michael Coll Barroso: „Der plötzliche Herztod tritt infolge eines akuten Herz-Kreislauf-Stillstandes auf. Es gibt verschiedene Ursachen für den plötzlichen Herztod. Bei Menschen über 35 Jahren liegt meisten eine Durchblutungsstörung des Herzens vor. Bei Jüngeren kommen angeborene Herzerkrankungen oder eine Herzmuskelentzündung – zum Beispiel durch einen verschleppten Infekt - in Betracht. Plötzlich tritt dann eine Herzrhythmusstörung auf, meist das sogenannte Kammerflimmern. Von nun an zählt wirklich jede einzelne Minute. Vor allem die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes muss dann überbrückt werden. Hier kann Jeder helfen. Außer den Notruf abzusetzen sollte man wissen, wie eine Herzdruckmassage funktioniert und sich auch trauen sie durchzuführen. Das ist einfacher als man denkt.“
Am Sonntag ist die Wuppertaler Herzinitiative mit dem von ihr finanzierten und organisierten Projekt „Mobile Retter“ beim Heimspiel gegen die HSG Wetzlar zu Gast und wird im Foyer der Unihalle den Verein und das Projekt vorstellen, Reanimation an einer Puppe demonstrieren und Interessierte unter Anleitung selbst ausprobieren lassen. Zudem steht Prof. Dr. Hartmut Gülker, ehemaliger Leiter des Wuppertaler Herzzentrums und Vorstandsvorsitzender der Herzinitiative, in einem Interview unmittelbar vor Anwurf des Heimspiels in der Halle zu Zielen und Unterstützungsmöglichkeiten des Vereins Rede und Antwort stehen.
„Ich freue mich sehr über die Unterstützung und Kooperation des Bergischen HC mit der Wuppertaler Herzinitiative und den ,Mobilen Retter‘ Wuppertal. Dies ist ein tolles Projekt mit einer genialen Idee, möglichst viele qualifizierte Ersthelfer auszubilden und sie Smartphone-basiert zu alarmieren und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes aufgrund örtlicher Nähe bereits lebensrette Erstmaßnahmen einzuleiten“, blickt Dr. Michael Coll Barroso auf die Aktionen des bevorstehenden Heimspiels in der Wuppertaler Uni-Halle.