Ältere Menschen in Wuppertal Schneidewind: „Ich sehe mich in der Rolle des Anstoßers“

Wuppertal · Uwe Schneidewind ist seit November Wuppertals Oberbürgermeister. „Evergreen“, das Magazin der Wuppertaler Rundschau für mehr Lebensqualität im Alter, sprach mit ihm über seine Sicht auf die Situation von Seniorinnen und Senioren in Wuppertal und die Arbeit des Seniorenbeirats.

 Wuppertals OB Uwe Schneidewind.

Wuppertals OB Uwe Schneidewind.

Foto: Christoph Petersen

Der Seniorenbeirat versteht sich als politische Stimme der rund 75.000 Wuppertaler über 65 Jahre. Wie sehen Sie seine Rolle?

Schneidewind: „Der Seniorenbeirat leistet seit 1997 einen ganz wichtigen Beitrag für die ,Best ager‘ in Wuppertal: Seine Mitglieder vertreten mit Erfolg die Interessen der älteren Bürgerinnen und Bürger der Stadt. In seiner Funktion kann der Seniorenbeirat seine Anträge in die politischen Gremien der Stadt einsteuern. Damit hat er ein Instrumentarium, um die Anliegen der älteren Menschen zu vertreten und ihnen eine Stimme zu geben. Das ist aus meiner Sicht seine besondere Aufgabe: dieser Altersgruppe Gehör zu verschaffen und ihre Bedürfnisse in die politische Beratung einzubringen. Denn schließlich machen die Menschen über 65 fast ein Viertel der Wuppertaler Bevölkerung aus!“

Für viele Senioren waren die vielen Monate der Kontaktbeschränkungen eine besonders belastende Zeit. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Schneidewind: „Das war und ist besonders für ältere Menschen eine sehr schwere Zeit. Sie sind als Hochrisikogruppe sehr gefährdet und müssen besonders aufpassen, um eine Infektion zu vermeiden. Ein solches vorsichtiges Verhalten fordert einen hohen Preis: den Verzicht auf Sozialkontakte. Das ist für alle Menschen ein großes Opfer und gerade für die Älteren oft schmerzhaft – denn den Kontakt zu Kindern und Enkeln, engen Freundinnen und Freunden oder anderen Bezugspersonen zu reduzieren, führt leider in vielen Fällen zu Einsamkeit und Isolation. Daher finde ich es ganz wichtig, Wege zu finden, wie man eine solche Situation vermeiden kann. Die aktuelle Impfkampagne ist einer davon, die Zulassung von Selbsttests eine weitere – das macht mir ein bisschen Hoffnung.“

Wenn quasi täglich über Todesfälle von Wuppertaler Senioren im Zusammenhang mit Corona berichtet wird – belastet einen das als Oberbürgermeister auch ganz persönlich?

Schneidwind: „Natürlich ist das etwas, was mich als Oberbürgermeister sehr beschäftigt und auch trifft. Die hohen Todeszahlen zur Jahreswende waren sehr bedrückend für mich und auch für alle anderen, die in dieser Pandemie hier bei uns Verantwortung tragen. Glücklicherweise sinken mit der Anzahl der Infektionen auch die Todeszahlen. Doch die steigende Zahl der Fälle mit Virus-Mutationen macht uns Sorgen. So müssen wir uns sicher noch weiter auf Einschränkungen einstellen, bis wir diese Pandemie hinter uns lassen können.“

Viele Senioren tun sich mit digitalen Wegen der Kontaktaufnahme noch schwer. Wie können ältere Wuppertaler Bürger Ihnen „analog“ wichtige Anliegen ganz persönlich ans Herz legen?

Schneidewind: „Ich bin natürlich für alle Menschen in Wuppertal auf verschiedenen Wegen erreichbar. Wer nicht via E-Mail zu mir Kontakt aufnehmen kann oder möchte, kann natürlich auch den Postweg wählen und mir schreiben. Ich verstehe die Verwaltungsarbeit als eine große Gemeinschaftsaufgabe und möchte die Verantwortlichen der jeweiligen Fachbereiche gern in die Problemlösungen einbeziehen. Daher gebe ich Anregungen gern an die zuständigen Stellen weiter und sehe meine Rolle in der eines Vermittlers und ,Anstoßers‘.“

Fehlende öffentliche Toiletten im Stadtgebiet sind für viele ältere Bürger im Alltag ein echtes Problem. Der Seniorenbeirat fordert hier schon seit vielen Jahren Verbesserungen, ohne dass sich etwas bewegt. Können Sie ihm Hoffnung machen?

Schneidewind: „Das ist ein Thema, für das es keine einfache Lösung gibt. Aktuell gibt es im Stadtgebiet zehn öffentliche Toiletten, die tägliche Reinigung ist Standard. Leider sind sie dennoch häufig Ziel von Vandalismus. Die Planungen sehen vor, das Thema in diesem Jahr wieder aufzunehmen, um durch einen Arbeitskreis unter Beteiligung der Politik eine Neukonzeptionierung vorzunehmen. Ich hoffe, dass wir in diesem Anlauf zu einer guten Regelung kommen.“

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